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Chance für USA und EU? China: Investitionen in Afrika fallen auf Tiefstand

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China hat seine Investitionen in Afrika im letzten Jahr auf einen neuen Tiefstand zurück gefahren. Ohnehin muß China immer mehr Notkredite vergeben bei seinem Seidenstraßen-Projekt: viele Gläubiger vor allem in Afrika sind derzeit nicht in der Lage, Kredite zurück zu zahlen. Derzeit verschuldet sich China so schnell wie nie zuvor, um die eigene Wirtwschaft anzukurbeln.

Obwohl China immer noch einer der wichtigsten Finanziers von Infrastrukturprojekten in Subsahara-Afrika ist, könnte der Rückgang der Investitionen eine Gelegenheit für die USA und die EU sein, ihr Engagement in der Region zu verstärken. Chinas Softpower-Strategie hat dem Land einen erheblichen Vorteil verschafft. Die EU hat in den letzten Jahren dagegen an Bedeutung für die Exporte Afrikas verloren, während Asien gewonnen hat. Nun aber

China: Investitionen in Afrika auf Tiefstand

Im vergangenen Jahr sind die Investitionen von Chinas „Belt and Road“-Initiative (BRI) in Subsahara-Afrika auf einen neuen Tiefstand gesunken: sie fielen um 55 % auf 7,5 Milliarden US-Dollar.

Ein Bericht des Green Finance and Development Center an der Fudan University in Shanghai zeigt, dass das wachsende Interesse westlicher Mächte an Afrika Auswirkungen auf Chinas Strategie haben könnte. Der Rückgang der Finanzierung könnte eine Gelegenheit für die USA und die EU sein, ihr Engagement in der Region zu verstärken.

Allerdings bleibt China immer noch einer der wichtigsten Finanziers von Infrastrukturprojekten in Subsahara-Afrika, mit insgesamt 155 Milliarden US-Dollar Investitionen in den letzten beiden Jahrzehnten. Dadurch hat Peking einen enormen Einfluss und Kontakte zu verschiedenen afrikanischen Nationen gewonnen. Einige Beobachter betrachten die “Belt and Road”-Initiative als Instrument für die geopolitische Expansion Chinas.

Auf der anderen Seite haben die USA und die Europäische Union kürzlich angekündigt, ihre Investitionen auf dem Kontinent zu erhöhen. Im vergangenen Jahr schlossen sich die USA mit anderen Ländern der G7 zu einer 600 Milliarden Dollar schweren Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen (PGII) zusammen, und Brüssel kündigte eine neue Afrika-Politik an.

Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass die USA und die EU in der Lage sein werden, mit Chinas etablierter Präsenz und Infrastruktur auf dem Kontinent zu konkurrieren. China hat einen Vorsprung und seine Investitionen in Infrastruktur und Kommunikation haben chinesischen Unternehmen, die auf dem Kontinent tätig sind, einen erheblichen Vorteil verschafft.

China setzt gezielt seine Softpower ein

Matthias Schäfer von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Algerien umschreibt es so: “China hat seinen Einfluss in Afrika nicht nur durch harte Infrastrukturprogramme und den Zugang zu seltenen Erden und Rohstoffen gesichert. Stattdessen hat China seine Softpower durch Studentenprogramme und eine auf die Diskussionskultur der afrikanischen Länder abgestimmte Diplomatie ausgebaut. Durch die Bereitstellung von Studentenprogrammen hat China die Möglichkeit geschaffen, junge afrikanische Talente an seinen Universitäten auszubilden und so eine engere Bindung zu ihnen aufzubauen.

Gleichzeitig hat China auch eine auf die Diskussionskultur der afrikanischen Länder abgestimmte Diplomatie betrieben, um seine Softpower auszubauen. Diese Diplomatie berücksichtigt die spezifischen Bedürfnisse und Anliegen der afrikanischen Länder und fördert einen zielgerichteten Austausch von Ideen und Meinungen. Dadurch hat China auch das Vertrauen und die Unterstützung der afrikanischen Bevölkerung gewonnen und seinen Einfluss in der Region weiter ausgebaut.

Die Namen chinesischer Unternehmen zieren inzwischen die Trainingsanzüge algerischer Jugendfußballmannschaften. Mit den Deutschen werden die Chinesen inzwischen gerne in einem Atemzug als fleißig, strebsam und verlässlich genannt.

Trotz des Rückgangs der Investitionen bleibt der Bedarf an chinesisch finanzierten Infrastrukturprojekten in Afrika bestehen. Die afrikanischen Länder wollen Transportprojekte, um den Handel über den Kontinent im Rahmen des African Continental Free Trade Agreement (AfCFTA) zu beschleunigen.

EU verliert in Afrika an Bedeutung

Die EU hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung für die Exporte Afrikas verloren, während Asien gewonnen hat. Zwischen 2000 und 2020 fiel der Anteil der EU an den Exporten Afrikas von knapp 50 auf 35 Prozent, während der Anteil Asiens in der gleichen Zeit um fast 20 Prozentpunkte auf rund 30 Prozent stieg. Was die Importe betrifft, überholte Asien die EU bereits 2013 als Hauptimportregion des afrikanischen Kontinents. Für die EU selbst bleibt Afrika mit 2 Prozent ihrer Exporte ein kleiner Handelspartner. Deutschland ist innerhalb der EU der zweitgrößte Exporteur und drittgrößte Importeur mit Blick auf AfCFTA-Länder und hat eine Sonderstellung hinsichtlich der Produkte. Vor allem Maschinen, Elektrogeräte, Fahrzeuge und Transportausrüstung werden importiert und exportiert. Das liegt insbesondere am deutschen Engagement in Südafrika.

IfW für Abbau von Handelsschranken

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel bezeichnet in einer aktuellen Studie den Abbau von Zollschranken als wichtigen Schritt, um den Handel mit afrikanischen Ländern zu fördern. Es hält aber auch die Senkung sogenannter nicht-tarifärer Handelshemmnisse (Non-Tariff-Barriers, NTB) wie Zollbürokratie oder Handelsquoten für ebenso wichtig.

Wie das Beispiel China zeigt, reicht es jedoch nicht aus, die Beziehungen zu Afrika auf rein formale Prozeduren wie Handelsabkommen oder -quoten zu beschränken. Europa muss auch die Herzen der Menschen gewinnen. Hier könnte Deutschland durchaus von China lernen.



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6 Kommentare

  1. Dann müssten also die USA und die EU der Softpower Chinas wieder ihre Hard Power einbringen ?

  2. Interessante Hintergrundinfos. Den Chinesen kommt in Afrika sicherlich auch entgegen, daß Sie dort nicht als ehemalige Kolonialisten und Sklavenhändler vorbelastet sind.

    1. Die Afrikaner sagen dies auch ganz offen. Sie wollen den Neokolonianismus des Westens nicht mehr. Der IWF ist gefürchtet. Macht die einheimische Wirtschaft kaputt. Der Westen mischt sich bei Kreditvergabe in deren Angelegenheiten ein und zwingt die Staaten, teils auch mittels der korrupten Regierungen, Sozialleistungen abzubauen und Eigentum, wie Wasser, zu verkaufen.
      Zusätzlich kommen die schlechten Erfahrungen aus der alten Kolonialzeit hinzu. Verbreitung von Demoktratie, Freiheit, Menschenrechten sind nur Fassade des Westens.
      Der General Michael Langley, Befehlshaber des United States Marine Corps und United States Africa Command,
      hat vor einem Senatsausschuss ausgesagt, daß viele der in den USA ausgebildeten afrikanischen Offiziere zu Putschisten wurden. Die Ausbildung dazu erfolgt in den USA. Die Grundwerte“ des Pentagons, die Zehntausenden von afrikanischen Militäroffizieren vermittelt werden, seien mit der Durchführung von Staatsstreichen vereinbar.
      So zieht man sich Vasallen.

      1. Young Global Leader

        @ottonorma, ohne den IWF entfällt die Möglichkeit das eigene wirtschaftliche Versagen auf die Globalisten / Neokolonialisten zu schieben. Es ist ja doch bequem Günstlingswirtschaft zu treiben und Wahlgeschenke an die Bevölkerung zu verteilen und wenn dann der Haushalt in Schieflage gerät und der IWF angepumpt werden muss, dann unterliegt man dem unheilvollen Einfluss fremder Mächte. Alles nicht schlimm, nur sehr menschlich und gewöhlich. Dass diese Mächte das Spiel mitspielen ist ein politischer Handel auf Gegenseitigkeit.

        Was hingegen kein Staatsführer ertragen kann, ist von oben herab behandelt zu werden. Schlimmer noch, wenn man von Leuten von oben herab behandelt wird, die sich wie Verlierer gebärden, so wie derzeit von Westpolitikern, die um die ganze Welt jetten, und jeden warnen, der nicht auf ihrer Seite im „Projekt Ukraine“ ist, ein Projekt, dass sie selbst obsessiv verfolgen und dass den allermeisten, außerhalb ihrer Blase, am Arsch vorbei geht. Das ist ein Fehler, den weder die chinesische, noch die russische Diplomatie macht. Sie reitet nicht ungefragt und ungewollt vor jedem ihr aktuelles geopolitisches Steckenpferd.

        Solange die Leute aus dem Westen nur als Raubtierkapitalisten innerhalb von Internationalen Organisationen auftreten, dann ist das schon o.k. Sie machen das seit Jahrzehnten, es folgt einem bekannten Muster und alle konnte lernen, wie man damit umgeht, aber sie Borderliner und psychisch labil und keiner kann genau sagen, wie weit sie gehen werden bei ihrer Selbst- und Fremdbeschädigung. Dieselbe Zivilisation, die jeden weißen Fleck von der Landkarte getilgt hat, die in jeden Winkel der Erde die Moderne und in jede Nation den Freihandel gebracht hat, zieht nun ein Sanktionsregime freiwilliger Amputationen auf. Wer bei Sinnen ist, der findet das gruselig und nimmt Abstand.

        1. ich denke, das kann man zusammenfassen. Man muss nur den Markt u seine „seelenvolle, unsichtbare Hand“ wirken lassen, dann wird alles gut. Es gab mal das hübsche Buch: “ I was an american hitman“.

          1. Young Global Leader

            @Manfred Peters, ich wollte „Confessions of an Economic Hit Man“ lesen, aber der Autor war so durchdrungen von seinen Schuldgefühlen und hatte ein so großes Bedürfnis zu beichten, dass es zwar seiner Seele vor Gott, aber nicht dem Buch gut tat. Ich hatte schon nach wenigen Seiten verstanden, dass er ein ganz normaler, idealistischer Durchschnittsamerikaner war, der eine Durchschnittskarriere machen wollte und ohne es zu beabsichtigen, auf die schiefe Bann geraten war. Ich wollte den Quallen seines Gewissens nicht auch noch auf den restlichen Seiten beiwohnen. Ja, es gibt viele gute Menschen, aber im Ewigen Kampf zwischen dem Guten und dem Neutralen, sekundiere ich dem Neutralen.

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