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Der Handelskrieg in der Endabrechnung: Wer den Preis wirklich zahlt

Es ist immer wieder lustig, wenn einige Journalisten und „Finanzexperten“ auch jetzt noch von einem „drohenden“ Handelskrieg sprechen. Denn wir befinden uns längst mitten drin im Handelskrieg. Heute erst hat Donald Trump die höchste Eskalationsstufe aufgerufen. Noch ist es nicht so weit – aber wie man sieht, zieht Donald Trump seine Drohungen auch durch! Mit Importzöllen auf das gesamte chinesische Exportvolumen Richtung USA über 505 Milliarden Dollar pro Jahr wäre die maximale Eskalation gegenüber dem „Handelsfeind“ Nummer 1 erreicht.

Handelskrieg mit drei großen Playern

Interessant ist: Ähnlich wie die USA häuft auch die EU gegenüber China kräftige Defizite an – denn China ist nun mal im Lauf der Jahre zur globalen Werkbank für sämtliche alltäglichen Verbrauchsgegenstände geworden. Wo die USA letztes Jahr 376 Milliarden Defizit machten, kommt die EU im laufenden Jahr 2018 wohl auf ca 170 Milliarden Euro Defizit gegenüber China.

Man hat also das selbe Problem. Nur die EU gleich dieses Defizit aus, in dem man jede Menge eigene Waren Richtung USA verkauft, und somit einen satten Überschuss gegenüber den Amerikanern erzielt (2018 ganz grob geschätzt 100 Milliarden Euro). Also bleiben die Amerikaner zurück ohne Überschuss-Handel, mit den sie ihre Defizite ausgleichen könnten. Es bliebe strukturell nur die Möglichkeit Produkte entweder so billig oder so hochwertig zu produzieren, dass der Weltmarkt mehr amerikanische Produkte kauft – das ist aber nicht absehbar.

Also versucht Donald Trump nun mit der Brechstange dieses Defizit in den Griff zu bekommen über einen Handelskrieg, der er nach eigener Aussage spielend leicht gewinnen wird. Doch was passiert durch diesen Handelskrieg? Derzeit findet ein Ausgleich zwischen den drei großen Handelsräumen China, USA und EU statt. Die USA verhängen beispielsweise Zölle für Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar, und der „Gegner“ verhängt als Antwort ebenfalls Zölle für den selben Warenwert aus den USA.

Wenn es kein amerikanisches Exportvolumen mehr gibt, dass China und EU bezollen können, wird man sich andere Sektoren vornehmen. Die Chinesen beispielsweise dürften anfangen in China hergestellte Produkte von US-Konzernen nicht mehr im chinesischen Einzelhandel zuzulassen. Oder wie es in der Vergangenheit schon vorkam, könnten ja chinesische Gerichte feststellen, dass bestimmte Produkte (Autos, Handys) Mängel aufweisen und nicht verkauft werden dürfen.

Damit entzieht man US-Konzernen Umsätze und Gewinne, und trifft somit auch die US-Volkswirtschaft. In letzter Konsequenz ensteht global gesehen ein Nullsummenspiel. Was die USA an Zöllen verhängt haben und vermeintlich als Vorteil für die heimische Industrie verbuchen, wird in anderen Bereichen der Volkswirtschaft als Nachteil sichtbar werden. Wo zum Beispiel chinesische Elektroteile für den US-Markt zu teuer werden, da werden durch Gegenzölle US-Sojabohnen für chinesische Importeure zu teuer.

Man muss das Gesamtbild betrachten. Und da entsteht wie gesagt in einer groben Betrachtung ein Nullsummenspiel. Wenn unterm Strich keiner gewinnt und keiner verliert, dann ist die ganze Sache nicht dem Handelskrieg doch nicht so schlimm, oder? Na ja, wenn da die drastisch steigenden Preise nicht wären, die so ein Krieg verursacht.

Wer den Preis für den Handelskrieg wirklich zahlt

Die jeweiligen Wirtschaftsräume haben natürlich erst einmal durch höhere Zölle mehr Steuereinnahmen. Weil aber durch Importzölle quasi auf breiter Front die Preise steigen und Unternehmen Absatzprobleme haben, fangen die Verbraucher an ihre Ausgaben einzuschränken, und Unternehmen entlassen Mitarbeiter. Somit wird der Handelskrieg für die Staatshaushalte langfristig zum Verlustgeschäft (mehr Arbeitslose, wegbrechende Steuereinnahmen). Und die Verbraucher verlieren, weil sie für die meisten Artikel des alltäglichen Bedarfs deutlich mehr Geld zahlen müssen. Aufgrund der globalen Lieferketten für quasi alle Produkte steigen dank indirekter Effekte weltweit die Preise kräftig an, egal ob für Lebensmittel, Elektronik, Maschinen oder Autos.

Weniger Wirtschaftsleistung, Inflation, weniger Steuereinnahmen. Eine Abwärtsspirale entsteht, bei der es weltweit nur Verlierer gibt. Die produzierenden Länder (Deutschland, China etc) werden in solchen Krisenzeiten alles versuchen ihre Produkte noch besser und ihr Abläufe noch effizienter zu machen, um Kosten zu sparen und billiger verkaufen zu können. Somit wird das Problem der US-Volkswirtschaft nach dem Ende so eines Handelskriegs noch größer sein, denn sie produziert viele Waren schon heute nicht „interessant genug“ für den Weltmarkt. Viele Waren werden in den USA auch einfach gar nicht hergestellt. Ihr aufzuholender Abstand zu anderen Industrienationen wäre nach dem Handelskrieg dann noch größer.

Die Bucht von San Francisco - Containerschiffe als Symbol im Handelskrieg
Die Bucht von San Francisco – Containerschiffe als Symbol im Handelskrieg.



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2 Kommentare

  1. Dieser Logik können sich doch auch Berater von The Donald nicht entziehen und insofern ist zu bezweifeln, ob er wirklich so ignorant ist. Das ganze riecht vielmehr danach, dass dies nur eine vorgeschobene Aktion ist, um das System und den Deep State zu Fall zu bringen. Hatte er nicht auch versprochen, der Wall Street an den Kragen zu gehen? Das wird er dann auf diesem Wege gründlich schaffen. Und niemand hat gesagt, dass er diesen Weg auf direktem Weg erreichen will. Die WS erst mal jubeln zu lassen, indem er die Steuerreform durch gebracht hat, war vielleicht auch nur eine Finte. Unterschätzt mal den Knaben nicht!

  2. Das ist viel zu kurz gedacht. Neben den negativen Effekten schützen Zölle die heimischen Märkte und Unternehmen. Dadurch wird im eigenen Land produziert und es entstehen neue Jobs, höhere Löhne. Der Wohlstand steigt. Genau das kann man gerade in den USA beobachten. In Japan macht man dies schon seit Jahrzehnten erfolgreich.

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