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Aber ausländische Konzerne berichten von schwacher Entwicklung China: Erstes Hoffnungszeichen für schwache Wirtschaft?

China Wirtschaft Erholungszeichen

Während der offizielle China Einkaufsmanager (PMI) Service seit März rückläufig ist, überraschte der Caixin PMI im Juli mit einem bemerkenswerten Anstieg. Dieser unerwartete Aufwärtstrend wirft ein Licht auf das dynamische Gesicht der chinesischen Service-Industrie, die sich trotz einiger Herausforderungen ordentlich behauptet.

Neben den Aufstiegen privater Unternehmen, die die wirtschaftliche Erholung in China vorantreiben, sorgen multinationale Firmen für interessante Einblicke in Chinas Geschäftsentwicklung. Ihre jüngsten Berichte zeichnen ein facettenreiches Bild, das sowohl von Hoffnung als auch von Unsicherheiten geprägt ist.

Das Frachtraten-Benchmarking-Unternehmen Xeneta berichtet von Veränderungen in den Containerraten aufgrund von sich änderndem Bedarf und steigenden Kapazitäten. Diese Entwicklungen werfen zusätzliche Fragen über die Zukunft des Handels mit China auf, da die globale Wirtschaft weiterhin mit Herausforderungen konfrontiert ist.

Laut dem Frachtraten-Benchmarking-Unternehmen Xeneta fallen die langfristigen Containerraten derzeit aufgrund von sich änderndem Bedarf und steigenden Kapazitäten, waehrend der WCI steigende Frachtraten vermeldet

Caixin Service PMI: Starker Start für  Service-Industrie in China ins 3. Quartal

Während der offizielle China Einkaufsmanager (PMI) Service seit März fällt, stieg der Caixin PMI im Juli entgegen der Erwartung der Markteilnehmer auf 54.1 gegenüber 53.9 im Juni. Caixin selbst spricht von einem „starken Start in das dritte Quartal“. Ferner spricht die Publikation von einem soliden Wachstum auf allen Ebenen. Die Firmen berichten von einer wachsenden Anzahl von Kunden, die in mehr neuen Aufträgen münden. Ebenso, wenn auch auf schwachen Niveau, wächst die Nachfrage an Arbeitsplätzen in diesem Bereich. Lediglich die Aussichten für die nächsten zwölf Monate seien etwas schwächer.

Damit liest sich der Einkaufsmanager Service von Caixin praktisch spiegelverkehrt zu dem staatlichen Service PMI. Dieser spricht von weniger Aufträgen, schwächerer Beschäftigung, aber hohen Erwartungen an die nächsten zwölf Monate.

Der Caixin PMI konzentriert sich mehr auf kleinere und private Unternehmen, wohingegen der offizielle PMI eher größere und staatliche Firmen umfasst. Die beiden Indizes spiegeln wieder, dass die wirtschaftliche Erholung von den privaten Unternehmen ausgeht, während die staatlichen Einheiten als Sicherheitsnetz operieren.

Multinationale Firmen berichten von eher schwacher Geschäftsentwicklung in China

In der laufenden Berichtsaison kommentieren multinationale Firmen über ihre Geschäftsentwicklung in China, die den Eindruck vermittelt, wie zerbrechlich der Markt sich im Allgemeinen darstellt, auch wenn es Ausnahmen gibt. Hier einige Aussagen:

Procter & Gamble: Der Konsummittelhersteller meldete für das vierte Quartal einen Rückgang des Gesamtvolumens um 1 %, der hauptsächlich auf eine schwächere Nachfrage in der Region Greater China zurückzuführen ist.

Intel: „Der chinesische Markt hat sich nicht so stark erholt, wie die Leute insgesamt erwartet hätten“, sagte Intel-CEO Pat Gelsinger.

AbbVie Inc.: Der Botox-Hersteller sagte, dass sich die Preise für ästhetische Behandlungen in China vollständig auf das Niveau vor der COVID-Krise erholt haben und rechnet weiterhin mit einem starken Wachstum für den Rest des Jahres in diesem Land.

Mastercard: Der grenzüberschreitende Inland-Reiseverkehr nach China lag bei fast 50% des Niveaus von 2019, während der Ausland-Reiseverkehr fast 70% betrug, so das Unternehmen.

Anglo American: Das globale Bergbauunternehmen sagte, es sei überrascht gewesen, wie langsam die Wiedereröffnung Chinas gewesen sei, glaubte aber, dass eine Erholung im Gange sei.

L’Oreal: Der chinesische Markt „erholt sich wirklich“, wenn auch „nicht mit der Geschwindigkeit, die sich jeder erhofft hatte“, sagte L’Oreal-CEO Nicolas Hieronimus gegenüber Reuters.

Mobileye: Global verzeichnete eine schwache Nachfrage nach seiner Fahrerassistenz-Technologie in China.

Coca-Cola: Das Unternehmen verzeichnete eine starke Nachfrage nach einigen Saftprodukten in China, wies aber auch auf den Abbau von Lagerbeständen im zweiten Quartal hin.

Seagate: Der Hersteller von Computer-Hardware sagte, dass seine Technologie-Performance im vierten Quartal durch das ungleichmäßige Tempo der chinesischen Wirtschaftserholung beeinträchtigt wurde.

LG Energy: Das Unternehmen warnte vor einer schwächeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in China als zuvor erwartet.

Thermo Fisher: Das Unternehmen verzeichnete im zweiten Quartal eine deutliche Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität in China. „Wir halten es für angemessen, davon auszugehen, dass dieser Zustand auch für den Rest des Jahres anhält“, sagte CFO Stephen Williamson.

Visa: „Was speziell das chinesische Festland betrifft, so hat sich der grenzüberschreitende Reiseverkehr weiter verbessert, bleibt aber deutlich unter dem Niveau von 2019“, sagte CFO Vasant Prabhu.

LVMH: Der französische Luxusgüterriese verzeichnete im zweiten Quartal einen starken Aufschwung in China.

3M Co: Das Industriekonglomerat wies auf eine anhaltend schwache Nachfrage nach Unterhaltungselektronik in China hin.

GE Healthcare: Das Unternehmen verzeichnete im letzten Quartal eine verbesserte Nachfrage nach medizinischen Geräten in der Region, die sich voraussichtlich fortsetzen wird, da China nach dem Ende der Pandemie einem verbesserten Zugang zur Gesundheitsversorgung Priorität einräumt.

Dow Inc.: Der Chemiehersteller sagte, dass der erwartete Aufschwung nach dem Ende der Pandemiebeschränkungen noch nicht vollständig eingetreten sei.

EssilorLuxottica: Der Hersteller von Luxusbrillen profitierte im zweiten Quartal weiterhin von einer Erholung in China.

NXP: Der Chiphersteller teilte mit, dass die chinesischen Exportbeschränkungen für bestimmte Gallium-Halbleiter und Germanium-Produkte keine Auswirkungen auf das Unternehmen hatten.

ABB: Das Maschinenbauunternehmen verzeichnete im Quartal weniger neue Aufträge aus China und erklärte, dass einige Kunden ihre Investitionen aufgrund der geopolitischen Spannungen in andere Teile Asiens verlagern.

Citigroup: Der Kreditgeber sprach von der „größten Enttäuschung“, da sich das Wachstum nach einem anfänglichen Aufschwung nach der Wiedereröffnung verlangsamte.

Automarkt in China weiter schwach – Alternative nähern sich 40%-Anteil

Nach vorläufigen Daten des China Passenger Car Association (CPCA) war der Automarkt im Juli schwach. Es wurden im Jahresvergleich 4,8% weniger PKWs verkauft, gegenüber Juni sogar 8,6% weniger. Dagegen stieg der Anteil der alternativ angetriebenen Personenwagen (NEV) auf 37,3%. Insgesamt wurden 1,734 Mio Einheiten verkauft, davon 647,000 Einheiten, wovon BYD nach eigenen Angaben 262,000 auf nach eigenen Angaben auf BYD entfallen, mit alternativen Antrieben oder 33% mehr als im Juli 2022 aber 3% weniger als im Juni.

Dass BYD auch weiter auf eine starke Expansion setzt, kann auch aus den Neueinstellungen abgelesen werden. BYD rekrutierte allein 31,800 Universitätsabsolventen, die zu 80% in der Entwicklung eingesetzt werden sollen.

Minenschließungen in Myanmar treiben Zinn-Preise

Der Wa-Staat, eine quasi autonome Region in Myanmar, direkt an der Grenze zu China gelegen, schloss zum ersten August alle seine Zinn-Minen. Der Wa-Staat will nach eigener Aussage seine Ressourcen schonen. China, der größte Verarbeiter von Zinn, bezieht 2/3 seines Zinn-Bedarfs aus Myanmar und insgesamt etwa 58% aus dem Wa-Staat. Dies hat zu einer Preis-Rally für einige Rohstoff-Futures geführt. Zinn stieg um 5%, Nickel um 2%. Der Stahlpreis stieg im Vergleich zur Vorwoche um 0,3%.

Einen schwächere Verteuerung als in den letzten drei Wochen sah der Kohle-Preis um 1,5%, während der Lithium-Preis um beachtliche 8% fiel. Die Preise für Rohmaterialien gaben um 0,4% nach. Damit bestätigt dieser Index die schwache Auftragslage des verarbeitenden Gewerbes, wie aus den Berichten zum offiziellen PMI bzw. Caixin PMI hervorgehen.

Ankündigungsmarathon in Beijing – und stoppt die Veröffentlichung des Konsumentenvertrauensindex

Derzeit vergeht kaum ein Tag in Beijing, an dem nicht irgendeine Behörde neue Maßnahmen zur Förderung des Konsums ankündigt. Zu den kuriosesten Maßnahmen gehört, dass seit März der Index für das Konsumentenvertrauen nicht mehr veröffentlicht wird. Dieser wurde seit 30 Jahren Monat für Monat publiziert. Allerdings sind bei den angekündigten weder konkrete Schritte zu erkennen, noch unterscheiden sie sich sehr.

Im Wesentlichen sollen weiter Anreize geschaffen werden, dass mehr e-Autos, mehr Haushaltsgeräte, also langfristige Konsumgüter und Erleichterungen beim Immobilienerwerb. Zusätzlich geht in vielen Ankündigungen um die Verbesserung der Ladeinfrastruktur. Derweil steigt die Verschuldungsrate der privaten Haushalte auf 63,5% des Bruttoinlandprodukts (BIP) im zweiten Quartal diesen Jahres.

Gleichzeitig nimmt der Anteil des privaten Konsums am BIP seit den 1980er-Jahren kontinuierlich ab. Damals lag er bei über 50% am BIP, mittlerweile ist der Anteil des privaten Konsums auf unter 40% gefallen. Alle angekündigten Stimuli werden allerdings ihr Ziel, solange das verfügbare Einkommen der Haushalte nicht zunimmt. Der einzige Effekt der eintreten wird ist, dass die Haushaltsausgaben kurzfristig umgelenkt werden.

Am Mittwoch kündigte das chinesische Finanzministerium an, die Befreiung von Kleineren und mittleren Unternehmen (SME) von der Mehrwertsteuer für weitere vier Jahre bis 2027 auszweiten. Wie mehrere Analysten anmerkten, sind nicht die Steuern das Problem, sondern fehlende Einnahmen.

Langfristige Containerraten fallen wegen weniger Bedarf und höherer Kapazitäten

Das Frachtraten-Benchmarking-Unternehmen Xeneta berichtet, dass die langfristigen Frachtraten für Container derzeit durch eine Mischung aus weniger Bedarf und höheren Kapazitäten fallen. Im Juni wurden 300.000 TEU durch 40 neue Schiffe dem Markt hinzugefügt. Dadurch seien, was auch immer auf der Nachfrageseite passieren möge, Überkapazitäten nicht zu vermeiden. Im ersten Halbjahr wurden bereits 990.000 TEU durch Schiffneubauten ausgeliefert. Verklausuliert scheint Xeneta auch davon auszugehen, dass sich das zu verschiffende Volumen trotz der Hochsaison nicht signifikant erhöhen wird.

Trotz dieser Aussage stieg der Drewry World Container Index (WCI) kräftig um 11,8%. Getrieben wurde diese Steigerung nicht nur durch teurere Transitpreise von China in die USA und Europa, sondern auch durch höhere Kosten von den USA nach China. Dabei stiegen die Preise auf der Route Shanghai-Rotterdam um satte 25%.



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