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Dax Sentiment: Verschnaufpause vor Richtungsentscheidung

Dax Verschnaufpause

Mit dem vierten Wochenplus im DAX in Folge (+1,6%) haben Anleger allen Grund, die schlechte Laune der vergangenen Monate endgültig ad acta zu legen. Doch Kursanstiege allein machen nicht glücklich, die geopolitische Lage bleibt angespannt. Eine Rally, die nur deswegen losgetreten wurde, weil es nicht mehr schlimmer wurde, dürfte bei Anlegern weiterhin Skepsis hervorrufen.

DAX: Sentiment verbessert sich weiter

So ist das Anlegersentiment zwar zum fünften Mal in Folge angestiegen, doch mit einem Wert von 1,3 wurde der Wert von 1,1 aus der Vorwoche nur knapp übersprungen.

Immerhin ist die Verunsicherung erstmals in diesem Jahr überwunden. Mit einem Wert von +0,1 kann zwar noch nicht von Selbstzufriedenheit gesprochen werden, dennoch wirkt sich die positive Börsenentwicklung der vergangenen Wochen positiv auf das Selbstwertgefühl der Anleger aus.

Bullen blinzeln zwar noch irritiert im Sonnenlicht, doch so langsam kommen sie aus ihren Verstecken heraus. Die Zukunftserwartung zeigt mit einem Wert von +0,5 einen leichten Bullenüberhang. Optimisten haben zwar noch jede Menge Skeptiker, die sich ihnen in den Weg stellen, doch mit jedem positiven Quartalsergebnis steigt das Selbstbewusstsein der Optimisten.

Wer von der Rally profitieren wollte, hat schon längst gekauft. Die Investitionsbereitschaft ist auf nur noch +0,6 zurück gegangen (Vorwoche +1,5).

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf einen Minus-Rekord von -15 gefallen. Im Frühjahr 2021 haben wir zuletzt einen so starken negativen Wert gesehen. Damals lief die Impfkampagne gerade auf Hochtouren und es war ungewiss, ob sich ausreichend Menschen impfen lassen, oder ob damit überhaupt ein Erfolg erzielt werden kann.

Der extrem niedrige Wert im Euwax-Sentiment zeigt, dass sich Privatanleger stark gegen wieder fallende Kurse absichern. Im Frühjahr 2021 folgte daraufhin eine lange Seitwärtsbewegung im DAX. Diese Betrachtung legt die Vermutung nah, dass wir den Großteil der Erholungsrally bereits gesehen haben.

Das Put/Call-Verhältnis an der Eurex ist auf 3,1% angesprungen und zeigt, dass sich institutionelle Anleger ebenfalls stark absichern. Es werden verstärkt Put-Absicherungen gekauft.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE hingegen ist weiter rückläufig. In den USA ist also von der vorsichtigen Haltung deutscher Anleger nicht viel zu sehen.

So auch nicht bei den US-Fondsanlegern, die ihre Investitionsquote auf 72% angehoben haben. Die extrem niedrigen Investitionsquoten der vergangenen Monate sind damit Geschichte, der Schock des Ukraine-Krieges hat zumindest in den USA seine Wirkung verloren.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf -4,5% angestiegen. Auch hier geht der Bärenüberhang zurück, Bullen bekommen Zulauf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht auf 54% und zeigt eine neutrale Verfassung der US-Börse an.

Interpretation der Stimmung im DAX

Das war aber leicht, könnte man sagen, nachdem die Aktienmärkte von ihren extrem-negativen Stimmungswerten getrieben nunmehr um über 10% angesprungen sind. So schwer es vor vier Wochen auch gewesen sein mag, investiert zu bleiben oder gar neu zu investieren, so kräftig sind die Kurse im DAX seither angesprungen.

Von hier aus wird es nun schwerer für uns Anleger. Also schwerer, Geld zu verdienen. Es wird leichter, Argumente für Aktienkäufe zu finden. Immerhin haben wir in den vergangenen Wochen eine Vielzahl positiver Q-Zahlen gesehen. Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, deren Zahlen die Befürchtungen der vergangenen Monate zerstreuen konnten. Entsprechend stehen die Aktien dieser Unternehmen nun deutlich höher.

Um vom nunmehr höheren Niveau weitere Kursgewinne beim DAX zu erzielen, müssen sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessern: Die Inflation muss zurück gehen, die Rezessionsängste müssen schwinden. Lieferketten müssen sich einschwingen und eine Kaufzurückhaltung von Konsumenten darf nicht chronisch werden. Es wird also spannend.

Auffällig ist die unterschiedliche Stimmungslage in den USA und in Deutschland. Während hierzulande meiner Meinung nach zurecht die Skepsis überwiegt, hat man in den USA die vielfältigen Krisen bereits in die Geschichtsbücher verbannt. Kein Wunder: Von einer Energieknappheit ist in den USA nichts zu sehen. Der Handel mit Russland hält sich in Grenzen. Allerdings wird dem Konflikt zwischen den USA und China um Taiwan meiner Meinung nach noch nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.

Deutschland hingegen rüstet sich für einen schweren Winter, weil Lösungen für die Energieknappheit kurzfristig nicht umsetzbar zu sein scheinen. Ich verweise nochmals auf meine Ausführungen zur Atomenergie in der Ausgabe von vor einer Woche.

So steigt der Dow Jones derzeit stärker an als der DAX. In der absehbaren Verschnaufpause dürfte der Dow Jones weniger Federn lassen als der DAX. Darüber, ob die Baisse der vergangenen Monate endgültig ad acta gelegt werden kann, gibt die aktuelle Sentimentlage leider keine Auskunft.

Gold

Der Goldpreis ist diese Woche um 1,2% angesprungen. Vor einer Woche hob ich die extrem negative Stimmungslage am Goldmarkt hervor. Ähnlich dem Aktienmarkt vor vier Wochen reicht es derzeit für den Goldmarkt, wenn es einfach keine weiteren negativ-Meldungen mehr gibt, um steigende Goldnotierungen zu erzeugen. Wer aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage verkaufen wollte, hat dies längst getan. Neue Verkäufer gibt es derzeit nicht, daher beginnt der Goldpreis zu klettern.

Gut möglich, dass ich in einigen Wochen schreibe, das war aber leicht :-). Sprich: Wer sein Goldengagement erhöhen möchte, der sollte das aktuelle Preisniveau dazu nutzen, bevor es zu spät ist.



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