Werden wir eine dauerhafte Inflation erleben? Das ist die große Frage für die Märkte derzeit. Die Fed glaubt, dass nach dem reopening der Wirtschaft der Druck bei der Inflation schnell wieder nachlassen wird – das Mantra lautet „transitory“.
Chinas Börsen jedenfalls befinden sich seit Februar bereits in einer kleinen Korrekturphase. Ist das ein Frühindikator für eine sich wieder abschwächende Weltwirtschaft, aufgrund der vielen „Bottlenecks“ im Nachschub an Gütern? Oder doch nur eine kleine, durch die Preissteigerungen im Rohstoffbereich verursachte Pause – und daher die Inflation nicht dauerhaft?
Aber wie sieht es eigentlich in den westlichen Industriestaaten aus, den Nachzüglern? Der gestrige Empire States Manufacturing Index aus der Region New York gibt ein wenig Auskunft darüber.
Inflation und New York Empre State Index im Mai
Die Umfrage bei 200 Firmen im Staat New York, zusammen gefasst im Empire State Manufacturing Index, brachte für den Monat Mai zwar einen Rückgang um zwei Punkte auf 24,3 Zähler, dabei lag man aber über der Prognose (23,9) und weit über der Wachstumsschwelle bei null Punkten. Die Unternehmen berichteten von steigenden Lieferungen und Auftragseingängen, allerdings bei sich erheblich verlängerten Lieferzeiten. Der Beschäftigungsaufbau schreitet voran, ebenso die Arbeitszeiten.
Das große Problem sind auch im Bundesstaat New York die Preise, insbesondere auf der Beschaffungsseite – Anstiege im Rekordtempo. In ihrem Ausblick sind die Unternehmen aber auf sechs Monate Sicht optimistisch, dass sich die Bedingungen verbessern werden, nicht so sehr bei den Preisen.
Hier ein Diagramm, welches die volatile Umfrage in einen gleitenden 3-Monatsdurchschnitt glättet und besser einschätzbar macht.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch beim sehr beachteten landesweiten ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe.
Im letzten Monat Abschwächung, aber man befindet sich noch weit im Wachstumsbereich mit seit vielen Jahren nicht mehr gesehene Raten.
Bei der Einordnung der Indikatoren für die Produktion in den USA sieht es bei langfristiger Betrachtung nicht so sehr nach einem kurzen industriellen Sugar Rush aus. Zumal die Bestellungen immer noch in die Höhe gehen und die Lieferengpässe auf eine mögliche weitere Steigerung hindeuten. Und das deutet eher auf eine nachhaltige Inflation!
Wenn da nicht der Arbeitsmarkt und das exzessive Preisumfeld wäre.
Fazit
Geht das Tappen im Dunkel weiter, wie im Jahr 2020, als jede wirtschaftliche Prognose eine Halbwertszeit von nur ein paar Wochen hatte, durch die unberechenbare Ausbreitung von Covid-19? Vermutlich ja, denn es wird noch lange keine Klarheit herrschen über das Thema Inflation – vorübergehend oder dauerhaft. Selbst die Deutsche Bank hat davon gesprochen, dass die Fed erst in einem halben Jahr zuverlässig sagen können wird, wie sich die Inflation entwickeln wird.
Was heißt das? Ob Inflation oder Wachstum, jede Monatsveränderung wird an den Märkten in gewisser Weise ausgelegt werden, um zu versuchen, einen Trend daraus abzulesen. Wohin das führen wird? Vermutlich zu einer erhöhten Schwankungsbreite (Volatilität), von linearen Entwicklungen ist aus heutiger Sicht wohl nicht auszugehen. Eine Spielfeld für Trader?
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