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Wirtschaft bleibt schwach, Ausländer sollen helfen China: Politiker in Panik – Treffen mit Top-Führungskräften

China Peking in Panik

Die wirtschaftliche Erholung in China befindet sich auf unsicherem Terrain, wie der heute veröffentlichte Einkaufsmanager-Index (PMI) und der Einbruch der Erzeugerpreise im April zeigen. Gleichzeitig erlebt das Land einen Vertrauensverlust auf internationaler Ebene, hervorgerufen durch die inkonsistente Corona-Politik und deren abrupte Aufhebung. Zusätzlich zu den globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und den Spannungen mit den USA spielen auch innerchinesische Themen eine bedeutende Rolle. Um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen, führt die chinesische Führung hochkarätige Treffen mit internationalen Top-Entscheidungsträgern durch. Allerdings bleibt das Vertrauen ein kostbares Gut, das durch vergangene Maßnahmen der chinesischen Regierung beeinträchtigt wurde.

China: PMI und Erzeugerpreisen zeigen die wacklige wirtschaftliche Erholung

Die wirtschaftliche Erholung in China steht auf wackeligen Beinen. Der heute veröffentlichte Einkaufsmanager-Index (PMI) notierte mit 48,8 und lag damit unter den erwarteten 49,4 sowie den 49,2 des Vormonats. Im April fielen auch die Erzeugerpreise um 18,2%.

Zusätzlich dazu gibt es einen Vertrauensverlust auf internationaler Ebene. Die inkonsistente Corona-Politik und ihre plötzliche Aufhebung haben ausländischen Investoren gezeigt, wie unzuverlässig und vorhersehbar die Politik in Peking ist. Nachdem bereits die Business Climate Survey der AmCham ein schlechtes Geschäftsumfeld in China feststellte, präsentiert eine Untersuchung der British Chamber of Commerce in China ein eher pessimistisches Bild des Landes. Neben den übergeordneten Herausforderungen wie den Spannungen zwischen China und den USA und der schwachen globalen wirtschaftlichen Entwicklung sind es vor allem innerchinesische Themen, die eine große Rolle spielen. Das Axiom der „Selbstständigkeit“, das Gefühl, nicht willkommen zu sein, und die Frage nach der Sicherheit in- und ausländischer Mitarbeiter in China werden immer wichtiger.

Auf dem „World Economic Forum“ in Davos warb Vizepremier Liu He bei internationalen Führungskräften dafür, nach China zurückzukehren. Seine Botschaft lautete: „Wir sind offen für Geschäfte“. Doch anstatt zurückzukehren, wenden sich immer mehr Unternehmen von China ab.

Hochkarätige Treffen von Führungsriege mit Top-Entscheidungsträgern

Nun versuchen die Offiziellen in China offenbar, mit vielen Gesprächen auf verschiedensten Ebenen, das verlorengegangene Vertrauen wiederherzustellen. Die höchsten Ehren wurden Elon Musk zuteil, der gestern von Außenminister Qin Gang empfangen wurde.

Letzte Woche traf sich der Bürgermeister von Shanghai, Gong Zheng, mit Bernd Montag, CEO von Siemens Healthineers, und lud ihn ein, noch weiter in China zu investieren. Anschließend traf sich der Bürgermeister mit dem Milliardär Kwek Leng Beng, der ein Konglomerat aus über 300 Firmen führt, um ihn für weitere Investitionen zu motivieren.

Gongs Kollege, der Parteisekretär von Shanghai, Chen Jining, hatte am selben Tag ein Meeting mit Mary Barra, CEO von GM. Dieser ermunterte GM zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem chinesischen Automobilhersteller SAIC. So, wie die Dinge liegen, könnte in diesem Fall GM in der Tat mehr von SAIC lernen als umgekehrt.

Es folgte gestern ein Treffen mit Benjamin William Keswick, CEO von Jardines, einem Konglomerat, dessen Wurzeln in den Zeiten des imperialen Chinas zurückreichen. Am letzten Donnerstag lud der Parteisekretär von Peking, Yin Li, den CEO von Starbucks, Laxman Narasimhan, ein, in der Stadt noch mehr Filialen zu eröffnen. Starbucks unterhält in China mittlerweile mehr als 6.000 Geschäfte und strebt an, bis 2025 mehr als 9.000 Outlets zu haben. Shanghai ist die erste Stadt der Welt, in der es mehr als 1.000 Filialen der Kaffeekette beheimatet.

Des Weiteren gab Treffen ebenso zwischen Chen Chunjiang, Assistent des Handelsminister, mit Rio Tintos CCO, Alf Barrios, dem Stellvertretenden Handelsminister mit dem neuen Asien-Präsidenten von Aramco12 und ein Gespräch zwischen dem Vize-Handelsminister Wang Shouren mit der AmCham.

Peking auf der Suche, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen

Diese Abfolge hochkarätiger Treffen zeigt, wie nervös mittlerweile die Führung angesichts der wirtschaftlichenLage in China ist. Allerdings ist „Vertrauen“ ein Gut, das die Führung in China mit ihren Maßnahmen in den letzten Jahren verspielt hat. Für Unternehmen ist es existenziell, dass sie auf ein Umfeld stoßen, in dem Planungssicherheit herrscht. China hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie Gesetze und Anforderungen von einem Tag auf den anderen ändern.

Zudem sind viele Unternehmer genervt von der Tatsache, dass Beamte in der mittleren Ebene versuchen, Entscheidungen zu vermeiden. Sie haben berechtigte Angst, dass ihnen bei einer – aus Sicht der Partei – „falschen“ Entscheidung disziplinarische Strafen drohen. Das Chaos bei der Öffnung nach der ersten Covid-Welle, als der damalige Bürgermeister von Shanghai, Ying Yong, neuer Parteichef von Hubei wurde, ist vielen Firmen in Shanghai noch in schlechter Erinnerung (auch wenn die Bewohner von Shanghai erleichtert über die Abberufung von ihm waren).

Hong Kong gibt Helikoptergeld aus

Die Einladung von Yin Li, dem Parteisekretär von Peking, an Starbucks, weitere Filialen in der Stadt zu eröffnen, zeigt die weiterhin falsche Prioritätensetzung innerhalb der chinesischen Führung. „Das Problem mit der chinesischen Wirtschaft liegt eindeutig in der schwachen inländischen Nachfrage, und dennoch scheint es, dass die einzige Antwort, die Peking parat hat, weitere Unterstützung von der Angebotsseite ist“, schreibt Michael Pettis, Finanzprofessor an der Peking University. Mehr Starbucks-Filialen werden nicht automatisch zu mehr Konsum von Kaffee führen, wenn die Konsumenten aufgrund der Immobilienkrise kein Geld entbehren können.

Hongkong geht einen anderen Weg. Dort wurden letzten Monat an jeden Einwohner der Stadt Voucher im Wert von je 3.000 HK-Dollar ausgegeben (ca. 330 Euro), um den Konsum, vor allem von kleinen Geschäften, anzukurbeln. Im Juli werden noch einmal 2.000 HK-Dollar (220 Euro) an jeden Einwohner ausgegeben.

China braucht ein neues Drehbuch und es braucht dies schnell, wenn es nachhaltiges Wachstum generieren und verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen möchte.



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