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Crash beim Ölpreis: Norwegen verliert 20% seines Vermögens

Der Crash beim Ölpreis kommt das Land Norwegen und die Norweger teuer zu stehen! Bekanntlich hat sich der Ölpreis (Brent) seit Ende Februar von 60 Dollar auf nun weniger als 30 Dollar halbiert – ein selten gesehener Crash in so kurzer Zeit. Neben der weltweit einbrechenden Öl-Nachfrage nach Flugreisen, Schiffstransporten etc. ist es vor allem der Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien, der die Preise unter scharfen Druck brachte.

Russland hatte sich geweigert, in Reaktion auf die einbrechende Öl-Nachfrage durch das Coronavirus einer Öl-Produktionskürzung zuzustimmen – die Saudis entfachten daraufhin einen Preiskrieg, in dem sie den Markt mit Öl schwemmten. Der Crash der Ölpreise zog dann auch die globalen Aktienmärkte mit nach unten.

Auch die amerikanische Fracking-Industrie kommt dadurch unter Druck, da die Unternehmen in diesem Sektor meist hoch verschuldet sind (ca. 15% der amerikanischen Junk Bonds sind aus dem Energie-Sektor) und sich durch den Crash des Ölpreises die Chance deutlich verringert, dass diese Schulden jemals bedient werden können. Faktisch sendete also der Kollaps der Ölpreise eine Schockwelle auch in die Kredit- und Anleihemärkte.

Besonders hart aber trifft der Crash der Ölpreise das Land Norwegen und seine Bürger. Denn Norwegens Geschäftsmodell basierte auf Öl-Reichtum, dadurch erzielten hohen Einnahmen – und einem so ermöglichten hohen Lebenststandard der Bevölkerung mit umfangreichen Sozialleistungen. Norwegens Staatsfonds ist einer der größten institutionellen Anleger weltweit – er verwaltete die aus der Ölförderung erzielten Einnahmen, um das in jeder Hinsicht großzügige Rentensystem der Norweger zu finanzieren.

Der Staatsfond hat Milliarden dieser Einnahmen in Aktien weltweit angelegt – durch den Crash der Aktienmärkte sind nun aber erhebliche Wertverluste zu verbuchen. So geht Robert Næss, Investment Director beim skandinavischen Banken-Konglomerat Nordea, davon aus, dass der Wert des Staatsfonds in kurzer Zeit 23% (von 1,149 Billionen Dollar auf nun nur noch 882 Milliarden Dollar) verloren hat, zumal der Staatsfond eine hohe Aktienquote hat. Nun kommt aber noch hinzu, dass die norwegische Krone durch den Crash der Ölpreise massiv unter Druck geraten war – der Dollar stieg zur norwegischen Krone stark an. Da der Wert des Staatsfonds in Dollar bemessen wird, hat der Verfall der Norwegischen Krone viel zu einem Wertverlust beigetragen, den man nur als Crash bezeichnen kann.

Robert Næss von Nordea bezeichnet daher das, was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist, als den größten Wertverlust, den der Staatsfonds seit seiner Gründung im Jahr 1990 verkraften mußte:

“In absolute terms, this is the biggest drop in the value of the Oil Fund ever”.

Manch Norweger wähnte sich auf der sicheren Seite des Lebens – die Rente war eine der Gewissheiten, die unerschütterlich schienen. Aber das Coronavirus hat eine Eigenschaft: es zerstört in nie dagewesener Schnelle Gewißheiten!

Der Crash der Ölpreise bringt Norwegen unter Druck



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