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Handelskrieg Teil 3: USA veröffentlichen Zolll-Liste für 1300 China-Produkte

Jetzt erfolgt der dritte Schritt im Handelskrieg. Nun folgen die USA mit ihrer bereits angekündigten umfassenden Liste auf 1300 chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar. Dabei geht es vor allem um...

Von Claudio Kummerfeld

Der erste Schritt im Handelskrieg war die Verhängung von Importzöllen der USA auf Stahl und Aluminium. Dieser Zoll gilt eigentlich weltweit, aber dank einiger Ausnahmen für befreundete Länder bleibt eigentlich nur der Exporteur China als Adressat übrig. Der Handelskrieg Teil 2 wurde gerade erst durch China durchgeführt als direkte Reaktion, mit Strafzöllen auf 128 US-Waren, vor allem auf landwirtschaftliche Produkte. Große Brocken wie Sojabohnen fehlen hier aber noch.

Großer Treue Bonus von FMW

Handelskrieg Teil 3

Jetzt erfolgt der dritte Schritt im Handelskrieg. Nun folgen die USA mit der bereits angekündigten umfassenden Liste auf 1300 chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar an jährlichen Importen. Dabei geht es vor allem um Industrieproduktion aller Art Richtung USA. Die Gesamtliste finden Sie hier. Wir haben die wirklich extrem umfangreiche Liste überflogen, und müssen sagen: Sie betrifft eigentlich die ganze Bandbreite der chinesischen Produktion. Man kann dort alles finden, was das Herz begehrt. Hier nur ein paar einzelne Auszüge aus der Liste:

Malaria diagnostic test kits

Medicaments containing insulin

Centrifugal clothes dryers

Parts of dishwashing machines

Copying machines

Milling machines

Electromechanical appliances with self-contained electric motor

Electrical transformers other than liquid dielectric

High definition color video monitors

Color television reception apparatus w/flat panel screen

Motor vehicles w/electric motor

Parts of airplanes and helicopters

Auch chemische Produkte und eigentlich alles, was eine Volkswirtschaft produzieren kann, ist gefühlt hier enthalten – alles bis auf Landwirtschaft und Dienstleistungen! Auf diesen umfangreichen Warenkatalog wollen die USA 25% Importzoll erheben, so der US-Handelsbeauftragte. Am 23. April soll es hierzu eine öffentliche Anhörung geben. Laut seiner Veröffentlichung dauert der Prozess öffentlicher Anhörungen, Eingaben und Kommentare bis zum 22. Mai. Bis dahin dürfte dieser Zoll-Katalog also wohl nicht wirksam werden.

China mit zügiger Reaktion

Aber dennoch hat China zügig geantwortet. Offizielle des chinesischen Handelsministeriums sagten heute Nacht bereits, dass man im selben Umfang Maßnahmen gegen US-Produkte vorbereiten werde. Diese Liste der USA entbehre jeder faktischen Basis, und die US-Regierung verstoße gegen globale Handelsregeln, falls diese Liste umgesetzt werde. Wir denken: Die großen Brocken wie die Sojabohnen-Importe aus den USA werden dann mit voller Wucht auf der chinesischen „Gegen-Liste“ enthalten sein. Dann dürfte Donald Trump Einsprüche seiner Stammwählerschaft aus landwirtschaftlichen Gebieten zu hören bekommen.

Umgehung der Zölle?

Wie könnte die praktische Reaktion chinesischer Industrieunternehmen aussehen? Man umgeht die Zölle einfach – so darf man es vermuten. Es ist (in Fachkreisen bekannt) eine geübte Praxis. Werden Zölle verhängt (auch durch die EU), kommen Waren ganz plötzlich im Hamburger Hafen oder im Hafen von Los Angeles nicht mehr aus Shanghai, sondern aus Taiwan, aus Malaysia oder Indonesien. Und somit entfällt auf diese Ware kein Importzoll.

Wie geht der Trick? Die Ware wird weiterhin in China hergestellt. Sie wird dann aber in dieses Drittland versendet, wo irgendeine simple Pseudo-Maßnahme zur angeblichen „Veredelung“ oder „Weiterverarbeitung“ des Produkts vorgenommen wird. Dann steht letztlich auf dem Produkt „Made in Indonesia“ usw. Dass die Wertschöpfung zu 99,…% immer noch in China stattfindet, ist extrem schwer bis gar nicht erkennbar für den Zoll-Kontrolleur im Empfängerhafen. Wird es so laufen? Plötzlich kommen all die schönen Flachbildfernseher und Wasserkocher nicht mehr aus China, sondern aus Indonesien und Malaysia? Und das über Nacht? So schnell kann man dort neue Produktionslinien hochziehen…

Handelskrieg China USA
Der weltgrößte Containerhafen vor der Küste von Shanghai, mitten ins offene Meer gebaut. So hat man unbegrenzt Platz, und schön viel Tiefgang für die Schiffe. Foto: Alex Needham / Gemeinfrei



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3 Kommentare

  1. Die Reaktionen der Börsen sind wieder einmal lächerlich überzogen. Hat jemand schon mal nachgerechnet? 25% von 50 Mrd sind 12,5 Mrd. $ auf ein ganzes Jahr oder eine Mrd. $ im Monat. Ein Quartalsgewinn von Apple ist mehr als die gesamten Zölle. Wegen 1 Mrd. $ extra Zölle in Monat spielt man jetzt Weltuntergang?
    Einfach lächerliches absurdes Schauspiel.

    1. Kurse machen Nachrichten…

  2. Ich versteh übrigens nicht, warum Zölle als automatisch gewollter (gesollter) Reflex schlecht sein sollen.
    1. Wir haben ein fettes Sozialsystem, mit Kranken-, Rentenkassen, Arbeitslosenversicherung, Umweltsteuer (Benzin 80%!), Klimawandelsteuer, ISO-Zertifizierungen bis ins Clo, Schul- und Uni-Kostenübernahme durch den Staat usw.
    2. Dieses fette System kostet extrem viel Geld (allein die 60% Bürokratie dahinter), was auf Löhne und Verkaufspreise umgelegt werden muß.
    3. Unsere Nachbarstaaten (natürlich nicht Ö, CH oder Fin…, sondern Rumänien, Polen, Tschechien, usw.) und die 3. Welt (sozial gehört China dazu) haben diese Kosten nicht und können uns deswegen bei den Produktpreisen unterbieten. Um dieses Sozialsystem also zu zerstören, schafft man die Zölle ab, damit nämlich auch wir auf deren Sozialsystem-Niveau ankommen. Oder hab ich was falsch verstanden? Oder soll das nur die USA machen, bei uns sind Zölle etwas gutes?
    Mercedes, Jaguar, BMW, VW lassen seit vielen Jahren in der Tschechei und Rumänien produzieren, sodaß es dort mittlerweile an Facharbeitern fehlt bzw. deren Löhne steigen. Man sucht bereits schon weiter „hinten“, also Richtung Asien. (Bin beruflich involviert.)
    So ist ja auch das Programmieren schon länger nicht mehr vom Billiglohn-Land Indien, sondern Malysia übernommen wurde. (Bosch wechselte ca. 2009 mit seinen Programmierer-Suche dorthin.)

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