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Kampf gegen Inflation EZB-Schnabel: Zinsen könnten weiter angehoben werden

Laut EZB-Direktorin Isabel Schnabel könnten die Zinsen in der Eurozone doch noch weiter angehoben werden. Hier dazu ihre Aussagen.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel
Isabel Schnabel. Photographer: Ben Kilb/Bloomberg

Ist die EZB schon längst über ihr Ziel hinaus geschossen? Wo sie zunächst bei dem „Entdecken“ der Inflation völlig versagte, tut sie nun viel zu viel bei den Erhöhungen der Zinsen, um das Problem endgültig abzuwürgen? Schauen wir auf den folgenden TradingView Chart, der bis ins Jahr 2020 zurückreicht. Der Leitzins der EZB für die Eurozone (blau) stieg seit Sommer 2022 von 0 % bis jetzt auf 4,5 %. In orange sehen wir die Inflation, wie sie vom Hoch bei über 10 % bis jetzt auf 2,9 % zurückgekommen ist. Reicht es nun mit den Zinserhöhungen, zumal viele Vorlaufindikatoren bereits deflationär sind? EZB-Direktorin Isabel Schnabel spricht aktuell von der Möglichkeit noch weiter steigender Zinsen!

EZB-Leitzins im Vergleich zur Inflation in der Eurozone

EZB-Schnabel: Tür nicht verschließen für weitere Zinserhöhungen

Der Kampf um die Eindämmung der Inflation könnte die Europäische Zentralbank nach Ansicht von Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zwingen, die Zinsen ein weiteres Mal zu erhöhen. “Nach einer langen Periode hoher Inflation sind die Inflationserwartungen fragil, und erneute angebotsseitige Schocks können sie destabilisieren und die mittelfristige Preisstabilität gefährden”, sagte sie laut Bloomberg am Donnerstag in einer Rede in St. Louis. “Das bedeutet auch, dass wir die Tür zu weiteren Zinserhöhungen nicht verschließen können.”

Die EZB hatte bei ihrer Ratssitzung vor einer Woche die Zinssätze zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr unverändert gelassen. Sowohl die Geldmärkte als auch Ökonomen gehen davon aus, dass der Einlagensatz nun bis weit ins Jahr 2024 bei 4% verbleiben wird (Leitzins dann weiter bei 4,5 %). Isabel Schnabel wies darauf hin, dass es zwar nur ein Jahr gedauert hat, um die Inflation von 10,6% auf dieses Niveau von 2,9 % zu bringen, dass es aber “voraussichtlich doppelt so lange dauern wird, von hier aus zu 2% zurückzukehren”.

Isabel Schnabel wies auch darauf hin, dass Preis- und Lohnrigiditäten die zugrunde liegende Inflation hartnäckig machen. Zwei wichtige Bedingungen müssten erfüllt sein, damit sich die Kerninflation — die volatile Elemente wie Lebensmittel und Energie ausklammert — im Einklang mit den EZB-Prognosen entwickelt:

– Das Wachstum der Lohnstückkosten muss letztlich wieder auf ein Niveau sinken, das mit einer mittelfristigen Inflation von 2% vereinbar ist.

– Die Unternehmen müssen ihre Gewinnmargen als Puffer nutzen, um die Lohnsteigerungen nicht voll auf die Verbraucherpreise überzuwälzen.

“Der Disinflationsprozess auf der letzten Meile wird unsicherer, langsamer und holpriger sein”, sagte Isabel Schnabel und nannte beispielhaft den Krieg im Nahen Osten, Streiks in Flüssiggasanlagen in Australien und die globale Erwärmung als Schocks, “die den Disinflationsprozess zum Entgleisen bringen könnten”. Sie rief zu Beharrlichkeit und Wachsamkeit auf: “Das Inflationsziel ist jetzt in Reichweite”, sagte Schnabel. “Aber wir sollten erst dann feiern, wenn wir die letzte Meile wirklich bewältigt haben.”

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Die Kerninflationsrate im Oktober waren in DE 4,4% und in der EU 4,2%. Der Wert geht runter, aber er ist noch zu hoch. Ich denke deshalb das die EZB nichts mehr machen wird und mit Aussagen wie hier im Artikel versucht das lange Ende der Zinskurve zu beeinflussen. Unternehmensanleihen liegen bei 4%, was mMn zwar deutlich mehr ist als noch vor kurzem, aber langfristig OK ist. Die US-Zinsen sind allerdings zu hoch als das das langfristig tragbar ist.

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