Anleihen

Erdbeben in Zeitlupe: Der Anstieg der US-Renditen – Geld wird immer teurer

Gestern verbuchten US-Staatsanleihen den größten Abverkauf seit der Wahl von Donald Trump. Warum?

Der Abverkauf

 

Gestern verbuchten US-Staatsanleihen den größten Abverkauf seit der Wahl von Donald Trump – also seit fast zwei Jahren. Am heutigen Donnerstag setzte sich das fort, die 10-jährige US-Staatsanleihe stieg auf 3,23% und damit auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2011. Dazu stiegen die US-Staatsanleihen mit 2-jähriger, 5-jähriger und 7-jähriger Laufzeit auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise.

 

 

(Rendite der 5-jährigen US-Staatsanleihe mit Ausbruch nach oben; Chart: northmantrader.com; durch anklicken vergrößern)

Das alles bedeutet: (Dollar-)Geld wird teurer – und das ist für die Aktienmärkte mehr und mehr ein Problem, schließlich war die Rally seit der Finanzkrise im Wesentlichen eine durch die Notenbanken ausgelöste Liquiditäts-Party mit kostenlosem Geld.

 

Warum steigen die Renditen so stark?

Was ist der Grund für den so heftigen Anstieg der US-Renditen? Auffallend war zunächst, dass vor allem die Renditen für länger laufende US-Staatsanleihen wie die 10-jährige US-Anleihe und die 30-jährige Anleihe besonders stark nach oben gingen – womit sich die zuletzt immer flachere US-Zinskurve wieder deutlich versteilte (gut für Banken!). Damit wird ein Argument in Frage gestellt, das durchaus einige Plausibilität hat: dass die Renditen nach oben gehen, weil das Wachstum der US-Wirtschaft so stark ist. Aber wenn die Stärke der US-Wirtschaft die Fed zu Zinsanhebungen zwingt (aus Sicht der Märkte), dann hätten eher die kürzer laufenden Anleiherenditen (etwa die der 2-jährigen US-Anleihe) eigentlich stärker anziehen müssen (was aber gestern nicht der Fall war).

Klar: ist eine Wirtschaft stark, steigen in der Regel die Renditen für Staatsanleihen, die eine Art Kompensation bieten müssen im Vergleich zu anderen Investments, etwa in Wachstums-Werte am Aktienmarkt. Aber gestern zogen besonders die Inflations-bereinigten Renditen stark an (bei der 10-jährigen Anleihe gestern auf 0.986%), und das bedeutet: aus Sicht der Märkte hat die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Fed zugenommen, die Märkte fordern nun einen Ausgleich für ihre steigenden Inflationserwartungen auch im längeren Zeitfenster – daher der Anstieg der längerfristigen Renditen und die Versteilung der US-Zinskurve.

 

Wenn die Nachfrage geringer und das Angebot größer wird..

Dazu kommen aber noch andere Faktoren! Etwa die Pensionsfonds von US-Unternehmen, die bis zum Ende der Frist – Mitte September – vor allem 30-jährige US-Staatsanleihen kauften, weil sie dieses Investment steuerlich absetzen konnten im Gefolge der US-Steuerreform. Nach Ablauf der Frist aber, das zeigen Daten der Deutschen Bank, haben diese Käufe durch US-Pensionsfonds stark nachgelassen – wodurch eine bedeutende Käufer-Gruppe wegfällt.

Dazu kommt, das hat gestern PIMCO-Legende Bill Gross thematisiert, die Zurückhaltung ausländischer Käufer aus Europa und Japan. Deren Hedging-Kosten wären zuletzt stark gestiegen (sie müssen sich immer höher verzinste und damit „teurere“ Dollars leihen, um die Anleihen zu kaufen), was die Renditerwartungen dieser Investoren fast komplett auffresse:

Gestern Abend goß Fed-Chef dann noch mehr Öl ins Feuer: es sei noch ein weiter Weg, so Powell, bis man die Geldpolitik der Fed nicht mehr als „unterstützend“ („accommodative“) bezeichnen könne. Subtext: wir müssen noch oft die Zinsen anheben, bis der Zinssatz „neutral“ ist (also weder die Konjunktur unterstützend noch bremsend). Man müsse, so Powell weiter, die Zinsen sogar wohl über die neutrale Rate anheben:

„interest rates are still accommodative, but we’re gradually moving to a place where they’ll be neutral – – not that they’ll be restraining the economy. We may go past neutral. But we’re a long way from neutral at this point, probably.”

 

Die Schuldenparty der Trump-Administration

 

All das spricht für zahlreiche Zinsanhebungen der Fed in den nächsten Quartalen. Faktisch hat Powell wohl nur zwei Möglichkeiten: entweder er bekämpft die absehbar immer stärkere Inflation und bereitet damit den Aktienmärkten ein echtes Problem. Oder die Fed sieht zu, wie die Inflation überschießt – um dann umso herber reagieren zu müssen (genau davor hatte gestern Fed-Mitglied Loretta Mester gewarnt).

Und so dürfte der Anstieg der US-Renditen weiter gehen – und das obwohl die Short-Quote bei Investoren extrem hoch ist (man spekuliert also massenhaft auf weiter steigende US-Renditen, was die Gefahr von großen Schieflagen in sich birgt). Andererseits aber sorgt die Trump-Regierung für einen massiven Anstieg der US-Verschuldung, der durch die Neu-Emission von US-Staatsanleihen refinanziert werden muß. Faktisch kommt also immer mehr Angebot auf den Markt, und die Nachfrage kommt kaum hinterher. Wenn aber das Angebot stärker zunimmt als die Nachfrage, fallen die (Anleihe-)Preise und die Renditen steigen schlicht weiter..

 

The Federal Reserve in Washington D.C. Photo: Dan Smith, Rdsmith4, and another Author / Wikipedia (CC BY-SA 2.5)



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5 Kommentare

  1. Generell muss man aber sagen, das die Renditen zwischen der 3- und der 30-jährigen auch nicht so meilenweit auseinander liegen. Bei der 2jährigen ist es etwas anders, die liegt meiner Ansicht weiter weg von der Spanne 3- 30-jährige. Wie auch immer, zu beobachten ist das vor allem am langen Ende die Renditen recht stark anziehen. In Japan konnte man zuletzt auch beobachten, das die BoJ mittlerweile vor allem am langen Ende deutlich weniger kauft als vorher.

    Ich denke, momentan haben wir einen Trend hin zu einer steileren Renditekurve.

  2. Markus,

    alles schön und toll ! Akzeptiert !

    Aber: so ist das nun mal im Leben, solange die EZB nichts macht…. :D

    Viel Spaß mit den (höheren) Renditen in USD !

    Und ich finde das eigentlich gut, dass hier mal ein wenig „Schwung in die Bude kommt“ – diese „Billigstzinsen“ müssen ein Ende finden, nach 10 Jahren ? :D

    Nach Lehman, die deutschen Sparer wurden lange genug „über den Tisch gezogen“ ? Hätte natürlich ein paar Auswirkungen auf den Immobilienmarkt….

    “ Aber wenn die Stärke der US-Wirtschaft die Fed zu Zinsanhebungen zwingt (aus Sicht der Märkte), dann hätten eher die kürzer laufenden Anleiherenditen (etwa die der 2-jährigen US-Anleihe) eigentlich stärker anziehen müssen (was aber gestern nicht der Fall war).“

    ?!? Der Amiladen muss doch sowieso die Zinsen erhöhen ? Da viel zu „billig“ ?

  3. Der US-Laden wird gnadenlos seine 08/15 Politik durchziehen, d.h. 0,25 %, jeweils zum Quartal, damit die Menschen Lehamn „vergessen“. Das müssen „die“ machen, und zwar „dosiert“…

    Der US-Laden hätte ein ziemlich hohes Interesse, dass unser EZB-Bundesbankbeamtenladen da mitziehen würde ? Das würde ich so sehen ?

    Das ist ganz normal, hat gar nix mit dem Wirtschaftswachstum zu tun, die möchten die Zinsen „hochfahren“…

  4. An einem Vortrag vor einem Unternehmerkongress soll der Schweizer NSB CEO ausgeführt haben, dass man keinerlei Grenzen einhalten müsse mit Geld in den Markt pumpen. Einerseits habe man damit ein Werzeug ohne Grenzen in der Hand und anderseits gibt es auch keine Gläubiger gegenüber der Nationalbank die ihr Geld zurückverlangen könnten.
    Als kaufen die Staaten (China lässt grüssen) mit gedrucktem Geld alles auf der Welt auf, was ihnen strategisch wichtig erscheint. Dies ist bei dem westlichen Kapitalismus geradezu ein Kinderspiel. Ob die Aktienkurse irgendwann fallen oder nicht, ist dabei nicht von Bedeutung, weil es eben keine echten Gläubiger gibt für das selbst geruckte Geld.
    Interessant ist dabei, dass dann die Arbeiterschaft in diesen Konzernen mit der Dividendenerwirtschaftung dieses wertlose Geld in echte Werte umwandeln würden. Kann man sich eine noch grössere Sklavenhaltung der arbeitenden Bevölkerung überhaupt noch vorstellen? Wohl kaum oder?

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