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Negative Gewinnrevisionen und schwache Konjunkturdaten Europäische Aktienmärkte sind immun gegen trübe Aussichten

Entgegen allen schlechten Nachrichten halten sich europäische Aktien auf hohem Niveau. Die Aktienmärkte stehen sogar kurz davor, die längste Gewinnserie seit April hinzulegen. Bestes Beispiel ist unser heimischer Dax. Trotz enttäuschenden Konjunkturdaten in dieser Woche ist er dabei auf ein neues Allzeithoch anzusteigen. Frühindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sowie der ifo-Geschäftsklimaindex enttäuschten und deuten auf eine Abkühlung der Wirtschaft hin.

Das Wirtschaftswachstum stagniert, wie die heutige Veröffentlichung der BIP-Zahlen gezeigt hat. Deutschland ist im zweiten Quartal gerade so an einer erneuten Kontraktion vorbeigeschrammt, nachdem das Land zwei Quartale in Folge einen Wirtschaftsabschwung verzeichnet hatte. Die größte Volkswirtschaft der Eurozone stagnierte jedoch nur, womit bange Fragen über ihren grundlegenden Gesundheitszustand bestehen bleiben.

Zudem fallen die Geschäftsergebnisse der laufenden Berichtssaison durchwachsen aus. Unsere heimische Autoindustrie schwächelt und der Chemie-Riese BASF meldet eine Gewinnwarnung. Doch am deutschen Aktienmarkt scheint das niemanden zu interessieren, der deutsche Leitindex steigt einfach immer weiter. An den europäischen Aktienmärkten sieht es ähnlich aus, der marktbreite Euro Stoxx 600 Index ist auf dem besten Weg, die dritte Woche in Folge einen Gewinn zu erzielen. Nicht einmal die Zinserhöhung der EZB belastete die Aktienmärkte.

Europäische Aktienmärkte bleiben robust

Der Stoxx Europe 600 Index notiert aktuell 0,25 % im Minus, nachdem die Bank of Japan die für sie charakteristische Kontrolle der Zinsstrukturkurve gelockert hatte und die Stimmung weltweit gedämpft war. Doch auf Wochensicht liegt der europäische Leitindex um 1 % höher und ist auf dem besten Weg, seine längste Gewinnserie seit Mitte April zu erreichen, so Bloomberg.

An den Aktienmärkten erzielten Bank- und Konsumgüter-Aktien heute eine überdurchschnittliche Performance, während Immobilien- und Technologiewerte unterdurchschnittlich abschnitten.

Nach einem steilen Aufschwung zu Beginn des Jahres sehen sich europäischen Aktien mit gemischten Gewinnberichten und unsicheren Wirtschaftsaussichten konfrontiert. Obwohl die Ergebnisse in dieser Berichtssaison insgesamt schwächer ausfallen dürften, scheint ein Großteil der Enttäuschung bereits eingepreist zu sein, und das Ausmaß der negativen Kursreaktion ist geringer als in den letzten Quartalen, so die Strategen von Morgan Stanley. Der Stoxx 600 hat seit Beginn der Berichtssaison fast 3 % zugelegt.

Europäische Aktienmärkte sind immun gegen schlechte Aussichten
Europäische Aktien sind immun gegen negative Gewinnrevisionen

Eurozone: Gemischte Konjunkturdaten

An der Datenfront überwiegen derzeit die schlechten Nachrichten. In dieser Woche fielen die europäischen Einkaufsmanagerindizes für das Gewerbe und den Dienstleistungssektor schwächer als erwartet aus. Sowohl der Gesamtindex als auch der Index für das verarbeitende Gewerbe notieren unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der einzige Lichtblick in dieser Woche war ein Bericht aus Frankreich. Die heutigen BIP-Zahlen zeigten, dass die Wirtschaft dort deutlich schneller wuchs als erwartet.

Das Bruttoinlandsprodukt des zweitgrößten Mitglieds der Eurozone stieg zwischen April und Juni um 0,5 %, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres um 0,1 % zugenommen hatte, teilte die Statistikbehörde am Freitag mit. Von Bloomberg befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von nur 0,1% gerechnet. Zudem ging die Inflation zurück, was eine positive Überraschung darstellte. Steigende Zinsen schüren aber immer noch die Rezessionsängste in der Eurozone. Marktstrategen äußerten sich weiterhin vorsichtig zu den Aussichten für Aktien in der zweiten Jahreshälfte.

„In einem Umfeld, in dem die Inflation unangenehm hoch bleibt, der Arbeitsmarkt stark ist und die meisten Unternehmen solide Bilanzen aufweisen, glauben wir, dass die wirtschaftlichen Bedingungen noch länger angespannt bleiben werden und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession hoch ist“, sagte Anthi Tsouvali, Multi-Asset-Stratege bei State Street Global Markets. Das sind keine guten Perspektiven für die europäsichen Aktienmärkte.

„Vor einem solchen Hintergrund würden wir defensive Werte gegenüber zyklischen Werten und Regionen mit hoher Ertragsqualität bevorzugen“, so Tsouvali. „Aus diesem Grund präferieren wir US-amerikanische gegenüber europäischen Aktien und gehen davon aus, dass die USA auch in der zweiten Jahreshälfte eine Outperformance erzielen werden.

FMW/Bloomberg

Europäische Aktien sind immun gegen trübe Wirtschaftsaussichten
Stock price information displayed in the lobby of the Euronext NV stock exchange in Paris, France. Photographer: Nathan Laine/Bloomberg


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