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Gas-Lieferung aus Ukraine unterbrochen? Was Experten sagen

Ist die Gas-Lieferung aus der Ukraine unterbrochen, ist die Versorgung in Westeuropa in Gefahr? Hier ein Blick auf die aktuelle Lage und Expertenaussagen.

Gas-Flamme

Ist die Gas-Lieferung aus der Ukraine Richtung Westeuropa unterbrochen? Gestern jedenfalls meldete der ukrainische Gas-Netzbetreiber „Gas TSO of Ukraine“, dass man mit „höherer Gewalt“ konfrontiert sei. Die russischen Gaslieferungen nach Europa über den wichtigen Einspeisepunkt Sohranivka sollen demnach ab dem heutigen Mittwoch eingestellt werden, da die russischen Besatzungstruppen den Betrieb unterbrechen würden. Sohranivka liegt im Donbas, also der stark umkämpften Region in der Ostukraine.

Wirklich weniger Gas-Lieferung über die Ukraine? Experten äußern sich

Stimmt das? Fließt jetzt also weniger Gas von Russland über die Ukraine nach Westeuropa? Der Experte Javier Blas merkt aktuell an, dass die Ukraine betone sie könne derzeit kein Gas über Sohranivka beziehen. Und Gazprom würde sagen man habe keine Anfrage erhalten, dass die Gasflüsse von Sohranivka zum Einspeisepunkt Sudzha umgeleitet werden sollen. Aber Javier Blas und auch der Analyst Tom Marzec-Manser sagen aktuell, dass offenbar doch gewisse Mengen an Gas umgeleitet werden. Und das, obwohl Gazprom bestreitet, dass eine Umleitung von Gasmengen von Sohranivka nach Sudzha möglich sei. Die Analystin Aura Sabadus berichtet heute, dass es derzeit keine Durchflüsse von Gas durch Sohranivka gibt, und dass Gazprom sich weigert Gas nach Sudzha umzuleiten. Sie merkt aber auch an, dass Gazprom aber genau diese Umleitung im Jahr 2020 vorgenommen habe, als es am Einspeisepunkt Sohranivka zu einer geplanten Abschaltung gekommen sei.

Bis zu 1/3 weniger Gas über die Ukraine möglich

Die Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank bespricht aktuell ebenfalls die Verunsicherung am Gasmarkt, die durch die gestrige Meldung des ukrainischen Gasnetzbetreibers ausgelöst wurde. Die alternativ vorgeschlagene Einspeisung über den zweiten Knotenpunkt Sudzha werde von Gazprom als technisch nicht möglich erachtet. Dennoch wolle Gazprom seine Lieferverpflichtungen einhalten. Bis zu einem Drittel der über die Ukraine in die EU gelieferte Gasmenge könnte laut Barbara Lambrecht wegfallen. Bis gestern seien die Gaslieferungen über die Ukraine noch normal gelaufen. Am Montag erreichten sie mit gut 1.000 GWh pro Tag sogar das höchste Niveau seit letzten November. Ob aus der Lieferunterbrechung mehr wird als ein Muskelspiel, sei noch nicht absehbar.

Keine wirklich klare Lage

Wirklich eindeutig scheint die Lage nicht zu sein. Klar ist nur, dass an dem wichtigen Durchleitungspunkt Sohranivka derzeit jedenfalls kein Gas mehr durchgeleitet wird. Zur Alternative Sudzha wird entweder kein oder nur ein wenig Gas umgeleitet. Gestern Abend preiste der Gasmarkt diese drohende Verknappung ein mit einem Anstieg im europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF um gut 6 Euro auf 98 Euro. Heute früh sah man Höchstkurse von 103,71 Euro. Aktuell liegt der Kurs aber wieder bei 96,65 Euro. Der Markt scheint diese Verknappungsangst aufgrund der Vorkommnisse in der Ukraine also derzeit recht gelassen zu sehen. Also ist die Versorgung in Westeuropa nicht wirklich gefährdet? Diese entspannte Haltung kann sich je nach Nachrichtenlage ganz schnell wieder ändern!



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1 Kommentar

  1. Meldung vom 10 März, die Frage ist wer hier das Gas zurückhält !
    Ukraine’s Gas Transmission System Operator said it would no longer accept Russian gas transit via Sokhranivka beginning at 0700 local time on Wednesday. Mainly because it „repeatedly informed Gazprom about threats of transit due to the actions of the Russian-controlled occupation forces and demanded an end to interference in the operation of the facilities, but these appeals were ignored.“
    https://www.zerohedge.com/commodities/eu-gas-futures-jump-ukraines-grid-operator-halt-flows-key-entry-point

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