Immobilienaktien sind seit dem Start der Zinswende vor mehr als einem Jahr im Absturz. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Die Bauaktivität sinkt dramatisch. Die Zinsen für Projektentwickler steigen enorm, Projekte werden unrentabel, und Umschuldungen laufender Kredite verteuern sich massiv. Das Debakel kam mit langer Ankündigung, und nun preisen es Börsianer es in den Immobilienaktien immer mehr ein. Sehr gut sehen kann man dies am Beispiel der kleinen deutschen Firma Helma Eigenheimbau und dem großen schwedischen Player SBB (Samhallsbyggnadsbolaget i Norden AB). Schauen wir auf die aktuelle Lage. Der TradingView Chart zeigt, wie die beiden Aktien seit Anfang 2022 um 95 % und 93 % gefallen sind. Gleichzeitig stieg der EZB-Leitzins von 0 % auf aktuell 4,00 % (türkise Linie).
Immobilienaktien stürzen ab – Buchhaltungsprüfung bei SBB
Die SBB-Aktie verliert heute noch einmal 11 % an Wert, obwohl sie ohnehin schon seit geraumer Zeit im Absturz begriffen ist. Sie gehört zu den am stärksten von der Zinswende betroffenen Immobilienaktien in Europa. Gegen den Großvermieter, der im Mittelpunkt einer Krise bei Gewerbeimmobilien in Schweden steht, wird von der schwedischen Finanzaufsichtsbehörde untersucht, ob er gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat. Die Finanzaufsichtsbehörde wird laut Bloomberg feststellen, ob die SBB (Firmenname ausgeschrieben „Samhallsbyggnadsbolaget i Norden AB“) bei der Erstellung ihres konsolidierten Abschlusses für das Jahr 2021 gegen bestimmte Regeln verstoßen hat, so heißt es in einer aktuellen Erklärung. Dies geschah, nachdem der Rat für die schwedische Finanzberichterstattungsaufsicht einen Fall bei der Finanzaufsichtsbehörde eingereicht hatte.
Die Untersuchung von Finansinspektionen erhöht den Druck auf das angeschlagene Unternehmen SBB, das mit einem Schuldenberg von 8 Milliarden Dollar und stark steigenden Zinsen zu kämpfen hat. Das Unternehmen wurde Anfang Mai von S&P Global Ratings auf Ramschniveau herabgestuft, was zu einem freien Fall der Aktien, einer gestrichenen Dividende und der Absetzung des Gründers und Vorstandsvorsitzenden Ilija Batljan führte. Die SBB war heute für eine Stellungnahme nicht sofort zu erreichen. Die Untersuchung umfasst die Bewertung von Immobilien im Zusammenhang mit den SBB-Portfolios Trygge Barnehager und Laeringsverkstedet, die Bilanzierung des Erwerbs von Vermögenswerten im Zusammenhang mit Amasten und Offentliga hus sowie alternative Schlüsselkennzahlen, so die Aufsichtsbehörde.
Helma Eigenheimbau mit massiven Problemen
Das deutsche Unternehmen Helma Eigenheimbau hat aktuell nur noch einen Börsenwert von 19,7 Millionen Euro, und ist damit eine der kleinsten Immobilienaktien. Dennoch symbolisiert dieser Fall das Problem recht gut. Geht die Firma komplett den Bach runter? Simon Betschinger schreibt auf Twitter „Der Aktienkurs des Hausbauers Helma Eigenheimbau kündigt eine baldige Insolvenz an“. Die Zinswende scheint das Unternehmen mit voller Wucht zu treffen. Die Menschen halten sich zurück beim Bau neuer Häuser. Die deutschen Baugenehmigungen erlebten jüngst den stärksten Rückgang seit 16 Jahren.
Helma Eigenheimbau hatte im Mai die Dividende gestrichen, und letzte Woche folgte eine erneute Umsatzwarnung, die auch eine Gewinnwarnung enthielt. Die Firma hat hohe Schulden, und dazu nun noch diese sinkenden Umsätze. Die Börsianer verlassen das sinkende Schiff – so kann man den Kurssturz in der Aktie wohl gut beschreiben.
Der Aktienkurs des Hausbauers Helma Eigenheimbau kündigt eine baldige Insolvenz an. Die Politik der Bundesregierung hinterlässt Schutt und Asche. Als Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch waren, zerstörten die Solarsubventionen ab 2009 die deutsche Solarindustrie. Jetzt geht es…
— Simon Betschinger (@SBetschinger) June 21, 2023
Blick auf größere Immobilienaktien in Deutschland
Mit Aroundtown, TAG Immobilien, LEG Immobilien und Vonovia werfen wir im folgenden Chart einen kurzen Blick auf die Entwicklung der großen deutschen Immobilienaktien. Sie sind seit Anfang 2022 bis heute zwischen 57 % und 81 % gefallen. Eine wirkliche Bodenbildung scheint noch nicht in Sicht zu sein.
FMW/Bloomberg
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