Immobilien

5-Jahresvergleich Immobilienpreise: Mit 300.000 Euro von Familienwohnung zur Singlebude

Die Immobilienpreise haben zwar bereits begonnen zu sinken. Aber laut einer aktuellen Analyse bekommt man dramatisch weniger Wohnraum für das gleiche Geld als vor fünf Jahren.

Eine leere Wohnung

Bevor wir darauf schauen, was man am deutschen Immobilienmarkt für die selbe Geldsumme heute bekommt und was noch vor fünf Jahren drin war, hier kurz ein Blick auf das Gesamtbild. Die Immobilienpreise in Deutschland sind im Zuge einer gigantischen Hausse mehr als zehn Jahre lang kräftig angestiegen, ohne jede Atempause. Angefeuert durch abgeschaffte Leitzinsen bei der EZB sanken die Bauzinsen in den Keller, der Bauboom war da. Im folgenden TradingView Chart sehen wir in Form des Europace-Hauspreisindex die seit 2008 ständig gestiegenen Immobilienpreise in Deutschland.

Immobilienpreise fallen – Zinswende würgt den Boom ab

Und am Ende des Chart sieht man nun die auslaufende Rally und den Beginn der Preisrückgänge. Denn seit Anfang des Jahres sind die Bauzinsen von 1 auf aktuell 3,40 Prozent gestiegen, laut Daten von Interhyp. Die EZB hat in den letzten Wochen den Leitzins von 0 auf 1,25 Prozent angehoben, und wird ihn laut jüngsten Aussagen auch weiter anheben im Kampf gegen die hohe Inflation. Für viele willige Bauherren werden Finanzierungen zu teuer, und gerade für Provi-Investoren werden Neubauten als Investitionsmodelle unrentabel. Immobilienbesitzer kriegen ihre Bestandsobjekte deutlich schwieriger verkauft und sind bereit geringere Preise zu akzeptieren. Dieses Szenario sind man jetzt bereits in Form sinkender Immobilienpreise.

Grafik zeigt Entwicklung der deutschen Immobilienpreise seit dem Jahr 2008

Was man für 300.000 Euro am Immobilienmarkt heute bekommt im Vergleich zu fünf Jahren zuvor

Interessant ist ein Blick zurück auf den Zustand von vor fünf Jahren im Vergleich zu heute. Die Wende am Immobilienmarkt hat zwar vor einigen Monaten eingesetzt – dennoch ist das Gesamtniveau der Immobilienpreise noch extrem hoch, wie der Chart zeigt. Das Portal Immowelt hat heute eine interessante Analyse veröffentlicht, an der man die enorme Hausse bei Immobilien in den letzten Jahren gut erkennen kann. Die kurze und klare Headline-Aussage lautet: Für 300.000 Euro bekam man vor fünf Jahren noch eine Familienwohnung, heute teils nur noch eine Singlebude. In den 14 größten Städten Deutschlands gibt es 2022 für das gleiche Geld deutlich weniger Wohnraum als vor fünf Jahren.

Vergleich der Immobilienpreise in den größten deutschen Städten in Relation zu 2017

Wie dramatisch sich die Immobilienpreise verteuert haben im Lauf von fünf Jahren, sieht man beim konkreten Blick auf die größten deutschen Städte. So bekamen Käufer laut Immowelt zum Beispiel in Hamburg 2017 für 300.000 Euro noch 72 Quadratmeter Wohnfläche, was 2 bis 3 Zimmern entspricht. Inzwischen erhält man für das gleiche Geld in der Hansestadt gerade mal eine Singlewohnung mit 45 Quadratmetern. In Frankfurt hat sich der für diese Summe erhältliche Wohnraum seit 2017 um 24 Quadratmeter reduziert. Während Käufer vor fünf Jahren noch 69 Quadratmeter erwerben konnten, sind es heute lediglich 46 Quadratmeter. In München bekam man vor fünf Jahren für 300.000 Euro gerade mal 47 Quadratmeter – aktuell erhalten Wohnungssuchende in München für das Geld sogar nur noch 32 Quadratmeter. In Berlin und Köln (jeweils -35 Quadratmeter) bekommen Käufer für 300.000 Euro immerhin noch 59 bzw. 56 Quadratmeter Wohnraum.

Interessant ist, dass man in der „zweiten Reihe“ der großen deutschen Städte bei Immobilien in den letzten fünf Jahren einen größeren Verlust an Wohnraum zu verzeichnen hatte für die selbe Summe Geld. Dazu Immowelt: Am deutlichsten fallen die Einbußen bei der Wohnfläche in vergleichsweise günstigen Großstädten wie Leipzig, Essen oder Dortmund aus. Vor 5 Jahren hätten Käufer dort theoretisch noch bis zu 200 Quadratmeter Wohnraum für ein Budget von 300.000 Euro bekommen. In der Realität sind Wohnungen dieser Größenordnung selten. Es zeigt aber, dass Suchende in diesen Städten mit besagtem Budget angesichts des preiswerten Niveaus noch viel Auswahl auf dem Markt haben. Trotz des Rückgangs bei der Wohnfläche reichen 300.000 Euro auch weiterhin für geräumige Eigentumswohnungen. In Leipzig bekommen Käufer derzeit 110 Quadratmeter – und das trotz eines Rückgangs von 96 Quadratmetern seit 2017. Auch in Essen (-81 Quadratmeter), Dortmund (-74 Quadratmeter) oder Dresden (-65 Quadratmeter) finden Käufer trotz der starken Rückgänge ebenfalls noch familientaugliche Wohnungen mit mehr als 90 Quadratmetern.

Immowelt kommentiert zu dieser Analyse: „Angesichts der deutlichen Kaufpreisanstiege der letzten 5 Jahre sowie der seit Jahresbeginn stark gestiegenen Bauzinsen können sich viele Familien in den teuren Großstädten heute keine Eigentumswohnung mehr leisten. Als einzige Alternative bleibt dann oftmals nur der Verbleib in der Mietwohnung. Dass immer mehr Menschen den Traum vom Eigenheim aufgegeben haben, lässt sich auch an der veränderten Nachfrage nach Immobilien erkennen: Innerhalb eines Jahres sind die Anfragen nach Kaufimmobilien auf Immowelt deutschlandweit um 17 Prozent gesunken, während sich die Anzahl der Anfragen nach Mietimmobilien parallel um 34 Prozent erhöht hat.“

FMW-Kommentar: Die Preise müssen nach unten erstmal noch eine sehr große Strecke hinlegen, bis Immobilien für Normalbürger wieder erschwinglich werden. Aber die Immobilienpreise selbst sind ja nicht das einzige Problem. Selbst wenn sie nun weiter fallen, sind Kaufwillige konfrontiert mit deutlich höheren Zinsen, was die monatliche Belastung im Budget des Normal-Bürgers deutlich erhöht. Der Wunsch nach der eigenen Immobilie dürfte für viele Menschen auf einige Zeit unerfüllbar bleiben, zumal die EZB ihre Zinsanhebungen ja noch weiter fortsetzen wird, und die Bauzinsen auf absehbare Zeit so hoch bleiben oder noch weiter steigen werden. Oben drauf erschwert die hohe Inflation für den Otto-Normalverbraucher den Traum vom eigenen Häuschen, denn die Monatsgehälter und damit die Budgets für monatliche Kreditraten für Immobilien werden damit noch stärker aufgezehrt.



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7 Kommentare

  1. Hier wird ersichtlich, wann die Inflation tatsächlich angefangen hat!
    Und
    Wohl dem, der seine Bude in einem Rutsch abbezahlt hat.
    Als ich ´96 einen Kredit für mein Haus brauchte, war das nicht lustig und wir sind wieder auf dem Weg in solche Verhältnisse.
    Es wird alles etwas bescheidener werden, aber das Leben geht weiter.

  2. Pingback: Immobilienpreise: Mit 300.000 Euro von Familienwohnung zur Singlebude - finanzmarktwelt.de - Immo-journal

  3. Profi- Investor schreibt man mit „f“ statt „v“.

  4. Einfach die Kursentwicklung der 10 jährigen Bundesanleihen anschauen. Die Auswirkungen kommen immer verzögert an. Da können ökonomische Analphabeten weiterhin von steigenden oder stagnierenden Immobilienpreisen predigen wie sie wollen. Das wird nicht passieren. Auch Deutschland unterliegt den ökonomischen Gesetzen.

  5. Pingback: Meldungen vom 23.09.2022 | das-bewegt-die-welt.de

  6. Bauzinsen hoch ? ja im Vergleich zu den letzten Jahren. Jetzt liegen sie bei 50% Beleihung bei ca. 3,6% und 90% Beleihung bei 4%. allerdings für eine Zinsbindung von 15 Jahren. Sogar auf 30 Jahre wird angeboten. Von solchen Langlaufzeiten hatte man früher nur träumen können
    Ich hatte vor 27 Jahren 7% gezahlt (5 Jahre Bindung, bei 10 Jahren wären es mind. 0,5% mehr gewesen). Noch Ende 1989 lag der Zins bei 8 bis 8,5% (5 Jahre). Und mein Bekannter hatte in der Hochzinsphase für seine Wohnung in München 10,5% (so Anfang 90/91) berappen müssen. (ich hätts nicht gemacht). Auch 1981 lag der Zins bei 8,5%
    So gesehen sind die heutigen Konditionen immer noch prima.

  7. Die Preise für Immobilien sind momentan sehr hoch. Es lohnt sich kaum noch ein Haus selbst zu bauen. Da sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über ein Investitionsmodell machen.

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