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"Wir müssen in einem ganz anderen Umfeld leben als früher" Inflation und Zinsen: Unterschätzen die Märkte die Gefahr?

Zinsen Inflation unterschätzte Gefahr

Wird die US-Notenbank Fed im Jahr 2023 die Zinsen senken, weil die Inflation zurück geht? Das hoffen und erwarten die Märkte – während die Fed selbst immer wieder diese Hoffnungen zurück weist. Die Folge ist eine Art „Psycho-Krieg“ zwischen den Märkten und der Fed. Wer gewinnt diesen Psycho-Krieg? Geht es nach einigen Investment-Profis, dann wird die Fed der Sieger und die Märkte der Verlierer sein, wie Bloomberg berichtet.

Inflation bleibt hoch – die Zinsen auch

Einige der weltweit größten Vermögensverwalter wie BlackRock, Fidelity Investments und Carmignac warnen davor, dass die Märkte sowohl die Inflation als auch den endgültigen Höchststand der US-Zinsen unterschätzen, genau wie vor einem Jahr.

Es steht viel auf dem Spiel, nachdem die Wall Street den Verlauf der Inflation fast einhellig unterschätzt hat. Weltweit wurden 18 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung von Aktien vernichtet, und der US-Anleihemarkt erlebte das schlechteste Jahr seiner Geschichte. Den Inflationsswaps nach zu urteilen, ist die Erwartung, dass die Inflation relativ zahm sein und innerhalb eines Jahres in Richtung des 2%-Ziels der Federal Reserve sinken wird. Die Geldmärkte hingegen wetten darauf, dass die Fed mit Zinssenkungen beginnen wird.

Nach Ansicht von Frederic Leroux, Mitglied des Anlageausschusses und Leiter des Cross-Asset-Teams beim französischen Vermögensverwalter Carmignac mit einem Volumen von 44 Mrd. Euro (47 Millarden nDollar), sind die Märkte damit nicht wirklich auf einen weiteren brutalen Ritt vorbereitet, da der Arbeitskräftemangel wahrscheinlich zu einer unerwartet hohen Inflation führen wird.

„Die Inflation wird bleiben“, sagte Leroux in einem Telefoninterview. „Nach der Krise dachten die Zentralbanker, sie könnten über die Höhe der Zinssätze entscheiden. In den letzten zwei Jahren haben sie erkannt, dass sie das nicht tun: die Inflation tut es.“

Er fügte hinzu, dass eine der größten Fehleinschätzungen am Markt heute die Erwartung sei, dass die Inflation im nächsten Jahr auf 2,5% sinken werde. Vielmehr trete die Welt in einen makroökonomischen Zyklus ein, der mit dem zwischen 1966 und 1980 vergleichbar ist. In dieser Zeit gab es Energieschocks, die die Inflation in den USA zweimal in den zweistelligen Bereich trieben.

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„Wir müssen in einem ganz anderen Umfeld leben als früher“, sagte Leroux. Gold, japanische Aktien und vertrauenswürdige, beständige Unternehmen werden seiner Ansicht nach ein Comeback erleben, da negative Realrenditen anhalten und die Zentralbanken nicht gewillt sein werden, zu viel Schmerz zuzufügen.

Gestern bekräftigten US-Notenbanker mit Kommentaren, die Hoffnungen auf eine baldige Umkehr des politischen Kurses zerstreuen sollten, die hawkishe Haltung der Zentralbank. Am Freitag hatte der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, dieselbe Meinung vertreten und erklärt, der Preisdruck werde auch dann hoch bleiben, wenn die steigenden Energiekosten nachlassen.

Inflation Zinsen wie 1970er

Inflation und Zinsen: Genau wie in den 70er Jahren?

Die Analysten von BlackRock gehen ebenfalls von einer anhaltend hohen Inflation aus und haben wenig Hoffnung, dass eine Rezession die Fed zu einer Senkung der Zinsen veranlassen wird. Stattdessen erwarten sie, dass die Fed ihre großen Zinserhöhungen in kleinere Zinserhöhungen umwandeln wird, wenn der Schmerz der wirtschaftlichen Abschwächung deutlich wird, selbst wenn die Inflation über dem 2%-Ziel der Notenbank bleibt.

„Es ist unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken in Rezessionen, die sie selbst herbeigeführt haben, um die Inflation auf das Zielniveau zu senken, mit schnellen Zinssenkungen einspringen werden. Wenn überhaupt, könnten die Zinsen länger höher bleiben, als der Markt erwartet“, schrieb ein Team von Analysten, darunter Jean Boivin, der Leiter des Instituts, letzte Woche. BlackRock hat Aktien aus Industrieländern untergewichtet und bevorzugt Investment-Grade-Anleihen gegenüber langfristigen Staatsanleihen.

BlackRock: Wer auf sinkende Inflation wettet, liegt falsch

Jurrien Timmer, Director of Global Macro bei Fidelity Investments, erklärte gegenüber Bloomberg, dass die Inflation ein zentrales Risiko für die Märkte bleibe, da die Fed wiederholt deutlich gemacht habe, dass sie das Inflationsziel von 2% erreichen wolle – und nicht nur eine Verlangsamung des Preiswachstums.

Natürlich sind nicht alle Investoren dieser Meinung. Der niederländische Vermögensverwalter Robeco, der 246 Milliarden Euro verwaltet, ist der Ansicht, dass die Zinsen, der Dollar und auch die Inflation im Jahr 2023 ihren Höhepunkt erreichen werden. Dies liegt vor allem daran, dass er mit einer Rezession rechnet und die Politik nicht in der Lage sei, eine weiche Landung zu erreichen. Daher würen die Notenbanken die Zinsen senken.

Laut Leroux von Carmignac ist die Konzentration des Marktes auf den möglichen Kurswechsel der Fed jedoch „ein Nebenschauplatz“, da die Anleger irgendwann erkennen würden, dass die Inflation hartnäckiger ist, als sie dachten.

„Irgendwann wird der Markt begreifen müssen, dass weitere Erhöhungen der Zinsen kommen werden“, sagte er.

FWM/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Wenn man 10Jahre übertrieben hat und Billionen Buchgewinne aus dem Hut gezaubert hat ,muss man akzeptieren,dass die Durststrecke etwas länger dauert.
    P.S. Eingefleischte Permabullen können in der Zwischenzeit ein Seminar besuchen mit dem Thema: MANCHMAL KÖNNEN BÖRSEN AUCH FALLEN

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