Die amerikanischen Mobilfunk-Giganten AT&T und Verizon bekommen einen ebenbürtigen dritten Konkurrenten für den US-Markt, nämlich die Deutsche Telekom. Sie fusioniert ihre US-Tocher „T Mobile US“ mit dem Konkurrenten Verzizon. Damit gibt es zukünftig drei große US-Anbieter. Die Art und Weise, wie die Telekom diesen Deal durchführt, ist ein totaler Gewinn für den Konzern aus Bonn.
Offiziell ist es das Zusammenlegen von zwei US-Unternehmen, wodurch ein neues entsteht. Der Name Verzizon verschwindet, und im neuen Unternehmen bleiben die Telekom-Manager am Steuer. Bislang war die Deutsche Telekom mit 62% an der US-Tochter beteiligt. Sprint hatte bisher das japanische Unternehmen „Softbank“ mit 83% als Hauptaktionär. Am neuen Unternehmen wird durch einen reinen Aktientausch die Deutsche Telekom einen Anteil von 42% halten, und die Softbank einen Anteil von 27%. Der Rest von 31% verbleibt bei den freien Aktionären.
Absolute Kontrolle für die Deutsche Telekom
Aber noch wichtiger ist: Man hat mit der Softbank vereinbart, dass die Deutsche Telekom in Sachen Stimmrechte die eindeutige Mehrheit am neuen Unternehmen hält. Somit werden die unternehmerischen Entscheidungen trotz nur 42% Anteil letztlich von Bonn aus gesteuert. Zitat aus der offiziellen Mitteilung der Telekom:
Darüber hinaus schließen Softbank und Deutsche Telekom eine Stimmrechtsvereinbarung ab. Diese sichert der Telekom weitreichende Mehrheitsrechte bei der Festlegung des Abstimmungsverhaltens der T-Mobile US-Anteile im Bestand von Softbank. Somit hat die Deutsche Telekom mittelbar und unmittelbar Zugriff auf Stimmrechte für insgesamt 69 Prozent der T-Mobile US-Aktien.
Die Synergien sollen einen Wert von 43 Milliarden Dollar haben. Laut offizieller Veröffentlichung will man trotz Synergien die Mitarbeiterzahl aufstocken und massiv in das neue 5G-Netz in den USA investieren. Mit günstigen Preisen will man die Wettbewerber angreifen. Hier Stichpunkte zu dieser Fusion, die ja tatsächlich ein Kauf ist, im Wortlaut von der Telekom:
Unternehmenswert (EV) der neuen Gesellschaft beträgt rund 150 Mrd. Dollar
Synergien im Barwert von rund 43 Milliarden Dollar
Transaktion als reiner Aktientausch / keine Barkomponente
Solide Finanzkennzahlen und Eigenfinanzierung
Günstiges Austauschverhältnis: Eine Aktie der neuen T-Mobile US für 9,75 Sprint-Anteilen
Vollkonsolidierung des neuen Unternehmens durch Deutsche Telekom
Erfahrenes Managementteam für neue Gesellschaft
Timotheus Höttges soll Chairman werden, John Legere CEO
Prognosen der Deutschen Telekom für 2018 unverändert
Hohe Investitionen in Deutschland bleiben unberührt
Warum offiziell nur ein Minderheitsanteil?
Die Deutsche Telekom hätte den Sprint-Eigentümern zusätzlich zum Aktientausch auch eine Barzahlung anbieten können, um so von den Anteilen her über 50% zu kommen. Aber nein, man bleibt bei 42%, und sichert sich die faktische Mehrheit über eine gesonderte Stimmrechtsvereinbarung mit der Softbank, die ihren Anteil an der neuen Firma quasi entwertet. Warum?
Eine Spur könnte zu den Wettbewerbshütern in den USA führen. Der Deal zwischen T Mobile US und Sprint scheiterte im Jahr 2014 schon einmal. Und dazu ist jetzt noch ein aufbrausender Donald Trump Präsident. Man erklärt jetzt aber, dass man sich mit der zuständigen US-Behörde „FCC“ abgesprochen habe. Naja… letztlich hängt es wohl vom Wohlwollen von Donald Trump ab. Ist es da ein geschickter Schachzug, dass man bei den Anteilen am neuen Unternehmen nur für die Optik unter 50% Anteil bleibt? So könnte ein „Donald“ denken: Halb so schlimm, das Unternehmen ist nicht mehrheitlich in ausländischer Hand…
Hier der Telekom-Chef Höttges im Video zu dem Deal:
Deutsche Telekom-Zentrale in Bonn. Foto: Qualle / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken