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Dax auf neuem Allzeithoch – die „Nicht so schlimm wie befürchtet“ Rally

Der Dax hat heute ein neues Allzeithoch erreicht. Man kann es so sagen: Es ist eine "Nicht so schlimm wie befürchtet" Rally.

Der Dax hatte sein letztes Allzeithoch Mitte Juni erreicht bei 16.427 Punkten. Heute nun wurde mit 16.464 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht. Warum? Das wollen wir uns jetzt mal anschauen. Vorab dieser TradingView Chart, der bis 2019 zurückreicht: Wir sehen, dass der Dax (blaue Linie) jahrelang klar korrelierte mit dem Einkaufsmangerindex (PMI) für die deutsche Industrie (orange Linie). Der PMI stürzt aber seit Herbst 2022 weiter ab, während der Dax auf ein neues Allzeithoch klettert. Das lässt einen doch kritisch auf die aktuelle Stärke am Aktienmarkt blicken. Aber es gibt ja auch gute Argumente für den Anstieg?

Dax-Verlauf im Vergleich zum Einkaufsmanagerindex der Industrie

Dax auf neuem Allzeithoch – Suche nach den Gründen

Gestern und vorgestern erhöhten EZB und Federal Reserve zwar die Zinsen, und man hat erwähnt, dass sie eventuell noch weiter steigen können. Dennoch – so könnte man die Stärke im Dax interpretieren – sieht man langsam das Zins-Hoch. Es geht wohl nach dem Motto „Das Schlimmste ist fast überstanden, schon bald kann es mit den Zinsen fast nur noch besser werden“. Wichtig heute für die Dax-Stärke waren zwei Ereignisse: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal wurde exakt bei 0,0 % Veränderung vermeldet, nachdem es die letzten beiden Quartale geschrumpft war. Das ist jetzt keine Sensation, aber besser als gar nichts? Und die deutsche Inflation im Juli sinkt laut heutiger Meldung von 6,4 % auf 6,2 %. Auch wenn das eh schon erwartet wurde: Schlechte Überraschungen gab es nicht, und die Quartalssaison verläuft ja auch halbwegs anständig – dann kann man auch Dax und Co steigen lassen? Das galt heute auch für die BASF-Quartalszahlen. Die fielen katastrophal aus, aber dank Vorabmeldung vom 12. Juli war das im Großen und Ganzen schon erwartet worden. Also steigt heute sogar BASF um 3 %. Im Augenblick sehen die Börsianer das, was sie sehen wollen.

Einordnung

An dieser Stelle möchten wir Bloomberg zu Wort kommen lassen, als Einordnung für die aktuelle Stärke im Dax: Wacklige Wirtschaft, Berichtssaison gerade mal so “lala”, Euro immer stärker — und dennoch geht es mit dem europäischen Aktienmarkt weiter bergauf. Es scheint, als sei jede noch so negative Nachricht in den Kursen bereits drin. Jedes “nicht so schlimm wie befürchtet” scheint Grund genug für bisherige Zaungäste, auf den fahrenden Zug (beim Dax und anderen Indizes) aufzuspringen. Zur Halbzeit der Berichtssaison sieht das Zeugnis mau aus. Die Gewinne der Unternehmen im MSCI Europe sind im Vergleich zum Vorjahr um fast 12 % gesunken, zeigt eine Analyse von Bloomberg Intelligence. Das ist der erste Rückgang seit 2020. Auch in den USA verzeichnen die Unternehmen die stärksten Gewinnrückgänge seit zwei Jahren.

Schlechtes Gewinnwachstum in Europa

Für Rally-Skeptiker gibt es eine gute Nachricht: Absicherungskosten sind so niedrig wie man sie “wahrscheinlich nie zuvor gesehen hat”, ist das Fazit des BofA-Strategen Benjamin Bowler. Frederik Hildner, Gründer von Confluente Capital, sieht die Investoren aktuell etwas zu bequem positioniert. Sein Rat: “Man sollte Absicherung immer dann kaufen, wenn man kann und nicht, wenn man muss.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag. Man hat seit langem schon das Gefühl, der DAX spiegelt nur noch ein Irrenhaus wieder, sämtliche fundamentale Daten werden komplett ignoriert, FOMO soweit das Auge reicht. Eine größere Korrektur ist seit langem überfällig…

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