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EZB: Was passiert heute mit dem Euro?

Von Naeem Aslam, chief market strategist von ThinkMarkets

Heute ist der wichtigste Tag für Händler, die Europäische Zentralbank wird ihr Urteil über ihre Geldpolitik für die Eurozone abgeben. Die wirtschaftlichen Lage hat sich deutlich eingetrübt, die EZB steht unter Druck entsprechend zu reagieren.

Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone zeigen, dass das Wachstum schwach geworden ist und ein starker Bedarf an mehr Unterstützung durch die EZB besteht. Die Bank hat ihre Wachstumsprognose für den Euroraum gesenkt, aber dennoch rechtfertigt die wirtschaftliche Situation (noch?) kein weiteres quantitatives Lockerungspaket der EZB. Allerdings haben die geldpolitischen Entscheidungsträger das Recht, alle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu bewältigen.

 

Zwei wichtige Faktoren

Dieses Argument wird noch überzeugender, wenn wir beginnen, zwei wichtige Elemente zu berücksichtigen: Erstens ist Donald Trump bereit, einen weiteren Handelskrieg zu beginnen. Er hat aus dem aktuellen Handelskrieg mit China keine Lehren gezogen. Der Krieg hat nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch das weltweite Wachstum beeinflusst. Aber er ist bereit für mehr. In seinen letzten Kommentaren hat sich der Präsident bereit erklärt, Zölle in Höhe von 11 Milliarden Dollar auf Einfuhren aus der EU zu erheben. Dies ist sicherlich ein Grund zur Sorge für die EZB, die hart dafür gekämpft hat, das Wachstum in der Eurozone wiederzubeleben.

Zweitens sind die Wachstums- und Verschuldungsbedingungen in Italien dramatisch geworden. Das Wachstum des Landes zeigt, dass die Rezession vor der Tür steht und es auch schwere politische Turbulenzen gibt. Die derzeitige Regierung befindet sich im Streit mit der Europäischen Kommission um ihr Haushaltsdefizit. Offensichtlich besteht ein großer Bedarf an Strukturreformen, aber niemand ist bereit für Sparpolitik.

 

Kein Feuerwerk zu erwarten

Dennoch erwarten wir heute von der EZB keine wesentliche Veränderung der Wirtschaftspolitik. Mario Draghi, der Präsident der EZB, kann seine Warnungen vor den Risiken für Wachstum und Inflation erhöhen. Betrachtet man die drei verschiedenen Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes (siehe Grafik unten), so zeigt sich deutlich, dass die Eurozone deutlich hinter den USA und China zurückbleibt.

 

 

Die EZB kann es sich nicht mehr leisten, das schwächste Glied zu bleiben. Die strukturellen Probleme in den fünf größeren Volkswirtschaften des Euroraums sind für die Bank ein großes Problem geworden. Ich erwarte von der Notenbank, dass sie den Regierungen eine klare Botschaft übermittelt, dass sie ihren Teil zu den Strukturreformen beitragen müssen, sonst würden Länder wie Italien das Wachstum weiter belasten.

 

Die große Frage

Die Frage ist also, was wird heute mit dem Euro passieren?

Seit Anfang dieses Jahres beobachten wir einen dominanten Trend für die Gemeinschaftswährung: es geht gegenüber dem Dollar nach unten. Händler haben die Währung bei jeder Erholung verkauft. Sie haben diese Gelegenheit genutzt, um ihre Short-Positionen auszubauen. Die Wirtschaftsdaten rechtfertigen es nicht, dass die EZB positiv bleibt, so dass es heute für die Euro-Bullen wenig bis gar keine Hoffnung gibt.

 

 



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