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Dax – Aktionärsstruktur Armutszeugnis für Finanzplatz Deutschland

Der Dax wird zunehmend zum Spielball ausländischer Investoren, die je nach Interessenlage und Währungseinfluss kommen und gehen

Nicht nur dass der DAX aufgrund seiner Konstruktion als Performanceindex, der die Dividenden im Gegensatz zu anderen Indizes miteinrechnet und den Weltbörsen meilenweit hinterherhinkt, nein, es gibt auch noch eine weitere Entwicklung, die die Schwäche des Finanzsektors in der Bundesrepublik Deutschland offenbart. Der deutsche Leitindex befindet sich in hohem Maße in der Hand ausländischer Investoren und neueste Zahlen zeigen, dass sich der Trend sogar noch verstärkt.

 

Der Ursprung für diese Entwicklung beim Dax

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Finanzminister Eichel gaben im Dezember 1999 die Initialzündung für diesen Umstand, ohne sich den langfristigen Folgen bewusst zu sein. In ihrer Steuerreform wurde durch die Bestimmung „Gewinne aus der Veräußerung von Anteilen, die eine Kapitalgesellschaft an einer anderen Kapitalgesellschaft hält, sind nicht steuerpflichtig“, eine Verkaufslawine deutscher Investoren ausgelöst, deren Folgen immer deutlicher werden.

 

Die Aktionärsstruktur des deutschen Leitindex

Betrachtet man die Zusammensetzung der Aufsichtsräte an den Schalthebeln der Dax-Firmen mit Asiaten, Amerikanern, Briten und sogar einigen arabischen Scheichs, so verwundert nicht, dass sich der Anteil ausländischer Investoren an den Dax-Konzernen seit der Zeit des Umbaus der Deutschland-AG verdoppelt hat. Heimische institutionelle Investoren halten heute nur noch 15,3 Prozent am Dax. Die Herkunft der ausländischen Anleger sieht derzeit wie folgt aus:

  • 34,6 Prozent Nordamerika, 19,5 Prozent Großbritannien und Irland, 18,8 Prozent Europa (ohne Deutschland), 6,5 Prozent Skandinavien, 3,5 Prozent Asien/Pazifik, 1,8 Prozent Rest der Welt (Quelle IHS Markit, DIRK)

Dies bedeutet bei den Aktien folgende Besitzverhältnisse von ausländischen Investoren, im Mai 2019:

  • Adidas 82 Prozent Bayer 70 Prozent, Allianz 68 Prozent, Daimler und Siemens 67 Prozent….bis hin zu Henkel, Lufthansa und Merck mit 30 bis 22 Prozent.

Dass diese Entwicklung noch nicht zu Ende ist, zeigen aktuelle Zahlen über bevorstehende ausländische Übernahmen von deutschen Unternehmensantelen, denn der derzeitige wirtschaftlichen Abschwung beschleunigt den Verkauf von Firmen und Konzernsparten ins Ausland. Finanzinvestoren haben ihre Absicht geäußert bei Axel Springer, BASF, Bayer, Deutsche Bahn, Thyssen Krupp und weiteren Unternehmen zuzugreifen. Die Prognose für Deutschland für das Jahr 2019 liegt bei 41 Milliarden €.

 

Die Folgen

Es ist nicht nur so, dass bestimmte Entscheidungen über unternehmenspolitische Weichenstellungen im europäischen Ausland oder in Übersee getroffen werden, es fließt auch jede Menge Kapital außer Landes. Weit über der Hälfte der Dividendenauschüttungen von Konzernen im Dax in Höhe von 36,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 flossen in auswärtige Hände. „Deutschland wird zur Republik der Lohnempfänger“, wie es der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes, Gabor Steingart, formulierte.

Andere Länder setzen wesentliche Schwerpunkte ihrer Vermögensbildung auf die Entwicklung der Unternehmen. Allein das Vermögen der 79 Staatsfonds weltweit hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 7,4 Billionen US-Dollar mehr als verdoppelt.

Überspitzt formuliert könnte man auch konstatieren, dass unsere im Dax gelisteten Konzerne einen nicht unerheblichen Beitrag zur Pensionsvorsorge von Amerikanern und Europäern liefern. Während viel Kapital ins Ausland fließt, konzentriert sich der deutsche Fiskus auf Einnahmen aus einem Mix aus Konsum-, Energie-, und Einkommenssteuern, während von der Kapitalseite zunehmend weniger zu holen ist.

 

Fazit: Die Musik spielt nicht im Dax

Es wird eigentlich immer deutlicher, dass der deutsche Dax für eine langfristige Geldanlage in Aktien nicht das beste Instrument ist – ein mit Dividendeneinberechnung nach oben verzerrter Index, der zunehmend seine Selbstbestimmung verliert. Die Musik spielt weiterhin in den Aktien des MSCI World und in denen der Emerging Markets. Der Dax hingegen wird zunehmend zum Spielball ausländischer Investoren, die je nach Interessenlage und Währungseinfluss kommen und gehen. Ein bisschen schockierend war auch die Aussage des jetzigen Finanzministers  Scholz, dass er überhaupt keine Aktien besitzt und das Eingeständnis der vorletzten Justizministerin Barley, dass sie weder Zeit noch Lust habe, sich mit der Geldanlage als solche zu befassen. Wo es eigentlich zu ihrem Gesetzesauftrag gehörte, sich mit regulatorischen Dingen rund um die Finanzmärkte zu kümmern.

Armer Dax-Anleger.

 

Der Dax gehört kaum mehr deutschen Anlegern

Foto: Deutsche Börse AG



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