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Aber "Gegenwind aus verschiedenen Richtungen" Deutschland: Wirtschaft gewachsen und doch keine Rezession?

Wirtschaft bleibt "im Kern schwach"

Deutschland Wirtschaft Rezession
Foto: Bloomberg

Die Wirtschaft in Deutschland wird nach Einschätzung der Bundesbank dank eines Aufschwungs im verarbeitenden Gewerbe, steigender Exporte und einer anziehenden Bautätigkeit zu Beginn des Jahres eine Winter-Rezession vermeiden. Darüber berichtet Bloomberg.

Wirtschaft in Deutschland: Rezession vermieden?

Nachdem die Bundesbank noch vor vier Wochen davor gewarnt hatte, dass die Produktion zwischen Januar und März wahrscheinlich zum zweiten Mal in Folge schrumpfen würde, erklärte sie nun, dass es in diesem Zeitraum sogar zu einem „leichten Anstieg“ der Wirtschaft in Deutschland gekommen sein könnte. Sie warnte jedoch, dass eine nachhaltige Erholung nicht gesichert sei.

„Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich etwas aufgehellt, bleibt aber im Kern schwach“, so die Bundesbank am Donnerstag in ihrem Monatsbericht. „Es ist daher noch nicht sicher, dass sich der Anstieg der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal fortsetzen wird“.

Deutschland, einst der Wachstumsmotor des Kontinents, ist in letzter Zeit hinter seinen Konkurrenten zurückgeblieben. Sein übergroßer Industriesektor leidet unter Lieferengpässen, dem Ende billiger russischer Energielieferungen und Handelsverschiebungen, die durch die schwache globale Nachfrage und geopolitische Schocks verursacht werden. Es war das einzige Land der G-7, das im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang zu verzeichnen hatte.

Einige sehen noch kein Ende der Schwierigkeiten des Landes: Eine diese Woche veröffentlichte Bloomberg-Umfrage unter Analysten ergab, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal wahrscheinlich um -0,1% gesunken ist.

Allerdings gab es diese Woche ermutigende Worte von der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, die gegenüber CNBC erklärte, dass Deutschland „die Wende geschafft haben könnte“, da die Industrieproduktion „stärker als erwartet angestiegen“ sei.

In der Tat hat der Optimismus unter Verbrauchern, Unternehmen und Investoren in letzter Zeit zugenommen – was die Hoffnung nährt, dass Deutschland seine Sorgen hinter sich lassen kann. „Wenn sich diese Verbesserung fortsetzt, könnte die Wirtschaft auch stärker anziehen als noch vor einem Monat erwartet“, so die Bundesbank.

Gegenwind für Wirtschaft in Deutschland

Es gibt jedoch Vorbehalte. Die Industrie ist nach wie vor schwach, und die Bautätigkeit wird wahrscheinlich zurückgehen, nachdem sie durch den milden Winter angekurbelt wurde, warnte die Zentralbank. Die hohen Zinsen dämpfen auch die Investitionen, während die Exportnachfrage weiterhin schwach ist und die privaten Haushalte mit ihren Ausgaben zögern – trotz eines gesunden Arbeitsmarktes, steigender Löhne und einer sich verlangsamenden Inflation.

Diese Faktoren spiegeln sich in der Herabstufung der Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 durch den Internationalen Währungsfonds in dieser Woche wider. Er geht nun davon aus, dass das BIP nur noch um 0,2% steigen wird, gegenüber 0,5% vor drei Monaten.

Dazu die Bundesbank im Wortlaut:

„Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte im ersten Quartal 2024 wohl erneut etwas sinken, heißt es im Monatsbericht März. Die deutsche Wirtschaft erhalte weiterhin Gegenwind aus verschiedenen Richtungen. So ging die Nachfrage aus dem In- und Ausland nach deutschen Industrieerzeugnissen weiter zurück. Zudem dämpften gestiegene Finanzierungskosten nach wie vor die inländische Nachfrage.

Auch die wirtschaftspolitische Unsicherheit über die zukünftige Ausrichtung der Transformations- und Klimapolitik dürfte nach Ansicht der Bundesbank-Fachleute das Wirtschaftsgeschehen beeinträchtigt haben. Außerdem nähmen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie wachsende Lasten durch Bürokratie und Regulierung zunehmend als Hemmnis wahr. Positiv auf die Wirtschaft wirke sich der zurückgehende Krankenstand und die milde Witterung im Februar aus. Die weiterhin gedrückten Umfrageindikatoren geben jedoch auch für das zweite Quartal noch wenig Hinweise auf eine konjunkturelle Belebung.“

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. Ist zwar ein wenig off-topic, steht aber dennoch irgendwie im Zusammenhang:
    Wirtschaftsverbände und Industrie jammern und wehklagen wieder einmal über Probleme für den gesamten Wirtschaftsstandort. Dieses Mal ist es der Arbeitgeberpräsident nach einer IW-Studie, laut der „die Arbeitszeit in Deutschland zu niedrig“ sei.

    Fünf Minuten zuvor habe ich einen Artikel gelesen, nach dem Beschäftigte mehr als jemals zuvor arbeiten. Die abhängig Beschäftigten kamen demnach im vergangenen Jahr auf insgesamt rund 55 Milliarden Stunden, der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Dazu hat sich ein Milliarden-Berg an Überstunden angehäuft, etwa zur Hälfte unbezahlt.
    Gleichzeitig arbeiten selbständig Beschäftigte weniger, als noch vor der Corona-Pandemie.

    Was stimmt denn nun eigentlich?
    Und wie lange und wie viel sollen deutsche Arbeitnehmer eigentlich noch unbezahlt arbeiten, bis die Wirtschaft zufrieden ist?

  2. Man könnte meinen Deutschland hätte keine Dienstleistungsbranche. Laut Google war das 2023 69% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Aber nur die Industrie zählt etwas. Schon komisch. Übrigens, die vergleichbare Zahl für die USA war 2021 77,6%. So viel anders ist das nicht.

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