Anleihen

Billiges Geld für die Südländer EZB mit Umschichtung noch ohne TPI – so haben die Anleiherenditen reagiert

Die EZB hat ihr TPI-Programm zwar beschlossen, aber auch bereits vorher Anleihen umgeschichtet. Ein Blick auf die Anleiherenditen.

Eurozone und Euro-Münze als Symbole für die EZB

Die EZB hat ihr neues „Transmission Protection Instrument“ (TPI) am 21. Juli beschlossen. Endlich wieder eine neue Abkürzung im EZB-Universum, so möchte man es fast spöttisch ausdrücken. Es geht dabei um die Kontrolle von Renditen für Staatsanleihen von Eurozonen-Mitgliedern. Obwohl die Aufgabe der EZB die Preisstabilität von Geld ist, kümmert sie sich jetzt auch ganz offiziell darum, für wie viel Zinsen sich einzelne Länder verschulden können.

EZB hat TPI eingeführt

Dabei obliegt es eigentlich dem freien Markt über die Höhe der Zinsen anzuzeigen, wie hoch das Ausfallrisiko für bestimmte Anleihen ist, und wie viel Risikoaufschlag man als Anleger haben möchte, wenn man diese Anleihen kaufen soll. Aber die EZB hält solche „zu hohen“ Aufschläge bei Anleiherenditen für eine unbegründete Spekulation am Markt, die man aktiv bekämpfen muss.

Bisher versucht die EZB die Renditen Südländer-Anleihen zu dämpfen über die Re-Investments von auslaufenden Anleihen im Rahmen des Pandemie-Aufkaufprogramms PEPP. Gelder die hier frei werden, fließen vornehmlich in die Südländer-Papiere. Aber da man zuletzt sah, dass dies womöglich nicht reichen könnte, wurde der TPI ins Leben gerufen. Zusätzlich zum bisher laufenden Re-Investment auslaufender Anleihen will die EZB mit ihrem TPI auch Anleihebestände der Nordländer verkaufen, um damit weitere Südländer-Anleihen zu kaufen. Damit sorgt man dafür, dass die Abstände (Spreads) zwischen den Renditen von Nord- und Südländern nicht zu groß werden. Die Renditen der Südländer sollen fallen und sich denen der Nordländer annähern.

EZB mit Re-Investments aus PEPP – Umschichtung gen Süden

Laut aktuellen Berechnungen der Financial Times hat die EZB zwischen Juni und Juli für 17 Milliarden Euro Anleihen aus Italien, Spanien und Griechenland gekauft. Gleichzeitig sank der Bestand von französischen, deutschen und niederländischen Anleihen um 18 Milliarden Euro. Man erkennt die klar Umschichtung Richtung Mittelmeerraum. Dies kam zustande unter den bisherigen Re-Investments aus dem PEPP-Programm.

Zusätzlich zum bisher laufenden Re-Investment auslaufender Anleihen will die EZB mit ihrem TPI auch Anleihebestände der Nordländer verkaufen, um damit weitere Südländer-Anleihen zu kaufen. Damit will man mit viel mehr Nachdruck dafür sorgen, dass die Abstände (Spreads) zwischen den Renditen von Nord- und Südländern nicht zu groß werden. Die Renditen der Südländer sollen fallen und sich denen der Nordländer annähern.

Das TPI der EZB wurde am 21. Juli beschlossen. Offenbar hat die EZB das TPI aber noch nicht eingesetzt. Einerseits halfen zuletzt die Rezessionsängste an den Märkten, dass die Renditen fielen. Dazu kamen die Bemühungen der EZB über die Re-Investments aus PEPP, was dazu führte, dass die Anleiherenditen sanken. Und drittens kann man vermuten, dass die nun jederzeit mögliche Nutzung des TPI an den Märkten dafür sorgt, dass man es nicht wagt die Spreads zu weit auseinander zu treiben – weil man ja wüsste, dass die EZB dann einschreiten würde.

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Blick auf Anleiherenditen

Schauen wir auf die Entwicklung der Anleiherenditen. Anfang Juni notierten sie bei:

Deutschland 1,13%
Italien 3,13%
Griechenland 3,43%
Abstand von Italien zu Deutschland bei 2,00%, von Griechenland zu Deutschland bei 2,30%.

Heute notieren sie bei

Deutschland 0,91%
Italien 3,03%
Griechenland 3,07%
Abstand von Italien zu Deutschland bei 2,12%, von Griechenland zu Deutschland bei 2,16%.

Wann genau im Juni und Juli die EZB umgeschichtet hat, kann man nicht sehen. Und natürlich ist es ein stichtagbezogener Blick auf die Anleiherenditen. Nimmt man andere Tage, sehen die Renditeabstände anders aus. Und nimmt man als Startpunkt für den Chart den 14. Juni, dann sind die Renditen bis heute viel deutlicher gesunken. Man darf vermuten: Die EZB wird ihr TPI nutzen um die Abstände deutlich unter 2 Prozent zu drücken. Dabei sei gesagt:

Der EZB ist wohl vor allem wichtig wie groß die Abstände der Renditen zwischen der deutschen Benchmark-Rendite und den Südländer-Renditen ist. Aber natürlich gilt für die EZB offenbar auch: Je tiefer die Renditen im Süden grundsätzlich sind, desto besser – dann kann sich Rom günstiger neu verschulden. Gehört das noch zur Aufgabe der EZB? Nein – aber wen interessiert das heutzutage noch? Im folgenden TradingView Chart sehen wir seit Anfang Juni als blaue Linie den Verlauf der deutschen Anleiherendite (10 Jahre Laufzeit) im Vergleich zu Italien (orange) und Griechenland (türkis).

Vergleich von Anleiherenditen aus Deutschland, Italien und Griechenland



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3 Kommentare

  1. Wirt wollen den Fugi sehen, wir wollen den Fugi sehen, wir……

    :-)

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Wir hatten bei uns im Sozialismus vieles, sehr vieles, RGW, Kombinate, Sozialistische Ökonomische Integration im Rahmen des RGW und und und…

    Aber auf eines wären wir nie gekommen: Eine gemeinsame Währung!

    Auf diese Idee ist der Westen schon ganz, ganz alleine gekommen. Diesen Geistesblitz verbuchen die EU Oberen für sich, ganz alleine und exklusiv.
    Wir hatten schon unsere Gründe ,das niemals auch nur in Erwägung zu ziehen, den die Heterogenität war innerhalb des RGW zu groß.
    Aber die EU Führenden glaubten wohl das Rad neu erfinden zu müssen….

  3. Pingback: Le obbligazioni diventeranno presto obbligazioni spazzatura? Quando la BCE avvierà il TPI?

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