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Isabel Schnabel mit offenen Worten EZB: „Zinssätze müssen in den restriktiven Bereich steigen“

Am Samstag wurden neue Aussagen der EZB-Ratsmitglieder Isabel Schnabel und Pierre Wunsch veröffentlicht. Beide Währungshüter schlugen in die gleiche Kerbe wie ihre Chefin Christine Lagarde und bekräftigen damit den restriktiven Kurs der Europäischen Zentralbank. Die Tonart der EZB bleibt martialisch – unmissverständliche stellt man weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Zudem wird betont, dass die Zinssätze in den restriktiven Bereich steigen müssen, um die Inflation zu senken. Der aktuelle Zinsanhebungszyklus könnte also länger andauern als erwartet, denn die EZB geht davon aus, dass die Inflation bis ins Jahr 2025 deutlich über dem 2-Prozent-Ziel liegen dürfte.

Zinssätze müssen steigen

Wie Bloomberg aktuell berichtet, sagte Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, dass die Zinssätze in den „restriktiven Bereich“ steigen müssen, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen.

Die Gefahr einer politischen Überreaktion der EZB „ist weiterhin begrenzt, da die Realzinsen immer noch sehr niedrig sind“, sagte Schnabel in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das am 16. Dezember, einen Tag nach der jüngsten Sitzung der Zentralbank, geführt und am Samstag veröffentlicht wurde.

Mit Blick auf die vier Zinserhöhungen der EZB sagte Schnabel, die Zentralbank tue „alles, was notwendig ist“, um die Inflation wieder auf 2 % zu bringen. Sie wiederholte die Position von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die sagte, dass die Zinserhöhungen „für eine gewisse Zeit“ weitergehen werden.

„Nach unserer Einschätzung liegt dieser Zinssatz im restriktiven Bereich – also oberhalb des neutralen Zinssatzes – auch wenn die genaue Höhe noch unbekannt ist“, sagte Schnabel.

Da die Zentralbank nun auf einen höheren Endkurs hinweist, als viele Marktteilnehmer erwartet hatten, wird es sicherlich nicht einfacher werden, einen Konsens“ über die nächsten Schritte zu erzielen“, sagte Schnabel.

Schnabel mit überraschend offenen Worten

Die deutsche Währungshüterin sagte, die EZB habe die Hartnäckigkeit der Inflation früher unterschätzt und die Anzeichen für eine höhere Inflation anfangs nicht ernst genug genommen“, als sie eine Phase hinter sich gelassen habe, in der eine zu niedrige Inflation das Hauptrisiko gewesen sei und pandemiebedingte Unsicherheit die politischen Entscheidungen überschattet habe.

„Es bestand die Sorge, dass ein verfrühtes geldpolitisches Handeln die Wirtschaft unnötigerweise in eine weitere Rezession stürzen könnte“, sagte sie.

„Viele Leute“ unterschätzten den Preisanstieg, als die Covid-19-Maßnahmen nachließen, sagte Schnabel. „Sie dachten, dass die Unterbrechungen in der Lieferkette schneller behoben werden würden. Aber das hat viel länger gedauert als erwartet.“

Die Projektionen der EZB gehen von einer Inflation von „deutlich“ über 2 % über einen längeren Zeitraum aus, der bis ins Jahr 2025 reichen dürfte.

„Eine lange Phase mit sehr hoher Inflation – wie wir sie derzeit erleben – ist daher problematisch. Umso wichtiger ist es für uns, entschlossen zu reagieren“, sagte Schnabel. „Bei einer Inflation von zeitweise über 10 % können wir kaum von Preisstabilität sprechen.“

EZB-Ratsmitglieder folgen ihrer Chefin

Ebenfalls am Samstag erklärte EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch gegenüber der belgischen Zeitung L’Echo, dass „der Konsens innerhalb der Zentralbank sehr klar ist“: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir eine Geldpolitik haben, die straff genug ist, um sicherzustellen, dass wir unser Inflationsziel von 2 % recht schnell wieder erreichen.“

„Ich bin sehr zufrieden mit der Botschaft von Christine Lagarde, die sehr gut die Meinung der großen Mehrheit des Direktoriums widerspiegelt, dass wir mit mehreren weiteren Zinserhöhungen rechnen sollten“, fügte er hinzu.

Schnabel sagte der FAZ, sie erwarte „zunehmenden Widerstand“ gegen Zinserhöhungen, wie sie zuletzt in Italien zu beobachten waren. „Regierungen mögen Zinserhöhungen im Allgemeinen nicht besonders“, sagte Schnabel. „Sie belasten die Haushaltslage, da es für die Staaten teurer wird, neue Schulden zu machen.“

Die EZB „muss mit zunehmendem Widerstand rechnen, und wir müssen ihn aushalten. Das ist genau der Grund, warum die Zentralbanken unabhängig sind“, sagte sie.

FMW/Bloomberg

EZB-Schnabel: "Zinssätze müssen in den restriktiven Bereich steigen"
Isabel Schnabel, executive board member of the European Central Bank (ECB), speaks at the ECB and its Watchers conference in Frankfurt, Germany, on Thursday, March 17, 2022. The European Central Bank warned that euro-zone inflation could reach 7.1% this year under a severe scenario that seeks to capture the consequences of a worsening backdrop from Russia’s war in Ukraine.


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2 Kommentare

  1. Die EZB ist soooo daneben. Bis vor kurzem sah sie noch keine Inflation, obwohl sie schon da war, kommunizierte keinen Handlungsbedarf (Zinserhöhungen) und jetzt kommuniziert und handelt sie komplett gegensätzlich zu ihren vorigen Ankündigungen und Prognosen. Ihre Kommunikation und Verlautbarungen sind reiner Unsinn und kaum zu überbieten. Das diese Leute für diesen Unsinn noch bezahlt werden und weiterhin ihre hochdotierten Stellen behalten dürfen, ist eine Schande für Europa. Aber so ein Unsinn verzapfen ja auch viele Führungskräfte in Unternehmen ohne das es Konsequenzen für sie hat. Armes Deutschland, armes Europa, arme Welt! An Dekadenz kaum zu überbieten. An was soll nochmal Rom zugrunde gegangen sein..?

  2. Tja, die Direktoriumsmitglieder hätten mal besser jeden Abend „Fugi“ geschaut…..

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