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Hans-Werner Sinn: Der Markt ist nicht gerecht! Bewegendes Interview!

Der Markt ist nicht gerecht, das kann man sich abschminken. Mit diesem Ausspruch mitten aus dem Interview beginnt das folgende Video sozusagen als vorweggenommene Hauptaussage von Hans-Werner Sinn. Vorab der Hinweis von uns. Das am Ende dieses Artikels zu sehende fast zwei Stunden dauernde Interview mit Deutschlands wohl berühmtesten Ökonom Hans-Werner Sinn (ehemaliger Chef des ifo-Instituts) ist ein absoluter Leckerbissen! Überhaupt nicht trocken und langweilig, sondern hochinteressant und tiefgründig! Tilo Jung spricht mit Hans-Werner Sinn auch ausführlich über seine Jugendzeit, wo es auch im Interview zu einer bewegenden Szene kommt. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel vorweg nehmen.

Hans-Werner Sinn erklärt anschaulich die Ungerechtigkeit der Marktwirtschaft

Aber das Hauptthema, wenn man Hans-Werne Sinn interviewt, ist (ohhh Wunder) der Markt. Tilo Jung versucht immer wieder Sinn dazu zu bringen doch endlich eine Lösung zu „verraten“, wie denn die Ungerechtigkeit in der Marktwirtschaft (arme Leute, reiche Leute) endlich beseitigt werden kann. Und ja, das ist die Kernaussage von Hans-Werner Sinn. Man müsse eben akzeptieren, dass es in einem freien Markt sehr reiche Leute gäbe. Würde es die Chance zu sehr großen Vermögen gar nicht geben, würden Unternehmer sich auch nicht anstrengen etwas zu leisten, so möchten wir seine Worte extrem abkürzen und sinngemäß zusammenfassen. Man müsse die Reichen möglichst gut behandeln, damit sie mit ihrem Geld nicht „abhauen“, so Sinns Botschaft.

Beim Klick an dieser Stelle finden Sie ein Video von Hans-Werner Sinn, in dem es über aktuelle volkswirtschaftliche Probleme spricht.

Nochmal: Fast zwei Stunden Interviewdauer ist eine sehr lange Zeit. Und wenn Sie jetzt nicht die Zeit haben das ganze Interview am Stück anzuschauen, dann nehmen Sie sich vielleicht heute Abend die Zeit dazu? Viel im Interview dreht sich auch um die Mechanismen des freien Marktes. Hans-Werner Sinn ist es besonders wichtig zu erläutern, warum sich der Staat besser gar nicht in die Preisfindung einmischen sollte. Dies gelt auch für die Preisfindung bei Löhnen. Der Mindestlohn, der laut Tilo Jung doch für mehr Gerechtigkeit deutlich steigen müsste, ist für Sinn ein großes Problem.

Mindestlohn ein Problem?

Auf den ersten Blick scheint die Lage ja recht einfach zu sein. Mindestlohn stark rauf, der Geringverdiener hat mehr Geld, so wird der Gerechtigkeit genüge getan. Nur, so führt Hans-Werner Sinn aus… was ist, wenn der Arbeitgeber des Mindestlohn-Empfängers wegen diesen steigenden Arbeitskosten seine Produkte deutlich verteuern muss, und die Kunden diese teurer werdenden Produkte nicht mehr bezahlen wollen? Dann würden Unternehmen pleite gehen, Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren, und der Geringverdiener würde arbeitslos werden.

Da sei ein sehr geringer Lohn allemal besser als ein hoher Mindestlohn, der aber nicht bezahlbar sei. Es sei allemal besser diesem Geringverdiener mit staatlichen Lohnzuschüssen zu einem höheren Gesamteinkommen zu verhelfen, als den Mindestlohn raufzusetzen. Hans-Werner Sinn lobt neben der Verweigerung des Irak-Kriegs auch ausdrücklich die Hartz-Reformen von Gerhard Schröder. Denen sei es maßgeblich zu verdanken, dass die vorher seit Jahrzehnten strukturell steigende Arbeitslosigkeit bis heute wieder stark gefallen sei. Warum gerade die Hartz-Reform das geschafft habe, erklärt Hans-Werner Sinn sehr gut im Detail. Vielleicht mag man ganz anderer Meinung sein als er, aber seine Erklärung ergibt „Sinn“.

Auch werden noch viele andere volkswirtschaftliche Details im Interview von Tilo Jung mit Hans-Werner Sinn angesprochen. Aber die gescheiterte Planwirtschaft, die zwingend ungerechte Marktwirtschaft, freie Preisfindung, Mindestlöhne etc sind die Kernthemen. Sie klingen auf den ersten Blick wie sehr trockene und langweilige Themen. Aber wir können uns nur wiederholen. Nehmen Sie sich vielleicht auch zu einem späteren Zeitpunkt die Zeit das Video gerne ganz durchzuschauen – es lohnt sich!


Hans-Werner Sinn. Foto: blu-news.org CC BY-SA 2.0



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2 Kommentare

  1. Es ist doch gut, wenn Geschäftsmodelle nicht funktionieren, die Reiche zu reich und Arme zu arm machen. Wer nur für sich und einen stark abgegrenzten Reichtum lebt und wirtschaftet, lebt letztlich sowieso verkehrt.
    Wir dürfen uns nicht wundern, wenn Arme irgendwann kontraproduktiv handeln angesichts der Ungerechtigkeiten, die ganz offensichtlich sind, die sie benachteiligen und ihnen ihre letzten Kräfte rauben – ja, schleichend auszehren bis sie in abstrusen Ausweichhandlungen vergehen.

  2. 1. Es scheint nicht nur die Marktwirtschaft/Kapitalismus zu geben, sondern Facetten des Models.
    Länder mit wenig gebremster Marktwirtschaft und Länder mit gebremsten Marktwirtschaften (Individualrechte, Umweltgesetze, Energiewenden, „German Angst“ vor Technik etc bremsen ggf. den technischen Fortschritt).
    Hier scheint sogar China rasanter, weniger gebremst sich zu entwickeln als EU/ Deutschland oder auch die USA, mit mittelfristigen Folgen.

    2. Was kommt nach der Marktwirtschaft/Kapitalismus wenn die Technik so weit vorangeschritten ist, dass wir automatische, menschenleere Fabriken haben (Roboter in den Werkhallen, KI in den Büros und autonome Fahrzeuge in der Logistik).
    Auch die Dienstleistung/staatl. verwaltung ist vor Roboter/KI nicht gefeit…
    Noch weiter gedacht: Brauchen wir dann noch Geld, wenn diese Fabriken im Überfluss, hocheffizient produzieren.
    Was wird aus dem Kapitalismus ohne Geld?
    Wie geht die Gesellschaft mit den Menschen ohne Arbeit um?
    Hat dann die Marktwirtschaft/Kapitalismus ausgedient?

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