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Vorschau auf US-Verbraucherpreise Fed: Anstieg der Inflation wird Zinssenkung nicht verhindern

Fed: Anstieg der Inflation wird Zinssenkung nicht verhindern
Federal Reserve Gebäude in Washington. Grafik: mrchungg - Freepik.com

In der vergangenen Woche wurden die Rufe nach einer Notfall-Zinssenkung in den USA laut, nachdem es an den Finanzmärkten rund um den Globus zu Turbulenzen gekommen war. Aufkommende Rezessionssorgen in den USA und das Platzen des Carry-Trades veranlassten die Marktteilnehmer dazu, die Wetten zu erhöhen, dass die US-Notenbank Fed bereits vor der September-Sitzung, die Zinsen senken wird. Doch ganz so schnell geht es wohl nicht. Denn ein einzelner schwacher US-Arbeitsmarktbericht wird die Fed nicht zum Einknicken bringen. Notenbankchef Powell deutete zwar zuletzt an, dass eine Zinssenkung im September anstehen könnte. Aber er machte auch klar, dass man zuvor neue Daten zur Inflation und Konjunktur abwarten werde, und genau diese stehen in der neuen Woche im Blickpunkt.

Ob und wie schnell die Fed die Zinsen senkt, hängt auch von der Verlangsamung der Inflation ab. Da eine Zinssenkung im September als so gut wie sicher gilt, dürfte ein geringfügiger Anstieg der US-Inflation, die Fed nicht von einer Lockerung der Kreditkosten abhalten. Während die Märkte einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten in Betracht ziehen, sind die meisten Ökonomen zurückhaltender.

Fed-Senkung trotz Anstieg der Inflation

Die neuen US-Verbraucherpreise am Mittwoch könnten zeigen, dass die US-Inflation im Juli leicht angezogen ist, aber nicht genug, um die Federal Reserve von einer weithin erwarteten Zinssenkung im nächsten Monat abzuhalten.

Wie Bloomberg berichtet, erwarten Ökonomen, dass der Verbraucherpreisindex am Mittwoch gegenüber Juni um 0,2 % gestiegen ist, und zwar sowohl bei der Gesamtinflation als auch bei der so genannten Kernrate, bei der die volatilen Faktoren Lebensmittel und Energie nicht einfließen. Dies würde zwar eine Beschleunigung gegenüber Juni bedeuten, doch dürften die jährlichen Messgrößen weiterhin so langsam steigen wie seit Anfang 2021 nicht mehr. Daher sollten bescheidene Fortschritte eine für September erwartete Zinssenkung der Fed nicht aus dem Konzept bringen.

Zinsen: Anstieg der Inflation - Fed steht trotzdem vor erster Zinssenkung
Leichter Anstieg der US-Inflation im Juli

Die jüngste Abschwächung des Preisdrucks hat die Zuversicht der Fed-Notenbanker gestärkt, dass sie mit der Senkung der Zinsen beginnen können, während sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Arbeitsmarkt richten, der zunehmend Anzeichen einer Verlangsamung zeigt. Die jüngsten Daten, die auf eine Konjunkturabschwächung in den USA hindeuten, sowie das Risiko eines Liquiditätsdrucks, der sich bereits im Finanzsystem abzeichnet, lassen auch das Ende des Bilanzabbaus näher rücken.

In einer Rede am Samstag mahnte die Fed-Gouverneurin Michelle Bowman jedoch zur Vorsicht. Sie sagte, dass sie immer noch Aufwärtsrisiken für die Inflation und eine anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes sieht, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise nicht bereit ist, eine Zinssenkung zu unterstützen, wenn die Fed-Mitglieder das nächste Mal im September zusammenkommen.

TCW Group Co-Head of Global Rates Jamie Patton und Jay Barry, Co-Head of US Rates Strategy bei JPMorgan, erwarten indessen eine aggressive Lockerung der Fed. Sie sind der Meinung, dass die US-Wirtschaft einen Punkt erreicht hat, an dem die Fed gezwungen ist, die Zinsen zu senken.

Risse am US-Arbeitsmarkt

Aus dem Arbeitsmarktbericht für Juli ging hervor, dass die US-Arbeitgeber die Zahl der Neueinstellungen deutlich zurückgefahren haben und die Arbeitslosenquote im vierten Monat gestiegen ist, was einen wichtigen Rezessionsindikator auslöste und zu einem weltweiten Ausverkauf der Aktienmärkte beitrug. Die anschließende Erholung zum Ende der Woche steht nun vor einer echten Bewährungsprobe.

Sollte der Verbraucherpreisindex (VPI) wie erwartet ausfallen, würde dies darauf hindeuten, dass sich die Inflation weiterhin auf einem Abwärtstrend befindet. Wirtschaftsexperten rechnen nach dem überraschend niedrigen Wert vom Juni jedoch mit einem leichten Anstieg. Sie gehen davon aus, dass die Trendwende vor allem auf die sogenannten Kerndienstleistungen ohne Wohnen zurückzuführen ist – eine Schlüsselkategorie, die von den Fed-Mitgliedern beobachtet wird. Einige Prognostiker sehen auch ein Aufwärtsrisiko bei den Warenpreisen aufgrund höherer Transportkosten.

Die lang erwartete Verlangsamung der Kosten für Unterkünfte, die im Juni einsetzte, dürfte sich jedoch fortsetzen. Diese Kategorie macht etwa ein Drittel des gesamten VPI aus und ist ein wichtiger Bestimmungsfaktor für den allgemeinen Inflationstrend.

Am Dienstag, einen Tag vor dem viel beachteten Verbraucherpreisindex, stehen ebenfalls die Erzeugerpreise im Fokus. Analysten erwarten im Juli einen Anstieg um 0,2 % zum Vormonat (vorher 0,2 %).

Die Einschätzung von Bloomberg Economics:

„Der Verbraucherpreisindex für Juli wird wahrscheinlich etwas schwächer ausfallen, während die Jahresveränderung der Kern-Inflation ebenfalls nach unten tendiert. Die Märkte könnten diese Nachricht positiv aufnehmen, aber wir glauben, dass die Auswirkungen auf den von der Fed bevorzugten Preisindikator – den PCE-Kerndeflator – gemischter sein werden, wenn die Verbraucherpreise zusammen mit den Erzeugerpreisen berücksichtigt werden.“ – Anna Wong, Stuart Paul, Eliza Winger, Estelle Ou und Chris G. Collins, Wirtschaftswissenschaftler.

Analysten rechnen damit, dass ein Konjunkturbericht in der kommenden Woche einen Anstieg der gesamten Einzelhandelsumsätze im Juli zeigen wird. Doch wenn man bestimmte Komponenten herausnimmt, die zur Berechnung des Bruttoinlandsprodukts verwendet werden, dürften sich die Umsätze sogar merklich verlangsamen.

Zu den weiteren Daten in dieser Woche gehören die jüngsten Werte zu den Inflationserwartungen, der Stimmung in den Kleinunternehmen, der Industrieproduktion und dem Neubau von Wohnhäusern. Als Redner sind die regionalen Fed-Präsidenten Raphael Bostic, Alberto Musalem, Patrick Harker und Austan Goolsbee vorgesehen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Mindestens zwölf Zinssenkungen, zu jeweils 0,25 Prozent ,preisen die Märkte jetzt auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre ein.

    Das ist nicht viel, wenn man frühere Zinssenkung- Zyklen betrachtet….( 2000 – 03 ) ….( 07 – 09 ) ….

    Es steht eher zu vermuten, die Zinssenkungen sich an den früheren Zyklen orientieren werden…

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