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Die grossen Wachstumsraten sind für China vorbei China: Fake Zahlen – hat das BIP nur um 1,5 Prozent zugenommen?

Rein politische Zahl

China BIP Fake-Zahlen

Während das offizielle Wirtschaftswachstum in China 5,2% betragen soll, gehen Experten von einer wesentlich niedrigeren Steigerungsrate aus. Die Rhodium-Gruppe spricht sogar nur von einem Wachstum von 1,5% aus.

China und seine Wirtschaft: Die politischen 5 Prozent Wachstum

Nicht das Nationale Bureau für Statistik (NBS) veröffentlichte das offizielle Wirtschaftswachstum, sondern Premierminister Li Qiang auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Dies zeigt schon, dass es sich um eine rein politische und nicht um eine statistische Größe handelt. In der Tat ist in kaum einem Land die Höhe des Wirtschaftswachstums so politisch wie in China. Dies hängt mit dem chinesischen Gesellschaftsvertrag zusammen. Dieser sieht vor, dass die kommunistische Partei das Land in einer „Diktatur des Proletariats“ praktisch ohne Beteiligung des Volks regieren darf, während sie im Gegenzug für den Wohlstand der Bevölkerung sorgt. Falls also die Partei nicht mehr für einen ausreichenden Zuwachs an Wohlstandswachstum sorgen kann, wird der Gesellschaftsvertrag obsolet und damit der Herrschaftsanspruch der kommunistischen Partei.

Ein Wirtschaftswachstum von 5,2 % mag sich in Europa viel anhören, wo Wachstumsraten von 2-3% schon hoch sind. Die Länder Europas sind jedoch im Gegensatz zu China entwickelte Volkswirtschaften, während China immer noch ein Schwellenland ist, das seine Wirtschaft erst noch entwickeln muss. In der Tat zeigt das vergangene Jahr das schwächste Wachstum seit Jahrzehnten.

Mit 5,2% Steigerung der Wirtschaft liegt über dem Ziel von „um 5%“, das der damals scheidende Ministerpräsident Li Keqiang bei den „Zwei Sitzungen“ im Frühjahr ausrief. Und es liegt knapp über dem Wert, den man als das „Höllental“ bezeichnen könnte. Als Faustregel gilt, dass ein Wachstum unter 5% nicht ausreicht, um genügend neue Arbeitsplätze für die neue Generation bzw. für die Arbeitnehmer zu schaffen, die von Rationalisierungsmaßnahmen betroffen sind. Daraus wird deutlich, warum China-Experten der Kennzahl für die Jugendarbeitslosigkeit eine so hohe Bedeutung beimessen, denn sie lässt einen direkten Rückschluss darauf zu, wie hoch das Wirtschaftswachstum wirklich ist. Bis Juni lag sie bei fast 25%, bis diese Kennzahl nicht mehr veröffentlicht wurde. Am Mittwoch wurde die Arbeitslosenquote bei Heranwachsenden mit 14,9% angegeben.

Entgegen kam China, dass die Vergleichsbasis niedrig war. 2022 war geprägt von den Lockdowns durch die „Zero-Covid“-Strategie der chinesischen Regierung. Das schwächte massiv die wirtschaftlichen Aktivitäten. Und Menschen, die eingesperrt sind, geben naturgemäß weniger Geld für Konsumgüter aus. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum seit 2019 betrug nur noch 5,4% im Mittel, wesentlich weniger als die Wachstumsraten jenseits der durchschnittlichen Wachstumsrate von 7,7% zwischen 2010 und 2019.

Die Reaktion: Die Lawine rollt nach unten

Li Qiang warb in Davos beim World Economic Forum (WEF) um Vertrauen in die chinesische Wirtschaft. „Wir begrüßen Investitionen von Unternehmen aus allen Ländern mit offenen Armen“, sagte er bei seiner Rede. Die Unternehmer reagieren reserviert. Laut einer Umfrage des WEF ist das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft auf einem historischen Tiefstand, da nur 12% der Befragten glauben, dass China seine Wachstumsziele erreichen wird. Auch die Börsen zeigten sich enttäuscht. Der Hang Seng Index weitete seinen Wochenverlust auf 6% aus. Der maßgebliche Shanghai Composite Index (SSEC) verlor am Mittwoch 2,09%, und der Shenzhen Component Index (SZSC) fiel um 2,58%. Damit erreichte der SSEC das niedrigste Niveau seit August 2020 und der SZSC seinen tiefsten Stand seit Dezember 2019. Die Worte Li Qiangs verhallen also ungehört. Es ist eine „Krise des Vertrauens“, wie die „Les Echo“ vorgestern treffend schrieb. Und Li Qiang ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Und das Problem fängt schon damit an, dass die Zahlen des NBS wenig glaubwürdig sind.

Nur 1,5 % Wachstum in China?

Fangen wir mit der bereits oben besprochenen Jugendarbeitslosigkeit an. Nach Monaten, in denen die Arbeitslosenquote bei Heranwachsenden nicht veröffentlicht wurde, präsentierte das NBS nun mit einer „modifizierten Methodologie“ eine Zahl von 14,9%. Da es keine Vergleichsmöglichkeiten gibt, besagt diese Zahl nicht, ob die Arbeitslosenquote gesunken ist oder nicht. Ein Vergleich mit den Julizahlen ist mehr als nur irreführend. Wie oben schon ausgeführt, bedeutet ein Wirtschaftswachstum von weniger als 5%, dass für die neu ins Arbeitsleben eintretende neue Generation nicht genügend Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Umkehrschluss bedeuten steigende Arbeitslosenzahlen, dass das Wirtschaftswachstum unter 5% liegen muss.

„Für viele in China fühlt es sich wie in einer Rezession an“, wie heute eine große Publikation ihren Artikel überschrieben hat. Dazu passen eher andere Indikatoren:

Die Exporte fielen im vergangenen Jahr auf US-Dollar-Basis um 4,6%, der erste Rückgang seit 2016, die Importe gingen sogar um 5,5% zurück. Bis November fielen die privaten Investitionen um 0,5%. Der Immobiliensektor ist weiter im freien Fall mit zurückgehenden Investitionen, fertiggestellten Wohnungen und fallenden Preisen für Immobilien – was direkt den Konsum beeinflusst.

Die Ausgaben für den privaten Konsum stiegen um 7,2%, was sich im ersten Moment nach sehr viel anhört. Allerdings ist hier wiederum wichtig zu sehen, dass im Jahr 2022 der Konsum aufgrund der Lockdowns stark eingeschränkt war.

Die Rhodium-Gruppe fasst in ihrer Analyse den Zustand wie folgt zusammen: „Die Realitäten eines weiterhin schrumpfenden Immobiliensektors, begrenzten Verbraucherausgaben, sinkenden Handelsüberschusses und angeschlagenen Finanzen der lokalen Regierung bedeuten, dass das tatsächliche Wachstum im Jahr 2023 eher bei 1,5% lag.“ Andere Beobachter sind nicht ganz so pessimistisch und gehen von einem realistischen Wachstum von 3% aus.

Einig sind sich alle Beobachter aber in zwei Punkten: Das letztjährige Wirtschaftswachstum war schwächer als von der NBS behauotet – und die Jahre der grossen Wachstumsraten sind für China vorbei.



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