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Deutsche KfZ-Neuzulassungen +25% – Euphorie-Falle, Vorsicht vor dem Statistik-Loch!

Der schnell hoch stürmt, kann auch wieder schnell tief fallen. In diesem Fall ist es sogar eine Gewissheit! Denn wenn ein statistisches Hoch in einem kurzen Zeitraum nur aufgrund eines speziellen außergewöhnlichen Effekts entsteht, dann gibt es ein statistisches Problem. Die jetzigen extrem hohen Daten sind dann in genau 12 Monaten der Bezugswert, und dann wird es in einem Jahr zwingend ein dickes Minus geben.

Genau das wird aller Voraussicht nach bei den KfZ-Neuzulassungen in Deutschland für den Monat August der Fall sein. Wer also aufgrund der ganz frisch eingetroffenen Jubelmeldung denkt er müsse sofort Daimler- und VW-Aktien kaufen, der sollte sich das lieber nochmal genau überlegen. Zu den Fakten: Die Neuzulassungen sind im August im Jahresvergleich um 24,7% gestiegen (316.405 Fahrzeuge), so das Kraftfahrtbundesamt in seiner aktuellen Mitteilung. Das ist mehr als gut, einfach phantastisch!

Laut Mitteilung wurden 67,4% (+37,8%) der Neuwagen wurden gewerblich und 32,6% (+4,3 %) privat zugelassen. Bevor wir zum Grund für diesen gigantischen Zuwachs binnen eines Jahres kommen, hier erstmal weitere Details im Wortlaut vom Amt:

Die deutschen Marken erreichten mit Ausnahme von Mercedes (-10,9 %) und Opel (-5,2 %) überwiegend Zuwächse, die bei Porsche (+60,8 %), VW (+46,2 %), Audi (+45,3 %), Smart (+32,2 %) sowie Mini (+11,8 %) zweistellig ausfielen. Einen einstelligen Zuwachs konnten die Marken Ford (+7,4 %) und BMW (+3,1 %) verzeichnen. Volkswagen erreichte mit 20,1 Prozent den größten Marktanteil an den Neuzulassungen. Bei den Importmarken sorgten Renault (+101,9 %), Seat (+92,7 %), Jeep (+91,1 %) sowie Jaguar (+87,9 %) für die höchsten Zulassungssteigerungen in der Monatsbilanz. Renault war mit 5,6 Prozent die anteilsstärkste Importmarke, gefolgt von Seat und Skoda mit einem Anteil von 5,4 Prozent.

Fahrzeuge der Kompaktklasse (21,2 %/+10,5 %) dominierten auch im August 2018 bei den Neuzulassungen, gefolgt von den SUVs (19,8 %/+49,0 %) sowie den Kleinwagen (14,1 %/+32,8 %). Das Segment der Oberklasse konnte gegenüber dem Vorjahresmonat (1,0 %/+65,5 Prozent) die meisten Zugewinne verzeichnen. Einzig die Vans (5,1 %/-4,1 %) lagen im August 2018 hinter dem Ergebnis des Vorjahresmonats.

Benzinbetriebene Pkw (196.425) legten um +32,6 Prozent zu. Mit einem Anteil von 62,1 Prozent war dies die am häufigsten gewählte Antriebsart. Auch die dieselbetriebenen Pkw (103.063) konnten sich mit einem Anteil von 32,6 und einem Plus von +7,8 Prozent am Neuzulassungsmarkt behaupten. Bei den Pkw mit alternativen Antriebsarten zeigten sich erneut zwei- bis dreistellige Zuwachsraten. Erdgasfahrzeuge (1.301/0,4 %) wiesen ein Plus von +245,1 Prozent auf. Fahrzeuge mit Hybridantrieb (12.801/4,0 %) legten um +84,8 Prozent zu, darunter Plug-in-Hybride (3.431/1,1 %) um +31,1 Prozent. Elektrisch betriebene Pkw (2.457/0,8 %) wiesen ein Plus von +12,9 Prozent auf. Einzig die Flüssiggasfahrzeuge (344/0,1 %) wiesen ein Minus von -18,7 Prozent aus. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß betrug 131,8 g/km (+2,8 %).

Den Grund für das gigantische Wachstum liefert der Automobil-Verband VDA. Aktuelles Zitat:

Bedingt durch Vorzieheffekte aufgrund der WLTP-Einführung (strengere Abgasregeln) ist der Pkw-Inlandsmarkt im August außergewöhnlich stark gestiegen. Eine ähnlich große Wachstumsrate gab es zuletzt vor neun Jahren, ausgelöst durch die damalige Umweltprämie.

Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), betonte: „Das außergewöhnlich hohe August-Ergebnis darf nicht zum Nennwert genommen werden. Hier haben sich Sondereffekte ausgewirkt. Für das Gesamtjahr 2018 halten wir an unserer Prognose von 3,5 Mio. Neuzulassungen (plus 1 Prozent) fest.“

2/3 der Neuzulassungen stammen von Gewerbekunden. Das bedeutet: Die Unternehmen haben vor Einführung strengerer Abgasregeln geplante Anschaffungen noch schnell vorgezogen. Also dürfte auf den extrem starken August 2018 wohl ein deutlich schwächerer August 2019 folgen. Auch die nun anstehenden Folgemonate dürften schwächer ausfallen.

KfZ-Neuzulassungen
Ein Audi-Händler in Dresden. Foto: User:Kolossos (CC BY-SA 3.0)



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1 Kommentar

  1. Hinzu kommen noch die Neuwagen aus der Dieselprämie. Bei VW und vielen anderen lief die Bestellfrist bis Ende Juni 2018.

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