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China muß die USA kopieren: Schuldenexport als Lösung

Es ist derzeit nicht gerade so, dass positive Meldungen über Chinas Wirtschaft vom Himmel hageln: Moody´s senkte heute den Ausblick für den Immobilienmarkt im Reich der Mitte, Goldman Sachs warnt vor einem mindestens zwei Jahre andauernden Abschwung der Branche. Und das ist ein massives Problem:

„In China dreht sich alles um den Häusermarkt: Aktien, Bankkredite, das Schattenbankensystem – alles hängt vom Immobiliensektor ab. Sinkende Immobilienpreise werden viele schlechte Kredite ans Tageslicht spülen. In den kleineren Städten ist die Korrektur schon voll im Gang” (Francis Cheung, siehe dazu den Artikel „China wird noch langsamer wachsen als erwartet„).

Richtig dramatisch aber ist die Lage für Chinas Unternehmen: ihre Verschuldung ist die höchste der Welt und liegt derzeit über 150% des chinesischen BIPs – Tendenz steigend. Die französische Großbank BNP Paribas geht davon aus, dass Chinas Unternehmen ein nominales BIP-Wachstum zwischen 11 und 12 Prozent benötigen, um ausreichend Liquidität zur Bedienung der Schulden zu generieren und eine pyramidenförmige Schuldendynamik zu verhindern. 11 bis 12%! Derzeit liegt die offizielle Rate bei 7,4% – und vermutlich ist auch diese Zahl geschönt.

Nun ist eine hohe Verschuldung immer schlecht, aber noch schlechter ist sie, wenn die dafür zu zahlenden Zinsen extrem hoch sind: der durchschnittliche Zinssatz für Chinas Unternehmen bei offiziellen Banken beträgt, laut BNP Paribas, 6,3% – im Schattenbankensektor müssen die Unternehmen über 8% bezahlen.

Solche Zinssätze muss man sich erst einmal leisten können. Einige Branchen wie Stahl, Kohle, Solar oder Schifffahrt sind bereits weitgehend abgeschnitten von Krediten durch offizielle Banken. Faktisch droht in den nächsten Jahren ein massives Firmensterben, das nur durch Eingriffe der Regierung verhindert werden kann.

BNP Paribas geht daher davon aus, dass die Regierung ihren eingeschlagenen Weg der Konsolidierung wieder verlassen und die Kreditvergabe erneut stimulieren muss. Damit wäre die von der neuen Regierung betriebene Reformagenda wieder auf Eis gelegt – aber in einer extrem kreditgehebelten Wirtschaft kann man Blasen eben nicht dadurch bekämpfen, indem man versucht, Luft aus der Blase zu lassen. Sondern nur dadurch, indem man die Blase weiter befeuert – sonst bricht das System zusammen.

Wahrscheinliche Maßnahmen sind: die Senkung des Mindestreservesatzes für die Banken, direkte Kapitalspritzen für Unternehmen, oder gleich die fortgesetzte Abwertung des Yuan. Damit hat die Regierung faktisch schon begonnen, sehr zum Leidwesen der Amerikaner, die meinen, sie hätten das Monopol auf Abwertung.

Von Amerika lernen aber heißt siegen lernen – das werden bald auch die Chinesen begreifen. Um ihre Pump-Wirtschaft am Leben zu erhalten, muss das Land – ebenso wie die USA – seine Schulden exportieren. Dafür werden sich sicher ausreichend Dumme finden – schließlich sind die Investoren der westliche Welt verzweifelt auf der Suche nach Rendite, da kämen verbriefte Kredite aus China sehr gelegen.

Der geplante Börsengang des Internetriesen Alibaba ist dazu der erste Schritt: man bringt ein Unternehmen an die Börse, dessen Perspektiven durch den wirtschaftlichen Abschwung Chinas bestenfalls als mäßig bezeichnet werden können. Die Anleger werden trotzdem beherzt zugreifen!

Lang lebe also der american way of life – solange sich genügend Idioten finden, die ihn finanzieren (die deutschen Landesbanken kommen dafür leider nicht mehr in Frage). Das ist die Lektion, die China lernen muss, wenn es ökonomisch überleben will..

 

 



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2 Kommentare

  1. Um eine Leitwährung zu haben, muss diese exportiert werden. Da Geld = Schuld in unserem System, muss man somit „Schulden“ (Staatsanleihen) exportieren. Das hier ist nur Vorarbeit so zu sagen, Terrain vorbereiten.

  2. Achja und: eine Leitwährung ist auch immer defizitär, sonst würde das Spiel ja gar nicht funktionieren.

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