Die vielbeachtete Juni-Umfrage der Bank of Amerika Merrill Lynch zeigt einen unglaublichen Umschwung in der Stimmung von Profiinvestoren. Bei der Befragung von 179 Vermögensverwaltern, die immerhin eine Summe von 530 Milliarden Dollar betreuen, macht sich Skepsis breit und zwar in einer Größenordnung, wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr gesehen.
Die Portfoliomanager, an erster Stelle ist hier der Vertreter von Blackrock zu nennen, warnen vor den Unsicherheiten, die den S&P 500 locker um 10 Prozent nach unten treiben können.
Die Befürchtungen der Geldverwalter
Während man bei der letzten Monatsumfrage den Handelsstreit mit China noch mit 37 Prozent als größte Gefahr für die Märkte betrachtete, ist diese Furcht aktuell bereits auf 56 Prozent gestiegen. Dazu kommen in Europa noch die Sorgen um den Ausgang des Brexits und wieder einmal Italien.
Daher erwartet die Hälfte der von der Bank of America Merrill Lynch befragten Vermögensverwalter, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum in den kommenden zwölf Monaten deutlich abschwächen wird. Im Mai lag das Verhältnis zwischen positiven und negativen Konjunkturerwartungen noch deutlich besser, jetzt ist es bereits mit der Quote von fünf Prozent negativ.
Einen so deutlichen Rückgang in den Erwartungen gab es laut des Chefstrategen der Bank, Michael Hartnett, noch nie.
Netto sind nach seinen Erhebungen 21 Prozent der Manager in den betrachteten Portfolios in Aktien untergewichtet, niedriger, als es die Vergleichsindizes vorgeben. So gering war die Aktienquote zuletzt im März 2009 und damit inmitten der Finanzkrise.
Besonders interessant ist auch das schwindende Zutrauen der Investoren in die Macht der Notenbanken. 11 Prozent der Investoren sehen eine gewisse „Hilflosigkeit“ der Notenbanken als größtes unerwartetes Risiko für die Märkte. Man befürchtet, dass die Zentralbanken nicht mehr genug ausrichten können, um die Märkte zu stabilisieren. Darüber habe ich erst gestern einen Kommentar verfasst „Die Macht der Notenbanken – hat die Fed es wirklich noch in der Hand?“
Fazit
Die Zeichen stehen auf Sturm. Was mich aber in meiner Betrachtungsweise der Märkte (was ist schon in den Kursen enthalten?) ein wenig stutzig macht, ist die deutliche Vorbereitung der „Großen“ auf den Kurseinbruch. Da liegt kurzfristig eine große Unwägbarkeit. Sollte es Donald Trump einfallen, einen Kompromiss im Handelsdeal „hinzudrehen“, käme es gewiss zu einer Kursrally, die diese Investoren auf dem falschen Fuß erwischt mit entsprechenden Noteindeckungen. Kurseinbrüche geschehen in der Regel nicht mit Vorbereitung.
Ansonsten ergibt sich mittel- und langfristig aus der Umfrage der großen Verwalter die Erkenntnis: Die Rezession ist näher, als es viele Ökonomen wahrhaben wollen.
By Vlad Lazarenko – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33219566
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