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Das riskante System der Hebelwirkung vieler Silicon Valley Unternehmen

Das riskante System der Hebelwirkung vieler Silicon Valley Unternehmen (Aktien)

Es ist nichts Neues, dass die Unternehmen des Silicon Valley ihre Mitarbeiter mit Aktien bezahlen. Dabei setzen sie auf eine Hebelwirkung. Es fing vor vielen Jahren alles damit an, dass zahlungsschwache Start-ups neue Mitarbeiter mit einer Aktienvergütung gelockt haben. Mit der Zeit gehörte es für fast alle börsennotierten Unternehmen zum guten Ton, ein solches Vergütungssystem anzuwenden. In der Theorie sollten beide Parteien davon profitieren.

Die Win-Win-Situation sollte folgendermaßen aussehen. Während der Angestellte ein Teil vom Unternehmen besitzt, muss das Unternehmen weniger Geld für die Vergütung ausgeben. Folglich kann das Unternehmen die eingesparten Mittel für Investitionen ausgeben, zudem sind Mitarbeiter durch steigende Aktienkurse angespornt Höchstleistungen zu vollbringen.

Wenn alles glattläuft, dann entsteht eine Hebelwirkung beziehungsweise ein Erfolgskreislauf. Das Unternehmen zieht die Top-Talente an, die auf der Suche nach Renditen noch bessere Leistungen bringen, wodurch das Unternehmen wächst, was wiederum den Aktienkurs steigen lässt und schließlich noch mehr Talente anzieht. Es hat noch einen weiteren Vorteil. Denn steigt die Aktie schneller als die Vergütung, kann das Unternehmen immer weniger Aktien für die Bezahlung der Angestellten verwenden. Dadurch verringert sich die Verwässerung.

Hebelwirkung: Die Kehrseite der Medaille

Soweit so gut, es klingt doch alles nach der Einbahnstraße des Erfolgs. Allerdings kann sich die Hebelwirkung auch plötzlich umkehren, wenn der Aktienkurs fällt. So geschehen in den vergangenen Monaten. Aufgrund des monetären Klimawandels in den USA kam es vor allem bei den Technologiewerten zu starken Kurseinbrüchen. Die Aktienkurse weltbekannter Unternehmen wie von dem Zahlungsabwickler PayPal (-63%) oder Meta (-44%), die Muttergesellschaft von Facebook, haben deutliche Kursverluste erlitten. Dies sind aber nur zwei prominente Beispiele von unzähligen Unternehmen, die auch auf eine aggressive Aktienvergütung setzen.

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Mal gewinnt man, mal verliert man

Laut der Financial Times schüttete zum Beispiel PayPal 1,4 Milliarden US-Dollar in Aktien an seine Angestellten aus, was knapp ein Fünftel des gesamten Cashflows ausmacht. Noch dramatischer wird es, wenn es sich wie bei Meta um einen Big-Player am Weltmarkt handelt. Allein schon nach der Veröffentlichung der katastrophalen Ergebnisse des vierten Quartals vernichtete der Tagesverlust von circa 25% rund 225 Milliarden USD an Marktkapitalisierung. Da der Kurs inzwischen um 44 Prozent gefallen ist, hat sich der Wert nochmal deutlich erhöht. Die Angestellten werden sicherlich nicht von dem enormen Wertverlust ihrer Aktienpakete begeistert sein. Laut den Daten der Financial Times zahlte der Social-Media-Gigant im Jahr 2021 imposante 9,2 Milliarden USD an aktienbasierten Vergütungen an seine Angestellten aus.

Am Ende des letzten Jahres stand der Aktienkurs jedoch noch bei 350 USD. Nach dem Einbruch notiert die Facebook-Aktie bei aktuell 213 USD. Da die Aktien in der Regel über einen Zeitraum von vier Jahren ausgezahlt werden, fällt der Verlust zwar nicht ganz so dramatisch aus, dennoch müssen die Angestellten mit kräftigen Einbüßen rechnen. Bei einem solchen auf Hebelwirkung basierten System erhofft sich der Mitarbeiter eigentlich, dass der Wert der Aktien steigt beziehungsweise diese nicht an Wert verlieren. Da das System weit verbreitet ist, müssen Hunderttausende von Tech-Angestellten Verluste hinnehmen. Hinzu kommt, dass das Unternehmen nun für die Gewinnung von neuen Talenten mehr Aktien für den gleichen Nennwert als Vergütung anbieten muss. Das führt in diesem Fall aber zu einer Verwässerung und geringeren Renditen für die Aktionäre. Als Alternative könnte das Unternehmen ein höheres Gehalt zahlen, was aber die Kosten erhöht und die Bilanz belastet.

Fazit

Aus der vorherigen positiven Hebelwirkung ist jetzt ein Teufelskreis geworden. Die besten Mitarbeiter und Talente könnten nach einem anderen Arbeitgeber Ausschau halten, wodurch die Leistung des Unternehmens nachlässt, folglich sinkt der Aktienkurs weiter. Es sind nicht nur die Privatanleger und Investoren, die auf eine Hebelwirkung bei Aktien setzen und sich dabei verspekulieren, dies betrifft auch die Unternehmen selbst. Aus dem einstigen Win-Win-System kann plötzlich eine Lose-Lose-Situation werden.



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