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Inflation, Boom – und Angstsparen! Der seltsamste Zyklus aller Zeiten

Über den Boom-und-Bust-Zyklus

Inflation, Boom und Bust

Tagtäglich gibt es Schlagzeilen und zugleich Verwunderung über unglaublich hohe Wachstumsraten in den Industriestaaten, extreme Transportkosten auf den Weltmeeren und Inflation in allen Bereichen, die man sich vorstellen kann. Dabei war dies schon vor einem Jahr absehbar, dass es zu außergewöhnlichen Daten kommen muss, zu extrem war die wirtschaftliche Lage bei einem weltweiten Lockdown.

Bereits im Juni 2020 habe ich angesichts der Zahlen der Deutschen Lufthansa über kommende Extrema in den Finanz-Kennziffern spekuliert, bei der Kranich-Linie, die nicht weniger als 700 ihrer 766 „gegroundet“ hatte, da die Passagierzahlen um 93 Prozent eingebrochen waren. Damit muss allein bis zum Status Quo eine Steigerung von über 900 Prozent erfolgen. Analysten und Ökonomen führen bei ihren Vergleichen zum jetzigen Revival mit dem letzten 10/20 oder gar 40 Jahren an, um die Einmaligkeit zu betonen. Aber es gibt zwei historische Übersichten, die zeigen, warum die jetzige Situation mit keinem Zyklus vergleichbar ist, den lebende Investoren schon einmal durchgestanden haben.

Inflation und Boom: Ein Lockdown mit ungeahnten Auswirkungen

Gab es nach dem Zweiten Weltkrieg schon einmal eine solche heftige kurzzeitige Auswirkung auf die Volkswirtschaften der Welt?

Nein, es gibt auch nicht allzu viel Staaten, die noch ungeschoren von SARS-CoV-2 mit all seinen Auswirkungen davongekommen sind.

Hatten wir nicht erst vor einem guten Jahrzehnt eine der größten Wirtschaftskrisen, die das Finanzsystem der Welt an den Rand des Zusammenbruchs geführt hat?

Und betrachtet man sich in dieser Grafik den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA im aktuellen Zyklus und im Vergleich zur Nachkriegszeit, in der Amplitude und Zeitverlauf in ihrer Einzigartigkeit dargestellt werden. Kein Vergleich, weit und breit.

Und es gab noch nie eine Phase, in der Staaten und Notenbanken konzertiert so viel Geld ins System geschleust hatten. Über 20 Billionen Dollar –  und für die USA bedeutete dies eine Ausweitung der Geldmenge um 30 Prozent. Die Notenbanken haben gedruckt, als ob es kein Morgen mehr gäbe – Voraussetzung für eine massive Inflation?

Mündet dies in Boom und Bust, in einen Schweinezyklus?

Wahrscheinlich ja, denn man kann kaum annehmen, dass sich die vielen Produzenten und Zulieferer der Wirtschaft nicht auf die große Nachfrage und die großen Verdienstmöglichkeit einstellen werden. Kein Wunder also, wenn die Inflation zunächst ansteigen wird!

Zum Beispiel die Ölförderer: Wird man bei weiteren Preissteigerungen nicht die Disziplin fallen lassen, schließlich benötigen manche Staatshaushalte dringend die Öleinnahmen? Und was machen die US-Fracker, die sich noch lange nicht in der Nähe früherer Förderquoten befinden?

Man sieht dies auch in der Entwicklung bei Bauholz (Lumber), wo die Preise in Deutschland weiter extrem angestiegen sind (anders als in den USA). Die Sägewerke arbeiten auf Hochtouren, allerdings kommt bei unseren heimischen Waldbesitzern noch kaum etwas davon an. Es herrscht zumeist kein Mangel an den Ressourcen, es ist die hochkonzentrierte Nachfrage. Jetzt könnte man das Beispiel der Chipindustrie heranführen, wo es viel schwieriger ist, kurz- und mittelfristig auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren. Kommt also die Inflation?

Aber sind nicht weltweit bereits 29 Chipfabriken in Planung, Intel mit seinem Angebot von acht Fertigungsstätten in Deutschland? Plant nicht allein schon der größte Produzent aus Taiwan, TSCM, Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar in den nächsten beiden Jahren? Klar dürfte sich der Chipmangel noch über den Jahreswechsel 2021 hinausziehen, aber dann? Wenn sich die Wachstumsraten für 2022 als zu optimistisch erweisen?

Das ewige Thema des Wechselspiels zwischen Angebot und Nachfrage, was stets in den Boom-und-Bust-Zyklus mündete. Im jetzigen Fall könnte er aber kürzer ausfallen, zu stark wurde mit Rettungspaketen und Helikoptergeld ein in manchen Bereichen sehr irrealer Aufschwung geschaffen.

Fazit

Man kann es nur immer wiederholen: Die momentane Entwicklung in der Wirtschaft ist äußerst ungewöhnlich, zunächst aus monetärer und fiskalpolitischer Sicht – mit Paketen in zweistelliger Billionenhöhe. Die Folge eines wirtschaftlichen Einbruchs 2020, wie man sich so etwas in Friedenszeiten nicht hat vorstellen können. Mit einer Pandemie, aber auch mit einer Entwicklung von Impfstoffen, mit bereits über drei Milliarden verimpften Dosen. So etwas kann eigentlich nur in einen extremen Zyklus (Boom and Bust) führen, eine koordinierte Planung ist fast unmöglich, zumal SARS-CoV-2 auch noch nicht besiegt ist.

Und dann die Frage der Dauerhaftigkeit der Inflation. Kommt es tatsächlich zu der Lohn-Preis-Spirale und wird der Verbraucher die Geldumlaufgeschwindigkeit tatsächlich so erhöhen, dass es zu einer dauerhaften Teuerung kommt? Wo die Zinsen derartig niedrig sind, auch für die Altersvorsorge? In den letzten Zyklen gab es noch Zinsen über 4 Prozent, wo man sein Kapital in 20 Jahren verdoppeln konnte – und jetzt? Nicht ein einziges Mal in 100 Jahren Geschichte am Geldmarkt hat es so etwas wie derzeit gegeben! Könnte dies nicht viele Menschen auch zu einer Art Angstsparen animieren?

Fragen über Fragen. Dieser Zyklus ist wahrlich anders als die vorherigen!



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1 Kommentar

  1. Fazit des Fazits: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

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