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Gigantischer P&R-Betrug: Über 10 Jahre 1 Millionen Container mehr verkauft, als vorhanden waren

Es ist die größte Graumarkt-Pleite und der größte Graumarkt-Skandal der deutschen Geschichte. Der Münchner Container-Vermieter „P&R“ hat doch glatt im Laufe von zehn Jahren ca 1 Million Container mehr an Anleger verkauft, als überhaupt vorhanden waren. Wie nennt man das? Richtig, Betrug. Noch ist das aber nicht gerichtlich festgestellt worden.

Selbst Desaster wie Prokon, S&K oder die Misswirtschaft einzelner Schiffsfonds kommen nicht an das P&R-Desaster heran. Betroffen sind hier wohl 54.000 Anleger. Ganz grob und vereinfacht gesagt könnte man schätzen, dass von 3,5 Milliarden Euro vielleicht 2,5 Milliarden Euro verloren sind. Aber da gibt es noch Hoffnung (mehr dazu am Ende des Artikels). Die Insolvenzverwalter schreiben in ihrer heutigen Stellungnahme klipp und klar, dass diese Differenz bei den Containern besteht. Zitat:

Vermutung bestätigt, dass die Zahl der vorhandenen Container deutlich unter der Zahl der an Anleger veräußerten Container liegt; die heutige Differenz baute sich nach ersten Erkenntnissen über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren auf.

Nach den jetzt vorliegenden ersten, noch vorläufigen Ergebnissen der Auswertung der Systeme sind von den vier deutschen Container-Verwaltungsgesellschaften zum heutigen Stand rund 1,6 Mio. Container an die rund 54.000 Anleger verkauft worden. Dem steht eine Containerflotte von rund 0,6 Mio. gegenüber, wobei sämtliche Angaben noch im Einzelnen verprobt werden müssen. Diese enorme Bestandsdifferenz hatte sich nach den vorliegenden Erkenntnissen über Jahre hinweg aufgebaut. Im Jahr 2010 betrug die Differenz zwischen den verkauften und den vorhandenen Containern bereits rund 0,6 Mio. Derzeit wird aufgearbeitet, wie sich die Bestandsdifferenz über die Jahre entwickelt hat. Parallel dazu werden sämtliche Zahlungsströme der letzten Jahre untersucht und ausgewertet, auch um zu überprüfen, wann und in welchem Umfang Container am Markt ge- und verkauft wurden. Die Staatsanwaltschaft München I hat die Vorgänge ebenfalls bereits aufgegriffen und wurde von der vorläufigen Insolvenzverwaltung informiert.

Die Insolvenzverwalter von P&R betonen aber, dass noch durchaus Hoffnung besteht, dass die Anleger Teile ihrer Gelder zurückerhalten können. Zitat:

Unabhängig davon: Erhebliche Werte vorhanden – Störung der Fortführung der weltweiten Container-Vermietung kann zu Totalverlust der Anleger führen.

Der heutige Geschäftsführer der deutschen Gesellschaften hat die Geschäfte erst im Juni 2017 von Herrn Heinz Roth übernommen, der die Geschäfte seit Juni 2016 übergangsweise geleitet hatte“, so Dr. Jaffé. Er betont: „Für die Anleger ist jetzt in einem ersten Schritt ohnehin entscheidend, dass es gelingt, die vorhandenen und vermieteten Container, die laufend Zahlungseingänge generieren, zu sichern und sie – wenn nötig auch über Jahre hinweg – bestmöglich zu verwerten, denn eine Verwertung durch die Anleger selbst ist rechtlich und praktisch unmöglich. “

„Nur wenn es gelingt, die Mieteinnahmen aus den nahezu vollständig vermieteten Containern zu sichern und diese später zu verwerten, kann es zu einer substantiellen Verteilung an die Anleger kommen. Ein Zusammenbruch der Schweizer Gesellschaft würde den Anlegern nichts nützen und auch keinen Mehrwert für sie bringen. Bricht die Wertschöpfungskette, an deren Ende die Anleger der deutschen Gesellschaften stehen, zusammen, wird sich der Schaden der Anleger weiter vertiefen. Eine realistische Zugriffsmöglichkeit auf die Container bestünde dann nicht. Vielmehr würden die Container in diesem Fall möglicherweise außer Dienst gestellt und weltweit zur Abdeckung der enorm hohen Standkosten durch Dritte zwangsverwertet. Für die Anleger würde dann nichts mehr übrig bleiben. Wir tun alles dafür, um den Schaden der Anleger so gering wie möglich zu halten, dies setzt aber voraus, dass sich die Beteiligten trotz der schwierigen Situation im eigenen wirtschaftlichen Interesse rational verhalten.

P&R Container
Beispielbild von Containern. Foto: OneLoneClone / Wikipedia (CC BY 2.0)



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