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Trotz Bankenkrise: Schnabel und Nagel gegen die Vetreter der Südländer EZB: Deutsche Notenbanker wollen Zinsen weiter anheben

Der große Kampf in der EZB zwischen Nord und Süd

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Angesichts der Bankenkrise stellt sich für die EZB die Frage: was tun mit den Zinsen im Mai? Weiter anheben – oder doch erst einmal abwarten, wie sich die Bankenkrise entwickelt?

Dabei war die Entscheidung der EZB, die Zinsen im März trotz Bankenkrise um 0,5% anzuheben, bereits alles andere als unumstritten. Vor allem Vertreter der Südländer wie Italiens Notenbankchef Visco hatten im Vorfeld für eine abwartende Haltung plädiert, trotz Lagardes mehrfach wiederholter Ankündigung, im März die Zinsen „sicher“ um 0,5% zu erhöhen. Die EZB tat diesen Schritt dann auch, allerdings vorwiegend um nicht anzuzeigen, dass man aufgrund der Banken-Turbulenzen selbst in Panik geraten sei.

Aber das Problem der Inflation verschwindet eben nicht von alleine – also fordern vor allem die hawkishen Vertreter der EZB wie die Deutsche Isabel Schnabel eine weitere Anhebung der Zinsen. Damit bleibt die EZB gespalten – denn die höher verschuldeten Südländer der Eurozone wollen eher einen Stop der Zinsen.

EZB: Deutsche Schnabel will Zinsen im Mai weiter anheben

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat darauf gedrängt, dass in der schriftlichen Erklärung zum Beschluss der Europäischen Zentralbank in diesem Monat eine mögliche Erhöhung der Zinsen auf der nächsten Sitzung im Mai angekündigt wird. Dies berichten laut Bloomberg Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Schnabel, die für die Finanzmärkte zuständig ist, sprach sich in der Debatte im EZB-Rat gegen den Vorschlag aus, zusammen mit der Anhebung der Zinsen um einen halben Punkt am 16. März auf eine explizite Formulierung des künftigen geldpolitischen Kurses zu verzichten, so die Personen.

Stattdessen versicherte Präsidentin Christine Lagarde nur mündlich, dass die Notenbanker die Zinsen weiter anheben könnten, falls sich die Prognosen der EZB zu gegebener Zeit als realistisch erweisen sollten. In der darauffolgenden Woche nahm auch die Federal Reserve eine Zusage über eine künftige Straffung zurück.

Ein Vertreter der EZB lehnte es ab, sich zu den Beratungen des EZB-Rats am 16. März zu äußern.

Der Einblick in Schnabels Position wirft ein neues Licht auf die Debatte, die in diesem Monat in der ersten großen Zentralbank geführt wird, die eine angekündigte Zinsentscheidung auch dann noch umsetzte, nachdem Banken von den USA bis zur Schweiz in Turbulenzen geraten waren.

Ihre Haltung könnte das Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte und die Gesundheit der Banken im Euro-Währungsgebiet aus Sicht der Person widerspiegeln, die am meisten für die Interaktionen der EZB mit den Investoren verantwortlich ist. In dieser Funktion leitet Schnabel zusammen mit Chefvolkswirt Philip Lane die Diskussionen in den Sitzungen des EZB-Rats.

Es zeigt auch, wie die Inflationsgefahr von einer besonders falkenhaften Vertreterin der EZB wahrgenommen wird. In diesem Sinne ist Schnabels Position Ausdruck eines geldpolitischen Ansatzes, der in Lagardes Beharren letzte Woche enthalten ist, dass es “keinen Widerspruch zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität” gibt.

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Bundesbanker Nagel: Inflation bekämpfen – und auf Markt-Spannungen reagieren

Der Chef der Bundesbank Nagel formuliert es ähnlich wie EZB-Chefin Lagarde, frei nach dem Motto: alles für alle, jeder hat das Recht auf Wunder. Einerseits Inflation bekämpfen, andererseits aber die Spannungen aufgrund der Bankenkrise berücksichtigen. Liegt darin kein Widerspruch? Offensichtlich nicht für den Bundesbankchef

Die EZB ist laut Bundesbankchef Joachim Nagel sowohl entschlossen, die Inflation weiter zu bekämpfen, als auch bereit, auf mögliche Spannungen an den Märkten zu reagieren, wie Bloomberg weiter berichtet.

Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hätten die Bedeutung der Finanzstabilität hervorgehoben, sagte Nagel am Montag in einer Rede in Karlsruhe. Er nannte das europäische Bankensystem stark und betonte, es könne sich bei Bedarf auf die EZB und die nationalen Zentralbanken stützen.

“Es wird noch wichtiger, dass wir über weitere geldpolitische Schritte von Sitzung zu Sitzung entscheiden, im Lichte der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung”, sagte Nagel. “Seien Sie aber versichert, dass wir auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung weiter entschlossen voranschreiten werden, bis wir die Inflation eingefangen haben und Preisstabilität wiederhergestellt ist.”

Trotz der Bankpleiten in den USA und der Implosion der Credit Suisse Group AG hatte die EZB die Zinsen am 16. März — wie bereits bei der vorangegangenen Sitzung angekündigt — um einen halben Prozentpunkt angehoben. Am Freitag stand die Deutsche Bank im Zentrum eines Ausverkaufs bei Finanzwerten. Am heutigen Montag holen die Titel einen Großteil der Einbußen jedoch wieder auf.

“Ich möchte aber hier auch betonen, dass das europäische Banken- und Finanzsystem widerstandsfähig und solide aufgestellt ist. Denn es verfügt über starke Eigenkapital- und Liquiditätspositionen”, so Nagel. “Zudem verfügt das Eurosystem über geeignete Instrumente, um im Falle eines Falles unterstützend eingreifen zu können.”

Die bisherigen Zinserhöhungen – 350 Basispunkte seit Juli letzten Jahres – haben laut dem EZB-Ratsmitglied noch nicht ihre volle Wirkung auf die Wirtschaft entfaltet. Die Inflationsraten seien noch immer “viel zu hoch” und “weit” vom mittelfristigen Zielwert der Notenbank von 2% entfernt.

Der Abbau der EZB-Wertpapierbestände könne aus seiner Sicht ab Sommer beschleunigt werden, so Nagel. “Die Märkte können das gut verkraften. Und geldpolitisch ist es geboten, die Bilanz des Eurosystems schneller zu verkürzen.”

In Bezug auf die Teuerungsdynamik in Deutschland sagte Nagel, der Preisdruck habe wahrscheinlich seinen Höhepunkt erreicht, werde aber nur langsam nachlassen. Der geldpolitisch relevante HVPI werde nach Schätzungen der Experten im Jahresdurchschnitt 2023 um rund 6% und auch 2024 noch deutlich über der Marke von 2% liegen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Wenn man „fremdgesteuert“ ist, interessiert es nicht was die einzelnen Länder für Probleme haben bzw haben werden.“Der Befehl lautet unter dem Deckmantel der Inflation alles platt zu machen um dann den Willen einer bestimmten Elite durchzusetzen.

  2. Die deutschen Notenbanker haben auch überhaupt keine Ahnung von dem, was sie tun. In Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs, Konjunkturkrise und Geldmangel wohin man nur schaut, sowie gleichzeitig hoher Unterbeschäftigungsquote und jeder Menge unproduktiver jobs dfn Preis des Geldes (Zins) erhöhen zu wollen, treibt 1. die Inflation an, weil die Kreditkosten an Verbraucher weiter gegeben werden und schwächt 2. die Haushalte auch direkt
    Das erscheint mir völlig wahnsinnig.

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