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Gut begründete Warnung Dax und Co: Gute Laune nach ifo-Daten? Vorsicht, beachten Sie diesen Experten

Kann der Dax basierend auf dem guten ifo-Index weiter ansteigen? Kurzfristig womöglich, aber im größeren Bild ist Vorsicht geboten.

Börsenkurse auf Laptop

Können Dax und Co heute gut gelaunt in die Woche starten, sehen wir sogar eine Rally? Schließlich beginnt der Montag mit einer guten Meldung für den deutschen Aktienmarkt. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der wichtigste deutsche Konjunkturindikator, wurde heute Vormittag das fünfte Mal in Folge mit einem Anstieg gemeldet. Und wichtiger: Er liegt mit 93,3 Indexpunkten über der Erwartung von 91,0 Punkten! Da freut man sich doch. Die Aktienmärkte können steigen, weil die deutsche Konjunktur nun offensichtlich doch besser läuft als gedacht? Seit ifo-Veröffentlichung legt der Dax gut 60 Punkte zu.

So sagt das ifo-Institut aktuell: „Treiber der Aufwärtsentwicklung waren vor allem die Erwartungen der Unternehmen. Aber auch die laufenden Geschäfte beurteilten die Firmen etwas besser. Trotz der Turbulenzen bei einigen internationalen Banken stabilisiert sich die deutsche Konjunktur.“ Also steht einem weiteren Dax-Anstieg nichts im Weg? Kurzfristig könnten die Trader die guten ifo-Daten für einen Anstieg nutzen.

Aber auf Sicht von Wochen und Monaten, da sollte man nochmal genauer hinschauen. Erst am letzten Freitag warnte Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, vor einer durch die stark gestiegenen Zinsen ausgelösten Rezession. Auch heute warnt er erneut: Die Zinserhöhungen der EZB würden erst mit einer Verzögerung von mindestens 4 Quartalen wirken. Dies spreche gegen eine Konjunkturerholung.

Erläuternd schreibt Dr. Jörg Krämer in seiner heutigen Analyse zu den ifo-Daten: „Dieses Mal hat die EZB ihren Leitzins zum ersten Mal im Juli vergangenen Jahres erhöht. Das kann die Konjunktur wegen der langen Wirkungsverzögerung also noch nicht belasten. Insofern widerspricht die Erholung des ifo-Geschäftsklimas in den zurückliegenden Monaten nicht der These, dass die Zinserhöhungen die Konjunktur am Ende dämpfen werden“.

Die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum dürfte im späteren Verlauf dieses Jahres laut Dr. Jörg Krämer etwas schrumpfen. Die Konjunkturprognosen der meisten Volkswirte, die für die zweite Jahreshälfte einen Konjunkturaufschwung erwarten, seien wohl zu optimistisch. Allerdings erwarte man bei der Commerzbank weiter keine tiefe Rezession. Denn die deutschen Unternehmen seien etwa gemessen an den Eigenkapitalquoten resilient. Außerdem dürften sie sich wegen des Arbeitskräftemangels auch bei einem Schrumpfen der Produktion an ihren Mitarbeitern weitgehend festhalten, was den Arbeitsmarkt und den privaten Verbrauch stabilisiert. Für das deutsche Bruttoinlandsprodukt rechnen man für den Durchschnitt dieses Jahres mit einem Rückgang um 0,5 %.

Hier nochmal der eindrucksvolle Chart von den Ökonomen der Commerzbank vom letzten Freitag. Man sieht mit Blick zurück auf die letzten 50 Jahre, dass auf Phasen von Zinserhöhungen zeitlich verzögert Rezessionen folgten.

Rezessionen und Zinserhöhungen



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