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Dax: Kann der Index 2021 endlich richtig durchstarten?

Während der Dax eher mühsam voranschreitet, eilen die US-Aktienmärkte fast täglich zu neuen Allzeithochs. Wird 2021 das Jahr des Dax?

Während der Dax eher mühsam voranschreitet, eilen die amerikanischen Aktienmärkte fast täglich zu neuen Allzeithochs. Kein Tag vergeht ohne eine Bubble-Geschichte vom US-Aktienmarkt. Ob bei Blue Chips (Tesla) oder mit Pennystocks, die Umsätze an der Wall Street explodieren. Die großen Indizes stiegen zuletzt auf immer neue Rekorde, die Bewertungen gelten mehr als ambitioniert. Aber gilt das auch für den deutschen Leitindex Dax, der am Montag auch einen neuen Rekordstand (intraday) feiern konnte?

Der Dax, das seltsame Konstrukt

Gleich vorweg, der deutsche Leitindex Dax ist kein Spiegelbild der deutschen Wirtschaft. Mit seinen 30 Werten, die sehr exportlastig sind und 50, manchmal sogar 70 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielen, kann man gar nicht von einem Heimindex sprechen. Es ist weder der Mittelstand vertreten, nicht einmal das Coronaopfer Lufthansa ist im großen Index enthalten.

So ist es kaum verwunderlich, wenn wenige Tage vor einer Verlängerung des Lockdowns ein neues Allzeithoch in Deutschland zustande kam. Die zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen zeigen, dass die Gewinne der Unternehmen im Dax 2020 nicht so stark gefallen waren, wie in den letzten Rezessionen. Es war auch schon an den letzten Konjunkturdaten (Industrie) erkennbar, ob Auftragseingänge oder Exportdaten, inmitten einer Pandemie, erstaunlich robust und dem V folgend, das der Leitindex schon im Frühjahr vollzogen hatte. Die Industrie war vom Lockdown weit weniger betroffen, als viele Corona-sensitive Branchen aus dem Dienstleistungssektor. Was bedeutet das in Zahlen?

Die Umsätze der 30 Konzerne im Dax sind 2020 gegenüber dem Vorjahr gerade mal um vier Prozent gesunken, die Gewinne um 14 Prozent, so die aktuelle Einschätzung.

Damit könnten einige Konzerne bereits in diesem Jahr neue Rekordgewinne einfahren, nicht nur die Corona-Gewinner, wie Deutsche Post oder Infineon. Immer wieder schön skurril der Vergleich:

Die drei deutschen Automobilhersteller BMW, Daimler und Volkswagen haben im Coronajahr zusammen über 20 Milliarden Euro verdient, sie sind an der Börse mit knapp 200 Milliarden Euro bewertet. Tesla hat im vergangenen Jahr 595 „Millionen“ Euro verdient (dabei 1,3 Milliarden Euro durch den Verkauf von Emissionsrechten) und kostet an der Börse über das Dreifache der deutschen Hersteller. Und jetzt hat Elon Musk die Gewinne aus diesen Sondereinnahmen gleich mal in Bitcoin investiert.

Die Entwicklung der letzten Jahre, wahrlich keine Fahnenstange

Damit ist der Dax bei Weitem nicht so teuer, wie sein Pendant an der Wall Street, der Vorwurf der totalen Entkoppelung von Fundamentaldaten und Börsen ist hier sicher nicht gerechtfertigt. Wie erwähnt, es geht hier nicht um Restaurants, Kultur oder Dienstleistungsbranchen, sondern um die international operierenden Dax-Konzerne. Vor allem haben die Aktienkurse keine „Mondfahrt“ angetreten, wie es der Chart der vergangenen Jahre anzeigt.

Der Dax im 3-Jahresverlauf

Der Dax hat keinen Fahnenstangen-Chart

Moderate Jahresbewegungen

2017: +12,51 %

2018: -18,26 %

2019: +25,48 %

2020: +3,55 %

Und stand der Index vor fast sechs Jahren nicht auch schon bei 12390 Punkten?

Klar ist der Dax mit seinem Kurs/Gewinnverhältnis von 16 oder 17 für das Jahr nicht mehr preiswert, aber die Konkurrenzanlage Anleihe ist, anders als aktuell in den USA, weitaus höher bewertet. Minus 0,44 Prozent für die 10-jährige Bundesanleihe, wer dafür verantwortlich ist, braucht nicht mehr betont zu werden. Der Anlagenotstand dürfte hierzulande noch länger andauern als in Übersee.

Der Dax im internationalen Vergleich

Der deutsche Leitindex sieht im internationalen Vergleich aus europäischer Sicht in einer 10-Jahresbetrachtung gar nicht so schlecht aus: Dax plus 91 Prozent, EuroStoxx 50 plus 21 Prozent – allerdings muss immer wieder erwähnt werden, dass dies ein schiefes (langfristiges) Bild ergibt, da er als einziger Performance-Index die ausgeschütteten Dividenden mit einberechnet.

Der Vergleich zur Wall Street zeigt aber eine deutliche Underperformance im Dekaden-Vergleich:

Dow Janes: plus 156 Prozent

S&P 500: plus 196 Prozent

Nasdaq: plus 401 Prozent

Was aber wird passieren, wenn es bei den FAANG-Aktien mit ihrem gigantischen Marktgewicht, schon aus regulatorischen Gründen, zu einer Korrektur kommen muss?

Wie sind derzeit die Aussichten für 2021?

Auch wenn vieles total abhängig ist von Covid-19, seinen Mutationen sowie dem Fortgang bei den Impfungen, hat die Börse schon ein kleines Urteil gefällt: Man glaubt den Vorhersagen der Politik und der Wirtschaft – vielleicht nicht so sehr der deutschen – aber als Exportindex zählt im Besonderen das Ausland. Die Exportnationen für Deutschland – China und die USA – laufen bereits und sollten sich mit anderen in Richtung Sommer weiter festigen, was im Falle der Amerikaner gar nicht so besonders verwegen klingt, angesichts der Fortschritte bei der Impfung (Operation Warp Speed), als auch bei dem zu erwartenden Sugar Rush durch die Konjunkturpakete.

Ein durchschnittliches Plus von 30 Prozent bei den Gewinnen der Unternehmen im Dax ist bereits in diesem Jahr wahrscheinlich, dies erwartet die Analyseabteilung der DZ-Bank.

Fazit

Viele Prognosen der Banken sehen den deutschen Leitindex Dax im ersten Halbjahr bereits bei 15.000 Punkten. Klingt gar nicht so verwegen, angesichts einer fundamentalen Bewertung, die weit entfernt ist von den Maßstäben der US-Indizes. Der deutsche Leitindex ist wie ein „Call auf die Weltwirtschaft“, auf den Teil des alten, produzierenden Gewerbes, wie ich es schon öfters bezeichnet habe. Mit seinen Schwergewichten Siemens, BASF, Linde, oder den Versicherungswerten, die es bereits schon hundert Jahre gibt. Der Index sollte bei einer Erholung der Weltwirtschaft tatsächlich profitieren.

Leider ist der Dax so etwas wie ein Appendix der amerikanischen Indizes, wenn die Wall Street feiertagsbedingt geschlossen hat, läuft in Frankfurt nach 10:00 Uhr kaum noch etwas. Dies und seine ausländisch dominierte Aktionärsstruktur machen deutlich, dass man bei der Einschätzung der täglichen Dax-Entwicklung doch immer zunächst auf die US-Futures blicken wird. Aber die (Aktien-)Welt ist im Wandel begriffen, die Jungen eröffnen zu Hunderttausenden auch hierzulande Aktiendepots, der Dax wird im Herbst auf 40 Titel anwachsen, vielleicht wird er doch etwas aus dem Windschatten der Wall Street herauskommen, 2021. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Startet der Dax im Jahr 2021 endlich durch?



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