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Immobilienmarkt: Steigen die Preise weiter?

Fließen weiter Gelder in den bereits heiß gelaufenen Immobilienmarkt - steigen also die Preise weiter im Jahr 2020?

Fließen weiter Gelder in den bereits heiß gelaufenen Immobilienmarkt – steigen also die Preise weiter im Jahr 2020?

Die EZB führt  unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde die Niedrigzinspolitik von Mario Draghi fort – mit der Begründung, die Inflation in der Eurozone auf das gewünschte Niveau von zwei Prozent zu heben. Die Nebenwirkungen für die Anleihemärkte werden immer deutlicher, vor allem unter dem Aspekt der langfristigen Anlagepolitik von Kapitalsammelstellen. Wohin werden die Gelder also fließen?

Immobilienmarkt: Stark gepusht!

Nach Angaben des Immobiliendienstleiters JLL (Jones Lang LaSalle), einem US-Unternehmen mit 92000 Mitarbeitern in 80 Ländern, wartet nach wie vor unglaublich viel Geld auf Anlage im Immobilienmarkt. Es sollen 745 Milliarden Dollar in diesem Jahr sein, knapp fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Aber nicht, weil es zu wenig Kapital für die Anlage gibt, sondern weil der Markt an manchen Orten einfach leergefegt ist. Ein weiterer Grund für den Rückgang sei die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit in Großbritannien und der Zurückhaltung der Investoren in diesem wichtigen Markt.

Dazu Timo Tschammler, Deutschlandchef von JLL, bei der Vorstellung der Jahresanalyse: „Ein höheres Volumen 2019 wurde nur aufgrund des knappen Angebots an adäquaten Produkten verhindert“. Gäbe es also mehr Angebot, wäre auch wesentlich mehr Geld in den Markt geflossen. „Weiterhin liegen die Immobilieninvestitionen, auch am Wohnungsmarkt, etwa 50 Prozent über dem zehnjährigen Mittelwert in Deutschland, so Tschammler. Weltweit liegt das Ergebnis knapp 30 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt“, so der Fachmann.

Aber es geht weiter, denn auf den Immobilienmarkt scheint sich eine neue Geldflut zuzubewegen. Große, nicht börsennotierte Fonds, hätten in den ersten drei Quartalen 2019 weitere 125 Milliarden Dollar Eigenkapital für Immobilieninvestitionen eingesammelt. „Damit hat sich das noch nicht investierte Kapital in diesem Jahr auf 321 Milliarden Dollar erhöht“, heißt es in der aktuellen JLL-Analyse.

 

Die Auswirkungen der Geldpolitik und der Immobilienmarkt

Natürlich wirkt sich der Anlagenotstand infolge der jahrelangen Niedrigzinspolitik der Notenbanken immer stärker aus. Wie bereits mehrfach dargestellt, kommen von Monat zu Monat immer wieder langlaufende Staatsanleihen auf den Markt, die bei Neuauflage keinerlei Rendite für Kapitalsammelstellen bieten:

2020 werden in Europa Staatsanleihen im Volumen von 127 Milliarden Euro auslaufen, die neu in einem Niedrigzinsumfeld angelegt werden müssen. Immobilien erscheinen hier trotz niedriger Nettoanfangsrenditen immer noch attraktiv. Extremer noch:Auch in Deutschland dürfte sich ein ein gigantisches Volumen aufbauen, welches in den Immobilienmarkt fließen könnte.

„Über 800 Milliarden Euro deutscher Staatsanleihen werden mittelfristig auslaufen, mit Renditen über drei Prozent“, so die Aussage von JLL-Deutschlandchefanalyst Helge Scheunemann. Wohin wird dieses Geld fließen? Wohl kaum in deutsche Staatsanleihen, deshalb auch die Annahme weiterer Zuflüsse in die Branche mit dem Betongold.

Seit geraumer Zeit fließen immer mehr Vorsorgemilliarden von Lebensversicherungen oder Rentenfonds in die Anlage von Büros und Wohnungen. Man vertraut auf die Notenbanken, die auf Jahre hinaus für ein niedriges Zinsniveau garantieren sollen.

Der deutsche Immobilienmarkt ist laut der Analyse von JLL erstmals zum zweitwichtigsten Transaktionsmarkt der Welt aufgestiegen, erstmals vor Großbritannien liegend und logischerweise noch deutlich hinter dem erheblich größeren Markt der USA.

Obwohl man in Immobilienkreisen (noch) nicht von einer Blase sprechen will, macht Investoren der eskalierende Handelskrieg einer Umfrage zufolge zu schaffen. Allgemeine Konjunktursorgen hingegen haben sich etwas verflüchtigt. Die Kaufpreise steigen immer weiter, weil man darauf spekuliert, dass sich in Zukunft stets ein anderer Käufer finden wird, der einen noch höheren Preis bezahlt. Aber haben wir Derartiges nicht schon vor gut einem Jahrzehnt in Übersee gehört?

Jedenfalls steht der europäische Immobilienmarkt im Fokus – wen wundert es bei Minuszinsen. Hier tun sich laut JLL im kommenden Jahr zwei Städte hervor, weil dort steigende Kapitalwerte noch möglich sind: Mailand und Berlin.

 

Fazit

Die Analyse von JLL  ist ein weiteres Beispiel dafür, welche Auswirkungen die Niedrigzinspolitik der Notenbanken immer mehr verursacht. Das System jedweder Anlagestrategie ist auf die Erzielung von Rendite ausgelegt – und wenn die Zentralbanken den Preis des Geldes in den Keller manipulieren, sucht sich das Kapital andere Möglichkeiten. Bis zur Blasenbildung und zu dem Zeitpunkt, an dem die berühmte Nadel kommt, um schlagartig Luft abzulassen..

Auch 2020 werden verstärkt Gelder in den Immobilienmarkt fließen



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