In Deutschland, der größten Volkswirtschaft in der Eurozone, droht der Rückfall in die Rezession. Wie das Statistische Bundesamt zuletzt mitteilte, ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich im Zeitraum von Juli bis September um 0,1 Prozent. Angesichts der Haushaltskrise, den Problemen in der Industrie und der schwachen globalen Nachfrage wird für das vierte Quartal ein Rückgang von 0,2 % erwartet. Ökonomen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg prognostizieren daher, dass die anhaltende Schwäche Deutschlands, die Eurozone ebenfalls in eine Rezession drängt. Der Aufschwung lässt also weiter auf sich warten. Sollte die EZB jedoch eine aggressive Zinswende einleiten, könnte dies die Wirtschaft stützen.
Rezession in der Eurozone
Die Eurozone wird nach Ansicht von Volkswirten ihrer ersten Rezession seit der Pandemie nicht entgehen und im Schlussquartal des Jahres erneut schrumpfen.
Der aktuellen Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion im vierten Quartal um 0,1% schrumpfen. In der letzten Umfrage war noch eine bloße Stagnation erwartet worden. Anfang 2024 sehen die Analysten dann eine leichte Erholung.
“Wir bezweifeln, dass wir uns am Anfang eines Aufschwungs befinden”, sagt Jörg Angele, Ökonom bei der Bantleon Bank. “Der Gegenwind ist nach wie vor stark, vor allem durch die massiven Zinserhöhungen durch die EZB.”
Angeführt wird die Schwäche von Deutschland, Europas größter Volkswirtschaft, die sich nur mühsam aus ihrer Produktionsflaute befreien kann. Angesichts der Haushaltskrise und der schwachen globalen Nachfrage wird für das vierte Quartal ein Rückgang von 0,2 % erwartet – mehr als die ursprünglich prognostizierten 0,1 %.
Die Umfrageergebnisse widersprechen der optimistischeren Novemberprognose der Europäischen Kommission, die für die Eurozone mit ihren 20 Ländern in diesem Quartal eine Rückkehr zum Wachstum vorausgesagt hat, aufgrund des steilen Rückgangs der Inflation und einem robusten Arbeitsmarkt.
Die Eurostat-Daten vom Donnerstag führten die jüngste Schwäche der Eurozone auf Veränderungen der Lagerbestände zurück, zeigten aber, dass der Konsum der privaten Haushalte weiterhin stark ist. Schrumpfende Zahlen zur Industrieproduktion erinnerten jedoch an die anhaltende Schwäche der Region und deuten eine Rezession an.
Rückgang der Inflation könnte die Wirtschaft stützen
Während die straffere Geldpolitik für erheblichen Gegenwind gesorgt und die Eurozone an die Schwelle einer Rezession geführt hat, überraschte die jüngste Verlangsamung der Inflation sowohl die Märkte als auch die Währungshüter. Das führte in der Folge zu massiven Wetten auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank bereits im Frühjahr. Zinsswaps preisen inzwischen bis zu sechs Zinssenkungen der EZB bis Ende 2024 ein. Allerdings mehren sich die Stimmen der Ökonomen, dass der Markt mit seiner Zinssenkungserwartung für 2024 bereits über das Ziel hinausgeschossen ist.
Die befragten Ökonomen haben indessen ihre Inflationsprognosen bis September 2024 gesenkt, für die Zeit danach jedoch angehoben. Laut der Umfrage dürfte der Preisanstieg bis weit ins Jahr 2025 hinein nicht auf das 2%-Ziel der EZB zurückgehen. Im Zuge der geldpolitischen Sitzung am Donnerstag wird die Zentralbank auch ihre stark beachteten Zinsprognosen bekannt geben.
FMW/Bloomberg
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