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Manche verschwinden, manche sterben mysteriös China: Säuberungswelle bei atomaren Streitkräften

China Säuberungswelle atomare Streitkräfte

In China gab es in den vergangenen Wochen offenbar eine Säuberungswelle unter den Führungskräften der chinesischen atomaren Streitkräfte, wobei unklar ist, ob es sich um Korruption, Geheimnisverrat oder um fehlende Loyalität gegenüber den Vorsitzenden des Zentralen Militärkommissions, Xi Jinping, handelt. Es ist auch nicht auszuschließen, dass zumindest in Einzelfällen moralisches Fehlverhalten, sprich aussereheliche Aktivitäten, eine Rolle spielen könnten.

Daneben – weniger bedeutend – gab es auch eine Säuberungswelle im Bereich Medizin und Pharma.

China und die PLA: „Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“

Seit dem Aufstieg der Kommunistischen Partei stützt sie sich auf die Volksbefreiungsarmee (PLA). Oder, wie es Mao formulierte: „Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.“ Die PLA ist praktisch eine Parallelgesellschaft innerhalb der Volksrepublik China. Die Armee umfasst nicht nur die reinen Streitkräfte und die dazugehörigen Fabriken, um Waffen, Ausrüstung und Munition herzustellen, sondern Unternehmen produzieren alles von Seife bis zur Bahre, was man im Leben so braucht.

Ebenso unterhält die PLA eigene landwirtschaftliche Betriebe. In Xinjiang bildet der Xinjiang Production and Construction Corps eine ganze parallele Verwaltungsstruktur. Wer also die Macht über die Gewehrläufe hat, hat auch die Macht in China.

Die Armee untersteht der Zentralen Militärkommission (ZMK), deren Vorsitzender der jeweilige Generalsekretär der Kommunistischen Partei ist. Mao führte diese ein, zusammen mit dem Posten des „Vorsitzenden der ZMK“. Kein Wunder, dass Mao diese mächtige Position bis zu seinem Tod 1976 nicht aufgab.

Die Armee ist die Macht, die die Kommunistische Partei in China schützt. Mindestens zweimal in der jüngeren Vergangenheit hat die PLA die Partei vor einem teilweisen oder ganzen Machtverlust bewahrt: Einmal durch die Niederschlagung der Studentenunruhen 1989 mit der Räumung des Platzes des Himmlischen Friedens und zum anderen, als 1999 ca. 10.000 Anhänger der Falun Gong die Machtzentrale der Kommunistischen Partei in Beijing und anderen Städten belagerten.

Die Armee ist jedoch auch immer wieder ein Hort des Widerstands gegen die politische Führung. Am bekanntesten ist der Putschversuch von Lin Biao, oder „Project 571“, dem damaligen stellvertretenden Vorsitzenden der ZMK und designierten Nachfolger von Mao, der im Jahr 1971 versuchte, Mao zu stürzen. Der Putsch scheiterte, Lin Biao kam bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz bei seiner Flucht in die Sowjetunion ums Leben.

Bei den Aufzählungen der Titel von Xi Jinping wird der Titel des Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission oft vergessen, obwohl er praktisch betrachtet wesentlich wichtiger ist als die Rolle des Präsidenten. Denn in der Volksrepublik gilt die Suprematie der Partei über den Staat.

Die Nuklearen Streitkräfte: China und sein Raketenarsenal

Eine besondere Abteilung der PLA bilden dabei die Nuklearen Streitkräfte – die People’s Liberation Army Rocket Force (PLARF) oder offiziell das Zweite Artilleriekorps. Mao war davon besessen, China mit dem Besitz eigener Atomraketen zu schützen. Seit China erstmals eine ballistische Raketenstreitmacht aufbaute, war diese historisch gesehen recht klein. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt besaß das Land nur etwa 50 interkontinentale ballistische Raketen (ICBM).

Nachdem Xi Jinping Chinas Raketenstreitkräfte 2015 zu einer vollwertigen Teilstreitkraft der Volksbefreiungsarmee gemacht hatte, erhöhte sich die Anzahl der von der Volksrepublik China (PRC) stationierten Raketenstarter rapide. Die PLARF plant nun, bis 2028 mehr als 1.000 ballistische Raketenstarter zu stationieren, darunter mindestens 507 nuklearfähige Starter, 342 bis 432 konventionelle Starter und 252 doppelfähige Starter.

Zusätzlich zu Chinas wachsendem Arsenal an mobilen ICBM-Startfahrzeugen befinden sich derzeit mindestens 320 feststoffgetriebene ICBM-Silos und 30 flüssiggetriebene feste ICBM-Silos im Bau. Und diese Zahlen berücksichtigen noch nicht die Starter, die von der Volksbefreiungsarmee Luftwaffe (PLAAF) und der Volksbefreiungsarmee Marine (PLAN) betrieben werden.

Verhaftungen und Verschwinden: Rätselhafte Entwicklungen in Chinas Atomstreitkräften

Wenn also die Spitze der PLARF ausgetauscht wird, ist dies an und für sich schon eine Meldung wert. Was sich jedoch in den letzten Wochen in der PLARF abspielt, geht über den simplen Austausch der Führung hinaus. Es begann damit, dass Wu Guohua, Stellvertretender Kommandant der PLARF „durch Krankheit“, wie es bei der „Global Times“ hieß, Anfang Juli verstarb. Man könnte sagen, „plötzlich und unerwartet“. Die Todesursache war wohl eher akuter Sauerstoffmangel. Ein Freund berichtete, dass er sich erhängt hatte.

Zuvor wurde bereits bei einer Sitzung am 26. Juni der Kommandant Li Yuchao während einer Sitzung verhaftet, was erst dadurch auffiel, dass er bei einer Feier anlässlich von Beförderungen nicht anwesend war. Insgesamt scheinen mindestens 10 Kommandeure der PLARF in den letzten Wochen verschwunden zu sein. Darunter Wei Fenghe, ehemaliger Verteidigungsminister Chinas. Laut der South China Morning Post wird ihnen allen „Korruption“ vorgeworfen, wobei dies unter Xi Jinping ein Euphemismus ist, der alles bedeuten kann. Bei Li Yuachao wird vermutet, dass sein Sohn, der in den USA studiert, militärische Geheimnisse verraten haben könnte.

Korruption, Loyalität und Macht: Die Motive hinter der Säuberung

Dass die Armee ziemlich korrupt ist, ist eine bekannte Tatsache. Die Armee unterhält zum Beispiel einen lukrativen Handel mit Autokennzeichen. In China müssen Autokennzeichen ersteigert werden und können leicht mehr wert sein als das Auto selbst. Die Armeekenzeichen bieten zudem den Vorteil, dass sie Steuerfreiheit für die Autos garantieren. Helikopterflüge für reiche Chinesen werden ebenfalls angeboten, wie günstiges Land, und natürlich gibt es dort auch lukrative Aufträge aus dem Militär.

Es könnte aber auch ein zumindest indirekter Zusammenhang mit der Wagner-Meuterei in Russland geben. Dieser hat noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig loyale Militärführer sind. Xi Jinping muss im Moment auf andere Fraktionen innerhalb der Partei wenig Rücksicht nehmen. So kann er ohne Probleme ihm loyale Führungskräfte berufen.

Ob nun „Korruption“ oder fehlende „Loyalität“ der Grund für die Neubesetzung der Posten ist, dass die PLARF ein Problem mit der Disziplin hat. Sonst würde Xi Jinping nicht die bisherige Doktrin der „Armee der Professionellen“ in Frage stellen, denn die beiden neuen Führungsköpfe sind Wang Houbin, bisheriger stellvertretender Kommandant in der Marine, und Xu Xisheng, bisheriger politischer Kommissar im südlichen Theater der Luftwaffe und kommen somit aus zwei anderen Waffengattungen in die PLARF.

Mysteriöser Tod im chinesischen Secret Service

Das plötzliche und unerwartete Verschwinden geht aber weiter. Besonders sticht dabei der Tod von Wang Shaojun hervor, der ehemalige Direktor des Zentralen Sicherheitsbüros (CGB). Das CGB ist sozusagen das chinesische Gegenstück zum Secret Service. Seine Aufgabe ist der Schutz (und die Überwachung) hoher nationaler Kader und internationaler Besucher. Er starb am 26. April aus unbekannten Gründen – jene Organisation, die offenbar bei der Überwachung von Qin Gang, ehemaligem Außenminister, versagt hat.



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10 Kommentare

  1. Im Iran sterben oder verschwinden auch regelmäßig Atomwissenschaftler auf mysteriöse Weise. Natürlich gibt es auch hier in den seltensten Fällen handfeste Beweise zu den Urhebern. Ein Blick auf die Interessenlage legt allerdings schnell nahe daß hier der Westen – allen voran der Mossad bzw. die USA ihre Hände im Spiel haben.

    1. @cui bono, es gibt handfeste Beweise und es liegt nahe, dass du wieder mal null Ahnung hast ☝️

    2. Klar, @CuiBono, was kann anderes von Ihnen kommen als whataboutism. Natuerlich haben die USA im Iran die Haende im Spiel. Die Iraner verhaften ja auch keine eigenen Buerger…
      Und was hat das mit dem Artikel zu tun? Mal wieder nix. Da fuehlt sich nur wieder jemand auf den Schlips getreten!

    3. Young Global Leader

      „Im Iran sterben oder verschwinden auch regelmäßig Atomwissenschaftler auf mysteriöse Weise.“

      Atomwissenschaftler verschwanden schon immer auf mysteriöse Weise. Das gehört zur Kultur des 20-ten Jahrhunderts, etwa so wie UFO-Sichtungen oder Mindcontrol-Experimente. Wir leben dagegen phasenverschoben und wenn es einer von ihnen doch noch zu posthumer Popularität bringt, so wie gerade Oppenheimer, dann wegen des moralischen Dramas und weil er poetisch in die Leere starren kann.

      Chinas Regime konserviert für uns den Modernismus und Autismus jener Zeit, der so ganz anders ist als der Narzismus unserer Gegenwart. Wie in den Theorien Jean Baudrillards, passiert im Westen alles, um medial verbreitet zu werden. Selbst die Geheimdienste existieren nur noch, damit deren Dokumente zu passender Zeit durch „Leaks“ eine Öffentlichkeit finden. Das gehört zur Arbeit am Narrativ. Wenn im Westen eine Schlacht vorbereitet wird, dann wird sie Monate vorher angekündigt, Für altmodische Menschen wie mich ist das obszön und grenzt an Schwachsinn, aber man kann das auch positiv sehen, als echte Bemühung um demokratische Transparenz.

      1. @Young Global Leader: Haben Sie Ihre Lesebrille vergessen? In China verschwinden keine AtomWISSENSCHAFTLER sondern Komander der AtomSTREITKRAEFTE

        Und wieder beziehen Sie sich nur auf den Westen. Bezug zum Artikel: Null.

        Weder inhaltich noch geographisch sind Sie in der Lage, irgendwas konstruktives zum Artikel beizusteuern. In der Schule hiess das frueher: 4-, Thema verfehlt.

        1. Young Global Leader

          @Schlemmer, versuchen Sie sich an mir abzureagieren, weil es gerade nicht genug Material von @Helmut und @ottonorma, um ihnen verbal den Schädel einzuschlagen?

          1. @Young Global Leader
            Hat @Horst Schlemmer nicht dennoch in der Sache recht? Auch wenn die Nebelkerze gleich ganz zu Beginn von @cui bono gezündet wurde, sind Sie doch dankbar auf das Scheinargument zu Ablenkungszwecken eingestiegen. Und Sie haben es in poetisch-philosophischer Ausdrucksweise perfektioniert und den Fokus völlig auf den „obszönen und schwachsinnigen“ Westen gelenkt.
            So mancher könnte solche Manipulation und verschleiernden Whataboutism auch negativ sehen, als echte Bemühung um Unterwanderung demokratischer Transparenz.

          2. @Youn Global Leader, Ihnen und Ihren Freunden von der selben Feldpostnummer, @Helmut, @ottonorma und @Felix ist gemein, dass Sie eigentlich staendig whataboutismen benutzen oder einfach einen Strohmann aufbauen, um den Westen, insbesondere USA zu diffamieren. Nur damit Ihr geliebtes China nicht verunglimpft wird.
            Oder erklaeren Sie mir, was Atomwissenschaftler und Atomstreitkraefte gemein haben?

          3. @Young Global Leader
            Denke mal das ist so. Ich sagte ihm schon wiederholt er sei ein Provokateur. Und so wie man im letzten Kommentar lesen kann redet er ganz schönen Schwachsinn zusammen und ist sich nicht zu fein für widerliche Unterstellungen.
            Sollte man mit so etwas reden ? Neeee absolut nicht. Lass den erzählen was der will, er kriegt keine Antwort. Lese sowieso seit ein paar Tagen weniger hier drin. Auch ein paar andere sind nicht genießbar. Gefallen sich in Verdächtigungen, Unterstellungen, versehen mit den entsprechend wertenden Adjektiven, scheinen sich auch die Kommentare zu kopieren als Nachweis (wer weiß für was) und sind stark darauf bedacht nichts unterstellendes und beleidigendes zu sagen, bewegen sich dabei aber auf einem schmalen Grat und meinen unangreifbar zu sein, weil sie sich vermeintlich nicht definitiv ausdrücken. So etwas müssen sie professionell gelernt haben, weil es auch betont wird. Entsprechende Ausdrucksweisen finden sich in Spiegel, ZEIT, SZ, FAZ allgemein im Leit-Journalismus.
            Das Horsti hier ist die provokante Version, ohne Rücksicht auf Wahrheit, Realität. Es wurde schon vor längerem berichtet, dass U-Boote, also Provokateure in Blogs eingeschleust werden, vornehmlich in Rechte um dort durch Provokation Äußerungen der Kommentatoren, der Leser zu provozieren um Ihnen Straftaten oder Verfassungsfeindlichkeit anzuhängen, um zu wissen wer mit oder gegen die Regierung ist. Hatte so etwas bewusst noch nicht erlebt. Aber ich könnte es mir hier denken, weil der Anteil der schwätzenden und schwurbelnden Schreiber verhältnismäßig viel ist. Vor allem wird mit viel Wortgewalt wie aus einem Roman wenig inhaltliches geboten. Ähnlich wie es Frau Merkel konnte und jetzt Frau Baerbock (die aber nicht mehr zusammenbringt)
            Diffamiert jemand die USA ? Man muss nur weltweit anerkannte US-Wirtschafts- Finanz und Politikwissenschaftler hören und lesen.
            Aber wer wie Schlemmer die Füße der US Regierung küsst – ein Joe Biden, die Neocons, sind für ihn das höchste – der kann nicht anders reden.

          4. Na, @ottonorma, fuehlen wir uns angesprochen?
            Ihr Beitrag ist richtig lustig. am Besten gefaellt mir: „ohne Rücksicht auf Wahrheit, Realität.“ Frischen Sie bitte meine Erinnerung auf, aber wer sprach davon, dass die „Fram“ durch das eisfreie Polarmeer fuhr? Und das die „Komet“ keine Eisbrecher brauchte? Oder dass es in Australien einen ungewoehnlich kalten Winter gaebe? Oder neue Tiefsttemperaturen in Suedamerika erreicht wurden?
            Doch nicht etwa unser wahrheitsliebender ottonorma?

            Und dann wieder die „beleidigenden“ „Unterstellungen“. Na, wer hat in diesem Forum das Monopol auf ad-hominem-Angriffe? Doch nicht unser Menschenfreund ottonorma? Wer unterstellt hier gerade, dass ich vielleicht ggf. eventuell mich in rechte Blogs einschleichen wuerde? Irgendwelche Beweise? Nennt man so was nicht „boeswillige Unterstellungen“?

            Und dann das „schwurbeln“. ist doch eigentlich eine Paradedisziplin von unsrem Andalusien=Helmut, der davon scwurbelt, dass syrische Fluechtlinge irgenwie mit DDR-AN’s oder Spaetaus-/umsiedler zu vergleichen seien? Aber Sie koennen das ja auch ganz gut, indem Sie einfach Buschfeuer mit Waldbraenden „verwechseln“ (nennt man Strohmann-Argument). Die einzigen, die hier rumschwurbeln, ist Ihre Feldpostnummer. @Young Global Leader hat ja heute ein Beispiel gebracht, indem man einfach mal Atomwissenschaftler mit -waffenangehoerige gleichsetzt. Hat nix miteinander zu tun, aber fuer die Ablenkung reichts….

            Ach, und dann haetten wir noch doch Fusskuesserei: Sie schliessen von sich auf andere? Der, der Putin alles von Lippen abliest und davon fabuliert, die Ukraine haette Russland „provoziert“ und die nicht-vorhandene NATO-Erweiterung waere Schuld? Wo sie denn leider nebenbei offenbaren, dass ja Polen keine Angst haben muss, weil Putin nix von Polen will…
            Jaja, manchmal rutscht einem Schwurbler die Wahrheit raus, oder

            Was machen eigentlich Ihre Umzugsplaene nach Russland? Oder sind die Schlangen vor der russischen Botschaft zu lang?

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