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"Kaufkraftverluste der Vorjahre zur Hälfte kompensiert" Inflation: Löhne in Deutschland steigen wie seit 10 Jahren nicht

Segen und Fluch für EZB

Die Löhne in Deutschland werden in diesem Jahr so kräftig steigen wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr – und das um die Inflation bereinigt! Das ist das Ergbnis der am heutigen Dienstag vorgelegten Halbjahresbilanz des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI), über die auch Bloomberg berichtet.

Deutschland: Löhne steigen wie seit mehr als 10 Jahren nicht mehr – bereingt um die Inflation

Die zwischen Januar und Juni abgeschlossenen Tarifverträge in Deutschland deuteten auf einen Anstieg von 5,6% für das Jahr 2024 hin, so das gewerkschaftsnahe Institut. Das entspreche einem realen (also bereinigt um die Inflation) Anstieg von 3,1%, hieß es.

Deutschland Löhne Inflation

Die Lohnentwicklung in Deutschland und im Euroraum wird von der Europäischen Zentralbank mit Blick auf die Frage, wie schnell die Zinsen gesenkt werden sollen, genau beobachtet. Gleichzeit sind kräftige Lohnerhöhungen unerlässlich, um die wirtschaftliche Erholung nach dem Inflationsschock zu unterstützen.

Für die EZB ist das gewissermaßen eine Zwickmühle: stark steigende Löhne schüren die Inflation, aber sie ermöglichen auch eine Erholung des Konsums und damit der Wirtschaft insgesamt. Im Juli war die Inflation in der Eurozone wieder stärker gestiegen als im Vormonat.

Kräftige Reallohnsteigerungen schaffen in diesem Jahr „erstmals einen deutlichen Ausgleich für den massiven Reallohnrückgang der Jahre 2021 und 2022 und das kleine Minus 2023”, sagt Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs. “Die Kaufkraftverluste der Vorjahre konnten damit etwa zur Hälfte kompensiert werden.”

Bei der Tariflohnentwicklung besteht “weiterhin ein erheblicher Nachholbedarf“, so Schulten weiter. „Insgesamt liegt das preisbereinigte Niveau der Tariflöhne jedoch immer noch deutlich unter dem Spitzenwert des Jahres 2020 (..). Deutliche Reallohnzuwächse sind zudem auch ökonomisch sinnvoll, um die konjunkturelle Entwicklung zu stabilisieren.”

In einer Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stifung heißt es weiter:

„Bislang sind für knapp 19,7 Millionen Beschäftigte Tariferhöhungen vereinbart worden, die im Lauf des Jahres 2024 wirksam werden. Für knapp 11,6 Millionen Beschäftigte wurden diese Tariferhöhungen bereits 2023 oder früher in Tarifverträgen mit mehrjähriger Laufzeit festgelegt. Hierzu gehören auch große Tarifbranchen wie z.B. der Öffentliche Dienst und die Metall- und Elektroindustrie. Hinzu kamen im 1. Halbjahr 2024 neue Tarifvereinbarungen für mehr als 8 Millionen Beschäftigte, darunter die Chemische Industrie, das Bauhauptgewerbe und der Einzelhandel.“

FMW/Bloomberg



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7 Kommentare

  1. Was bleibt dann von der Lohnerhöhung “ in der Lohntüte“ nachdem die Beiträge für die Krankenkasse, Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Zusatzbeitrag für die Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung, ggf. Kirchensteuer und Lohnsteuer vom Lohn abgezogen wurden?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      1. Nennt sich, glaube ich, Nettolohn oder -gehalt.

        Und da Sozialabgaben nach einem festen prozentualen Anteil berechnet werden, und die kalte Progression durch Anpassung des Steuertarifs ausgeglichen wurde, ist die Beantwortung von @Helmuts Frage recht einfach: Sind z. B. vorher 50 Prozent vom Bruttolohn übrig geblieben, tun sie das nach den Lohnerhöhungen immer noch.
        Es verbleiben also 50 Prozent der Lohnerhöhung.

        Das sollte eigentlich jeder „Hilfsschüler ohne Taschenrechner“ wissen, der auch die Buchführung einer Pommesbude im Griff hat 😋🍟

        1. Unser Freund Helmut möchte doch nur die positive Kernaussage des obigen Artikels mit irgendeinem Käse schlecht reden, nämlich dass die Reallöhne kräftig gestiegen sind. Er leidet unter dem krankhaften Trieb, immer noch das Haar in der Suppe finden zu müssen, selbst wenn es überhaupt nicht vorhanden ist.

    1. Dafür ist man in DE als Patient oder Pflegefall um einiges besser versorgt, als im EU-Süden.
      Dort ist man mehr auf die eigene Familie angewiesen.
      (Und bitte keine inkompetenten Widerreden, ich kenne die Gesundheitssysteme).

  2. Moin, moin,

    sehr richtig, es geht um die Tariflöhne. Wer keinen Tariflohn bekommt schaut in die Röhre. Vielleicht erklärt das dann auch die „Lustlosigkeit“ einiger Berufsgruppen ohne Tariflohn. Wozu dann noch Einsatz bringen, wenn es (im Gegensatz zu den Tariflöhnen) keine Lohnanpassungen gibt.

  3. Ein wie großes “ Mehr“ bleibt denn übrig ,sollte man das in Goldunzen ( Langfristinflation) rechnen ??

    Lasst euch alle nicht verarsc….. !

    Solange Staaten und Banken so massiv in die quantitative Seite der “ bunten Zettelchen “ eingreifen ,also euren Prokopfmehrwert durch die Hintertür wieder einziehen können,ist das alles Bullshit .

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