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Angst vor Inflation und Rezession Aktienmärkte: Powell gibt dem Markt was er hören will

Die Aktienmärkte steigen etwas an nach der kräftigen US-Zinsanhebung. Jerome Powell gab dem Markt was er hören wollte.

Fed-Chef Jerome Powell

Man bekämpft die Inflation in großen Schritten durch stark steigende Zinsen – gleichzeitig wird es aber (vermutlich und hoffentlich) keine Rezession geben. Nichts hört man lieber als Börsianer. Dementsprechend haben die Aktienmärkte gestern Abend und auch heute früh leicht positiv auf die Entscheidung der Fed und die folgenden Aussagen von Jerome Powell reagiert.

Fed erhöht Zinsen – Powell findet die richtigen Worte – Aktienmärkte sind kurzfristig glücklich

Die Fed hob die Zinsen wie erwartet an um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Dann folgte die Pressekonferenz von Jerome Powell. Was war in der Nachbetrachtung von Bedeutung? Powell machte klar, dass er einen robusten Arbeitsmarkt in den USA sieht, und dass die US-Volkswirtschaft sich nicht in einer Rezession befinde. Eine Verlangsamung der Wirtschaft sei notwendig, und die Bekämpfung der Inflation habe oberste Priorität. Und es könne angebracht sein die Wucht der Zinserhöhungen zu reduzieren.

Die Aktienmärkte reagierten positiv. Unterm Strich ist der Dax seit der Fed-Entscheidung bis jetzt um 110 Punkte gestiegen, der Dow um 340 Punkte, der Nasdaq um 130 Punkte. Das ist eigentlich erstaunlich. Denn kräftig steigende Zinsen (vorher auch schon 0,75 Prozent Anhebung) verteuern Kredite für Unternehmen und Verbraucher, und höhere Zinsen machen Anlagen in Anleihen und auf Sparkonten attraktiver gegenüber Aktien. Aber Jerome Powell hat wohl den richtigen Ton für die Aktienmärkte getroffen. Einerseits bekämpft man die Inflation mit großen Schritten – gleichzeitig wird man es (hoffentlich) hinbekommen die Wirtschaft nicht zu stark abzuwürgen – zumindest sind das die Hoffnungen der Fed und der Börsianer. Für diesen Augenblick wirkt diese Hoffnung, und die Kurse können ein wenig steigen. Ob diese hoffnungsfrohe Stimmung anhält, darf bezweifelt werden.

Expertenkommentar

Der Senior Economist Bernd Weidensteiner von der Commerzbank hat sich zur Entscheidung der Fed und den folgenden Aussagen ihres Chefs Jerome Powell geäußert. Hier dazu auszugsweise die Kommentare von Bernd Weidensteiner. Fed-Chef Powell habe erneut klargemacht, dass die Inflationsbekämpfung Priorität hat, selbst um den Preis einer Rezession. In dem nach der Sitzung veröffentlichten Kommuniqué habe die Fed zwar zugestanden, dass sich verschiedene Indikatoren abgeschwächt hätten – sie habe aber weiterhin einen robusten Arbeitsmarkt konstatiert.

Die Fed wiederholt laut Bernd Weidensteiner ihre Entschlossenheit die Inflation zurück auf das 2%-Ziel zu bringen und geht davon aus, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sind. Jerome Powell glaube allerdings nicht, dass die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession ist. Dazu sei der Arbeitsmarkt viel zu stark. Mehrfach betonte Powell in der Presskonferenz, dass die Fed gegenwärtig völlig auf Preisstabilität fokussiert sei. Diese sei auch Voraussetzung für eine langfristig positive Arbeitsmarktentwicklung.

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Von dieser Seite her gebe es auch keinen Trade-Off zwischen den beiden satzungsmäßigen Zielen Preisstabilität und höchstmöglichem Beschäftigungsstand. Die Fed wolle überzeugende Belege für rückläufige Inflation sehen, ehe man mit den Zinsschritten aufhöre. Um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen, müsste das Wachstum der Wirtschaft sich merklich abschwächen (unter das Potenzialwachstum) und sich der Arbeitsmarkt abkühlen. Dies müsse laut Powell nicht in eine Rezession münden, der Weg, eine solche zu vermeiden, sei aber enger geworden.

Powell machte laut Bernd Weidensteiner erneut klar, dass es jetzt darum geht die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen, auch wenn dies eine Rezession auslösen sollte. Ansonsten wären die Kosten langfristig noch höher. Die Commerzbank-Experten halten an ihrer Prognose fest, dass die Fed ihre Leitzinsen weiter anhebt, und eher etwas stärker und schneller als es die Fed-Projektionen nahelegen. Hinsichtlich der nächsten Sitzung im September sei es allerdings unsicher, ob die Fed die Zinsen erneut um 75 Basispunkte anhebt. Dies hänge von den Daten ab. Sollte der jüngste massive Rückgang der Benzinpreise dauerhaft sein und die Inflationsrate damit fallen, könnte die Fed die Schrittweite auf 50 Basispunkte verringern.

Nichtsdestotrotz dürfte diese insgesamt massive Straffung laut Bernd Weidensteiner die US-Wirtschaft Anfang 2023 in eine „richtige“ Rezession drücken, die sich dann auch deutlich am Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Da sich mittelfristig auch die Inflation ermäßigen dürfte, werde die Fed ihre Leitzinsen ab Mitte 2023 wohl wieder senken.



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