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Federal Home Loan Banks Notkredite für US-Banken – abseits der Federal Reserve

Es gibt fast gar nicht beachtete große Notkredite für US-Banken - abseits der Federal Reserve! Ein Blick auf die Federal Home Loan Banks.

Wir sehen: Mit der Übernahme der First Republic Bank durch JPMorgan wurde die dritte Pleitebank in den USA binnen zwei Monaten quasi gerettet, damit ja kein einziger Dollar an Einlagen verloren geht. Immerhin war es die zweitgrößte Pleite eines Instituts in der Geschichte der USA! Gerade in Zeiten von Social Media soll bei Einlegern wohl bloß keine Panik aufkommen. Aber es flossen in den letzten Monaten bereits gigantische Geldsummen aus den Einlagen bei Banken ab, hinüber in viel höher verzinste Geldmarktfonds. 945 Milliarden Dollar in einem Jahr verloren die Banken an Kundeneinlagen! Neben der Federal Reserve als Rettungsanker für die Banken gibt es da die sogenannten „Federal Home Loan Banks“, die von der Öffentlichkeit fast gar nicht beachtet werden; aber für die Regionalbanken in den USA waren sie zuletzt wohl eine sehr große Stütze.

Federal Reserve mit Liquidität für Banken

Schauen wir zunächst auf die ständig beachteten Bankzahlen aus den USA. Wir haben seit Ausbruch der Krise in den USA im März Woche für Woche über die aktuellsten Daten berichtet, zum Beispiel über die Einlagen bei Instituten, aber auch über die Höhe der Notkredite durch die Federal Reserve. So zeigten die jüngsten Daten der Federal Reserve vom letzten Wochenende: Die Einlagen bei US-Banken legten in der Woche bis zum 19. April um 21 Milliarden Dollar zu. Und: Die Federal Reserve hatte in der Woche bis zum 26. April über zwei Backstop-Kreditfazilitäten (Discount Window und das neue Bank Termin Funding Program) insgesamt Notkredite in Höhe von 155,2 Milliarden Dollar an Banken in den USA vergeben, gegenüber 143,9 Milliarden Dollar in der Vorwoche. Die Krise ist noch lange nicht vorbei.

Blick auf Federal Home Loan Banks

Schon mal was gehört von den „Federal Home Loan Banks“ oder FHLB? Dieses System aus mehreren Regionalinstituten wurde laut eigener Aussage der Federal Home Loan Banks in den USA durch den Federal Home Loan Bank Act von 1932 als staatlich gefördertes Unternehmen zur Unterstützung von Immobilienkrediten und kommunalen Investitionen gegründet. Das System setzt sich aus 11 regionalen Banken zusammen, die privat kapitalisiert sind und als Genossenschaften im Besitz ihrer Mitglieder sind. „Die regionale Aufteilung ermöglicht es jeder einzelnen der FHLBs, sich auf die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden zu konzentrieren“. Jedes Jahr gewähren die FHLBanks rund 6.600 amerikanischen Banken, Kreditgenossenschaften, Versicherungsgesellschaften und kommunalen Finanzinstituten Zugang zu günstigen Finanzierungen in Höhe von mehreren Milliarden Dollar.

Federal Home Loan Banks vergeben deutlich mehr Notkredite

Die Federal Home Loan Banks veröffentlichten Freitag Abend ihre Quartalszahlen. Darin schreiben sie: „Im März 2023 kam es bei einigen US-Banken, die Mitglieder der FHLBank sind, zu erheblichen Einlagenabflüssen und finanzielle Schwierigkeiten, was die Kreditinstitute und die Finanzmärkte unter Druck setzte. Während dieser Zeit haben die Federal Home Loan Banks weiterhin ihre Aufgabe, als zuverlässige Liquiditäts- und Finanzierungsquelle für ihre Mitglieder zu fungieren. Die Aktiva und Passiva der FHLBanks, in erster Linie Vorschüsse und konsolidierte Verpflichtungen, stiegen im ersten Quartal 2023 aufgrund der gestiegenen Nachfrage der Mitglieder deutlich an“.

Ende Dezember 2022 lagen die von den Federal Home Loans Banks an ihre Mitgliedsinstitute herausgereichten Kredite bei 819 Milliarden Dollar. Binnen drei Monaten bis Ende März wuchs diese Summe um 27 % oder 225 Milliarden Dollar auf 1,04 Billionen Dollar an, ein Rekordhoch. Dass dieser Zuwachs der Notkredite an Kreditinstitute in Zusammenhang mit der Bankenkrise steht, und dass aufgrund der Vertrauenskrise der Einleger viele Banken in Liquiditätsnot gerieten, zeigt folgende Zahl: In der Woche nach der Schließung von SVB und Signature Bank im März durch die US-Aufsichtsbehörden emittierten die Federal Home Loan Banks, die gemeinsam Schulden ausgeben, laut Bloomberg eine Rekordsumme von 304 Milliarden Dollar an Schulden. Die Verschuldung hat sich seit diesem Höchststand zwar verringert, ist aber immer noch historisch hoch.

FMW: Der zeitliche Zusammenhang zwischen SVB-Pleite und gigantischer Kreditaufnahme der FHLBs ist nicht zu ignorieren. Und dass die Federal Home Loan Banks für diese Notkredite auch ordentliche Zinsen kassieren, zeigt diese Zahl: Der Nettozinsgewinn der FHLB stieg im ersten Quartal im Jahresvergleich von 972 Millionen Dollar auf 2,02 Milliarden Dollar! Man sieht: Neben der Federal Reserve werden auch die FHLBs durch die Banken kräftig für die Aufnahme von Notkrediten genutzt. Einlagen fließen ab, und die Löcher werden durch kurzfristige Kreditaufnahmen gestopft.

FMW/Bloomberg

US-Dollar
US dollars banknotes. Photographer: Toru Hanai/Bloomberg


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