Die große deutsche Onlinebank ING prescht mit Kampfzinsen beim Tagesgeld vor. 3,50 % gibt es ab morgen für Neukunden statt bisher 3,00 %, so sagte es heute der Privatkundenchef Daniel Llano auf der Handelsblatt-Tagung „Zukunft Retail Banking“. Der Wettbewerb um Einlagen werde intensiver, so seine Aussage. Werden andere große Anbieter in Kürze folgen?
Erst am 15. Juni hatte die EZB ihren Leitzins von 3,75 % auf 4,00 % angehoben, und den für Privatkunden entscheidenden Einlagenzins von 3,25 % auf 3,50 %. Zu diesem Zins können Banken überschüssige Liquidität bei der EZB hinterlegen und dafür Zinsen kassieren. Diese aktuelle Verzinsung aufs Tagesgeld bei der ING für neue Privatkunden bedeutet de facto: Nimmt die ING dieses Geld ihrer Kunden, für das sie ihnen 3,50 % Zinsen zahlt, und hinterlegt es bei der EZB, kassiert sie dort auch 3,50 % Zinsen – unterm Strich ein Nullsummenspiel. Es bleibt der Marketingeffekt für die ING, dass man neue Kunden angelockt hat, die später eventuell andere Finanzprodukte der Bank erwerben. Oder die ING verleiht das Geld an Kreditkunden, und macht damit einen saftigen Zinsgewinn.
Der TradingView Chart zeigt die Entwicklung im EZB-Einlagenzins in den letzten drei Jahren (blaue Linie). Seit Sommer 2022 stieg er von -0,50 % auf zuletzt +3,50 %. Genau auf diesem Niveau legt die ING ab morgen ihren Zins fürs Tagesgeld fest – wie gesagt, für neue Kunden! In türkis sehen wir die deutsche Inflation, die zuletzt auf +6,1 % zurückgekommen ist. Immer noch machen die Sparer also abzüglich der Inflation deutlich Verlust, aber der Schmerz verringert sich bereits spürbar.
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