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Fed und andere Notenbanken halten die Schleusen für die Geldflut offen

Auch wenn man angesichts des Statements der gestrigen Notenbanksitzung der Fed den Eindruck haben könnte, man würde seitens der Geldhüter die Füße erst einmal stillhalten, so täuscht dieser Eindruck. Sollte sich die Pandemie um Covid-19 weiter intensivieren wird man weiter „drucken“. Hier eine kurze, internationale Momentaufnahme.

Die aktuelle Entwicklung in der internationalen Geldpolitik

Im Zusammenhang mit der spannenden Lage bei der US-Wahl ist es kaum thematisiert worden: Am gestrigen Donnerstag hat die Bank of England die Geldschleusen noch einmal ein großes Stück geöffnet. Angesichts der wirtschaftlichen Eintrübung wegen Covid-19 hat die britische Notenbank das Volumen des laufenden Wertpapierkaufprogramms um 150 Milliarden auf 895 Milliarden Pfund erhöht. Nach Angaben des Chefs der BoE, Andrew Bailey, kann die britischen Wirtschaft jetzt bis Ende 2021 so weiter gestützt werden. Analysten hatten nur mit 100 Milliarden Pfund gerechnet.

Was brachte die Fed-Sitzung?

Klar könnte man den Eindruck gewinnen, als würde die Notenbank erst einmal etwas stillhalten. Natürlich muss die Fed erst den Ausgang der Wahlen abwarten, weil dieser den entscheidenden Einfluss auf ein Stimulusprogramm hat – Höhe und Zeitpunkt desselben. Aber Jerome Powell hat in seiner Sitzung auch betont, mit seinem Instrumentenkasten die von der Krise hart getroffenen Wirtschaft weiter stark unterstützen zu wollen – die Tür für neue Nothilfen in der Pandemie bleibt geöffnet.

Außerdem wird am Anleihekaufprogramm weiter festgehalten, was nichts anderes bedeutet, dass in jedem Monat weitere 120 Milliarden Dollar für den Aufkauf von Wertpapieren verwendet werden (80 Milliarden Dollar für Staatsanleihen und 40 Milliarden Dollar für hypothekenbesicherte Wertpapiere – MBS). Aber es gibt zwei entscheidende Bemerkungen von Fed-Chef Powell in seinen Begründungen bei der Pressekonferenz:

„We will not lose sight of the millions out of work!“ und „We we will do more if it’s necessary!

Die Fed macht also klar: Es wird ein Stimulus für die USA kommen.

Was erwartet man von der EZB?

Bereits auf ihrer Sitzung vom 29. Oktober, hat die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, versichert:

„Im EZB-Rat herrscht vollständige Einigkeit darüber, dass wir handeln müssen!“ Eine Entscheidung will der EZB-Rat aber erst bei der Dezembersitzung fällen. Das geldpolitischen Notprogramm PEPP in Höhe von 1,35 Billionen Euro wird verstärkt werden, die Frage ist nur ob um 500 Milliarden Euro oder sogar noch mehr. Bis dahin wird das Problem um Covid-19 bestimmt nicht gelöst sein. Am stärksten erwischt es derzeit Frankreich und Madame Lagarde wird als ehemalige französische Finanzminister sicher ein Auge auf ihr Heimatland werfen (so wie es ihr Vorgänger Mario Draghi mit Italien getan hat).

Und nichts Neues von der Bank of Japan

Die BoJ wird voraussichtlich ihr massives Lockerungsprogramm fortsetzen, auch mit dem neuen Premierminister Yoshihide Suga, der versprochen hat, das Programm seines Vorgängers fortzuführen. Das bedeutet für Gouverneur Haruhiko Kuroda keine Änderung des negativen Zinssatzes, keine Änderung beim 10-Jahres-Anleiherenditeziel und keine Änderung beim Kauf von Vermögenswerten (Aktien-ETFs und Anleihen).

Fazit

Man kann es nicht anders deuten: Das Jahr 2020 endet in einer weiteren Gelddruckorgie der Fed und andere Notenbanken. Man bleibt beim altbewährten Mittel, die Märkte mit Geld zu fluten, um die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie weiter hinauszuzögern, wie zum Beispiel eine Insolvenzwelle der „Zombiefirmen“. Jeder redet von Entkoppelung zwischen Real – und Finanzwirtschaft. Eine akademische Diskussion – denn die Börsen reagieren derzeit weiter nur auf eines: Den Anstieg der Notenbankbilanzen, die in einem linearen Zusammenhang mit dem Anstieg der Börsenkurse stehen. Deshalb stehen die Ampeln im Jahresendspurt, bei aller Volatilität, die noch zu erwarten ist, gerade im Umfeld der US-Wahlen und sehr wahrscheinlich in Kürze anstehender Gewinnmitnahmen, für die Börsen in den letzten 35 Handelstagen eher auf grün.

Die Fed und andere Notenbanken fluten weiter



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