Bären noch im Vorteil, aber... Dax-Bullen fassen wieder Mut – Korrektur schon vorbei?

Der Dax ist am Donnerstag erneut unter die Schwelle von 18.000 Punkten gefallen. Im Anschluss an den EZB-Entscheid rutschte der Index immer tiefer in die Verlustzone. Zeitweise fiel er sogar unter die Marke von 17.900 Punkten, konnte sich aber vor Börsenschluss noch etwas erholen. Am Ende Tages stand dennoch ein Minus von 148 Punkten (0,82%) bei 17.949 Zählern auf der Kurstafel. Mit dem Unterschreiten des Dreifach-Tiefs bei 17.900 Punkten hat der Dax ein deutliches Schwächesignal gesendet. Sollte es im heutigen Handel zu einem Schlusskurs darunter kommen, drohen in der kommenden Woche weitere Kursverluste. Auch eine Korrektur bis in den Bereich um 17.200/100 Punkte, wird dann immer wahrscheinlicher.

Allerdings hat sich die überhitzte Dax-Lage durch die laufende Korrektur schon deutlich abgekühlt, weshalb ein Rebound denkbar ist. Im vorbörslichen Handel am Freitagmorgen deutet sich bereits eine Erholung an. Der Dax ist zurück über der 18.000-Punkte-Marke und hat sich damit ein gutes Stück von seinem gestrigen Tief entfernt.

Zinssorgen belasten die Aktienmärkte

Die EZB beließ die Zinsen wie erwartet auf dem höchsten Niveau seit der Euro-Einführung. Konkrete Hinweise auf den Zeitpunkt der Zinswende gab es von EZB-Präsidentin Christine Lagarde keine, aber die Tendenz scheint in Richtung Juni-Senkung zu gehen. Die Märkte rechnen weiterhin fest mit der ersten Zinssenkung im Juni, obwohl die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Fed den Beginn der Lockerung nach hinten verschiebt. Ob die Geldpolitik der beiden Zentralbanken wirklich auseinander läuft und sich die EZB einen eigenständigen Zinskurs zutraut, darf noch bezweifelt werden.

Denn ein deutliches auseinanderdriften der Zinssätze könnte den Euro stark unter Druck bringen und ihn möglicherweise wieder in Richtung Parität zum Dollar drücken. Nachdem die US-Inflation zum dritten Mal in Folge die Prognosen übertroffen hat, senkten die US-Märkte ihre Zinserwartungen und rechnen nur noch mit ein bis zwei Zinssenkungen in diesem Jahr. Die US-Börsen sackten daraufhin ab, während die US-Renditen stiegen und der Dollar zulegte. Im Abwärtssog der Wall Street gab schließlich auch der Dax nach.

Konjunkturdaten

Im Gegensatz zu den USA hat sich die Inflation im März in Deutschland und dem Euroraum weiter abgekühlt. Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im März zum Vorjahr um 2,2 Prozent gestiegen, nach 2,5 % im Februar – es kam also zu einer Verlangsamung des Preisanstiegs. Im vorbörslichen Handel stehen heute noch die endgültigen deutschen Verbraucherpreise für März auf der Agenda. Analysten erwarten wie zuvor eine Teuerung von 2,2 %. Am Nachmittag rücken dann noch die US-Konsumentenerwartungen und das Verbrauchervertrauen der Uni-Michigan in den Fokus. Zudem beginnt heute die Berichtssaison in den USA traditionell mit den Zahlen einiger Banken. Dazu gehören: JPMorgan, Citi und Wells Fargo sowie der größte Vermögensverwalter der Welt BlackRock.

Dax im Abwärtstrendkanal

Long: Der Dax hat sich während des asiatischen Handels weiter von seinem gestrigen Tief abgesetzt. Ausgehend von der unteren Trendkanalbegrenzung setzte eine Gegenbewegung ein, die den Index zurück über 18.000 geführt hat. Gelingt nun der Anstieg über die Hürde bei 18.057, könnte sich der Rebound in Richtung der oberen Linie des Trendkanals (18.158) ausweiten. Zunächst müssten die Bullen, den Index aber über die EMA200 bei 18.107 befördern. Erst ein nachhaltiger Ausbruch aus dem Trendkanal würde das Chartbild aufhellen. Im Bereich von 18.190 und 18.236 wartet jedoch schon die nächsten potenziellen Widerstände.

Short: Die Bären sollten heute zwei wichtige Marken im Auge behalten: die EMA200 (18.107) und die obere Trendkanalbegrenzung (18.158). Hier könnte die Dax-Erholung ins Stocken geraten und ein Rücklauf erfolgen. Eine erste mögliche Auffangzone befindet sich bei 17.992/979. Sollte der Index jedoch nach unten durchrutschen, rückt erneut der Bereich um 17.900 ins Visier. Ein heutiger Schlusskurs darunter wäre das Signal für eine Ausweitung der Korrektur.