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Die Fed: Vorgeschichte zur Gründung der mächtigsten Notenbank

 

Fed Vorgeschichte der Gründung

Kaum eine Zentralbank hat soviel Macht wie die Fed. Und über kaum eine Zentralbank kursieren so viele Halbwahrheiten wie über die amerikanische Notenbank und unser aktuelles Geldsystem. Henry Ford, amerikanischer Großindustrieller, hatte einst gesagt: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Dieses berühmte Zitat stammt noch aus den Anfängen des 20. Jahrhundert, und offensichtlich wird das aktuelle Geldsystem von den meisten Menschen immer noch nicht verstanden.

Der deutsche Cum-Ex-Kanzler Olaf Scholz hat in seiner Rede in Prag ein weiteres Zitat ins Spiel gebracht, das auch hier in diesem Zusammenhang sehr gut hineinpasst: „Wer, wenn nicht wir – wann, wenn nicht jetzt!“ Mit diesen einleitenden Worten startet Finanzmarktwelt eine Artikelserie über die Notenbanken. Der erste Teil befasst sich mit einem Rückblick in die Geschichte des amerikanischen Bankensystems, der mit der Krise von 1907 endet. Es ist die Vorgeschichte zur Entstehung der US-Notenbank Fed. Denn ohne einen Blick in die Geschichte lässt sich unser Geldsystem und das der USA nicht durchdringen und verstehen.

Die Anfänge des weltweiten Geldsystems bis zur Gründung der USA

Der Finanzautor Ernst Wolff hat in einem auf YouTube veröffentlichten Video die „Geschichte des Geldes – von der Tauschwirtschaft bis zum Hochfrequenzhandel“ gut zusammengefasst. Die Geschichte des Geldes lässt sich nämlich grob in vier Epochen unterteilen. Erstens der Naturaltausch und das Naturalgeld, zweitens Metallgeld und Münzgeld, drittens Bargeld (Papiergeld und Münzen) und viertens Buchgeld, Giralgeld und elektronisches Geld.

Die gesamte Geschichte des Geldes zu erläutern, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Für die Entstehungsgeschichte unseres heutigen Geldsystems und der Fed reicht es, in der dritten Epoche einzusteigen und sich auf den amerikanischen Kontinent zu beschränken. Denn dort fand die Entwicklung des Geldsystems, das in Europa über Jahrhunderte gewachsen war, komprimiert in einer sehr kurzen Zeitspanne statt.

Grundsätzlich aber muss folgendes vorweg erläutert werden: Bis zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1775 bis 1783 war Amerika eine Kolonie unter wechselnder Regentschaft der britischen, spanischen, französischen und niederländischen Krone. Kurz vor Beginn des Unabhängigkeitskrieges war es fast ausschließlich eine britische Kolonie. Da die britische Krone den Anspruch hatte, als Empire die Welt zu beherrschen, lag es in ihrem Interesse, die Entstehung einer vom Mutterland unabhängigen Industrie und Finanzwirtschaft durch Restriktionen zu verhindern.

England war zu diesem Zeitpunkt auch dank der Bank of England, dem Vorbild für fast alle späteren Zentralbanken, das Epizentrum des weltweiten Finanzsystems. 1704 wurde das Prägen von Münzen in allen Kolonien untersagt, das britische Pfund war als Zahlungsmittel ebenfalls verboten. Um Handel zu betreiben, wurde von den Kolonisten meist der spanische Real, eine Silbermünze, verwendet. Diese wurden in den Kolonien spanische Dollars genannt und waren somit Namenspatron für den späteren US-Dollar.

Mit Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges beschloss die sich neu bildenden Kolonialregierung, der Kontinentalkongress, die Einführung einer eigenen Währung, den Kontinental-Dollar. Diese Währung hatte aber keine lange Lebensdauer, das Finanzsystem war zu schwach, die Währung nicht fälschungssicher und der Krieg verschlang Unsummen an Geld. Daher stammt auch der historisch überlieferte Ausdruck „not worth a Continental“, der einfach gesprochen „völlig wertlos und nutzlos“ bedeutet. Übrigens waren die Briten Meister im Fälschen von Kontinentals und hatten einen beachtlichen Anteil am Niedergang der ersten Währung.

1780 kam es zwangsweise zu einer ersten Währungsreform, die zu einer Enteignung aller Inhaber des ersten Dollar-Papiergeldes führte. Dies war aber nicht die einzige in der Geschichte der USA, viele weitere sollten noch folgen. 1781 wurde die Bank of North America vom Kontinentalkongress gegründet, die erste de facto Zentralbank der USA, und nahm ihren Betrieb am 7. Januar 1782 in der damaligen Hauptstadt Philadelphia auf. Sie war die erste moderne Bank der Vereinigten Staaten und diente bis 1783/84 auch als Notenbank. Die Bank wurde maßgeblich von Robert Morris gegründet, dem „Finanzier der Revolution“ und einer der Gründungsväter der USA. Er gilt als „Vater des Systems des Kredit- und Papierumlaufs in den Vereinigten Staaten“ und organisierte ein Darlehen des französischen Staates, um das notwendige Kapital für die Bank aufzubringen. Frankreich und England waren traditionell Erzfeinde und kämpften bereits seit Jahrhunderten um die weltweite Vorherrschaft.

Die Anfänge des Bankensystem in den USA

Allerdings hatte der Unabhängigkeitskrieg die Staatsfinanzen tief zerrüttet. Das Land glich einem finanziellen Flickenteppich. So kursierten sehr viele verschiedene Währungen innerhalb Amerikas, denn jeder Bundestaat konnte praktisch eine Privatbank beauftragen, eine eigene Währung zu drucken. Der Unterschied zu einer Zentralbank war, dass diese Banken nur innerhalb des jeweiligen Bundestaates Filialen unterhalten durften. Für die Exporte oder auch als Leitwährung diente der Spanische Dollar oder das britische Pfund. 1785 wurde der Dollar als neue Währung der USA eingesetzt, 1787 die ersten Münzen emittiert. 1792 wurde der „Coinage Act of 1792“ (Münzgesetz) verabschiedet, der das Münzwesen der USA regelte und eine staatliche Münzprägeanstalt vorsah. Im gleichen Jahr wurde in Philadelphia die Philadelphia Mint gegründet, die erste staatliche Münzprägeanstalt und zugleich das erste offizielle Gebäude des sich neu bildenden Staatswesens.

Alexander Hamilton, einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten, verfolgte das Ziel, eine nationales Finanzinstitut nach europäischen Vorbild (Bank of England, Banque de France) zu gründen, dass die finanziellen Probleme des nach dem Unabhängigkeitskrieg stark überschuldeten Landes lösen konnte. Thomas Jefferson, ebenfalls Gründungsvater der USA, sah aber bereits damals mit bemerkenswertem Weitblick die mit einer Zentralbank verbundenen Probleme und war somit ein politischer Gegner der Zentralbank-Idee. Er glaubte, eine Zentralbank untergrabe die Demokratie.

Alleine die Tatsache, dass die Bank of England immer wieder versuchte, die Kolonien unter ihre monetäre Kontrolle zu bringen, wurde von vielen als „letzter Strohhalm“ der Unterdrückung angesehen, die direkt zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg führte. Trotz der Meinungsverschiedenheiten kam es 1791 zur Gründung der First Bank of the United States, die US-Regierung war ihr größter Anteilseigner, ohne Rechte, auf die Verwaltung der Bank einzuwirken. Die Bank akzeptierte Einlagen, gab Banknoten aus und gewährte der Regierung kurzfristige Kredite. Sie fungierte auch als Clearingstelle für Staatsschulden.

Obwohl die Bank sehr erfolgreich bei der Finanzierung der Regierung war und die Wirtschaft ankurbeln half, wurde sie nach 20 Jahren nicht mit einem neuen Mandat von der Regierung betraut. Das Misstrauen weiter Teile der Kongressabgeordneten verhinderte dies, insbesondere Thomas Jefferson sah in ihr ein Motor für Spekulation, Finanzmanipulation und Korruption, denn die Bank war teilweise im Besitz von Ausländern, die an den Gewinnen beteiligt waren. Aber bereits nach dem Krieg von 1812, erneut gegen das Vereinigte Königreich, wurde der Ruf nach einer Zentralbank wieder laut, denn eine starke Ausweitung der Geldmenge und die mangelnde Aufsicht des Bankensystems hatte eine hohe Inflation ausgelöst. Also wurde 1816 die Zweite Bank of Amerika gegründet und erhielt erneut ein Mandat über 20 Jahre. Aber das Misstrauen saß immer noch sehr tief, und der neue Präsident Andrew Jackson verlängerte das Mandat der Bank nicht. Zwischen 1816 und 1913 gab es keine Zentralbank in den USA, das private Bankwesen konnte sich frei entfalten und wurde nur unzureichend beaufsichtigt und reglementiert. Die Folge waren etliche Wirtschaftskrisen, die ihren Ursprung meist im Bankensystem hatten.

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Dieser Satz prägt bis heute unser Wirtschaftssystem. In keiner Epoche der Menschheit wurde durch die Besiedlung dieses riesigen Kontinentes so viele Städte gegründet, Straßen gebaut, Eisenbahnschienen verlegt, Brücken errichtet und Industriezweige neu gegründet. Das alles erforderte Unmengen an Geld. Geld aber war limitiert auf die zugrunde liegenden Sicherheiten, sei es in Form von Gold und Silber, Land oder Unternehmensanteilen.

So waren immer wieder ausländische Geldzuflüsse nötig, um den Aufbau Amerikas anzukurbeln. Diese kamen hauptsächlich über die Bank of England und die Banque de France nach Amerika. Da aber auch in Europa das Geld noch an Sicherheiten gebunden war, hatte dies auch Einfluss auf die europäischen Märkte. Wurde die Liquidität knapp, schraubte man an der Zinshöhe. Zinserhöhungen in Europa konnten also dazu führen, dass Geld aus Amerika wieder nach Europa zurück floss.

Um das Problem zu lösen, erfanden die Banken die Mindestreserve, um die umlaufende Geldmenge zu erhöhen. Der zugrundeliegende Gedanke war, dass ja nicht alle Bankkunden gleichzeitig ihr Geld benötigen, so dass die Banken durchaus mehr verleihen, als sie mit Species (Hartgeld) abdecken konnte. Im Free Banking Act des Staates New York wurde 1838 die Mindestreserve geregelt, die vorsah, dass Banken 100 Prozent der von ihnen ausgegebenen Banknoten sowie der bei ihnen gehaltenen Einlagen in Form von Hypothekendarlehen und Staatsanleihen halten mussten.

Aber aufgrund unterschiedlicher Bewertungen von Staatsanleihen und Grundstücken war eine unkontrollierte Ausweitung der umlaufenden Geldmenge möglich. Das beschleunigte die Kreditvergabe immens, und nahm dem Staat auch das Geldmonopol. Gepaart mit einer hohen Risikobereitschaft führte die exzessive Kreditvergabe immer wieder zu massiven Wirtschaftskrisen, so z.B. die Bankenkrise von 1873, 1884, 1890, 1893 und 1907. Insbesondere die Zeitspanne des „Wildcat-Banking“ in den USA zwischen 1836 und 1856 war eine Zeit, in der Sparer regelmäßig mit wertlosem Papiergeld zurück blieben. Nichtdestotrotz gewannen die Banken immer mehr an Einfluss, da jede Krise dazu führte, dass die Gewinner ihre Macht ausbauten und angeschlagene Banken zu einem Bruchteil ihres Wertes übernehmen konnten. J.P. Morgan wurde so zu einem der einflussreichsten Bankiers in Amerika und half der Regierung, die Krise von 1893 zu überwinden. Seine Erfahrung im Umgang mit Finanzkrisen sollte sich in der Mutter aller Krisen – die Panik von 1907 – auszahlen und das Bankensystem vor dem drohenden Kollaps bewahren.

Den zweiten Teil aus der Serie „Wie kam es zur Gründung der Fedund wie ist unser Geldsystem aufgebaut?“ lesen Sie hier..



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1 Kommentar

  1. Das Hauptproblem liegt ja wohl in der Tatsache begründet, dass die Fed, letztlich Zentelbanken der kapitalistischen Welt der Fed unterstehend, sich selber „kontrollieren“! Zudem liegen sie in den Händen von privaten Familien. Was das heißt, kann sich ein Jeder mit ein wenig Kritikfähigkeit selber denken – die Regierungen zappeln mittels der hohen „staatlichen“ Verschuldungen an den Strippen der Bankster! Siehe Bilderberger, WEF/Young Global Leaders/Klaus Schwab im Heute. Ihre Agenten schreien eine Lüge nach der anderen raus – denn auch alle „relevanten“ Medien unterliegen IHRER Kontrolle! Z B, das CO2 ist kein Schadgas sondern das Wachstumsgas, Ohne gäbe es kein Leben – und das mit nur 0.04 % an der Luft beteiligt. Aber via IPCC hat man einen neuen Ablasshandel installiert…

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