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Lebensversicherungen: 5 Punkte, die bei neuen Policen beachtet werden sollten

Symbolbild Bargeld - fünf wichtige Punkte bei Lebensversicherungen

Wenn es um Vermögensbildung geht, denken viele Privatanleger anno 2019 nicht mehr an Versicherungen. Vorbehalte gibt es viele: Zu inflexibel, hohe Verwaltungsgebühren und steuerlich oftmals weniger schmackhaft als direkt und selbständig am Kapitalmarkt zu agieren. O-Ton: Bei Investments an der Börse hat man zumindest die Zügel in der eigenen Hand. Benötigt man klassische Lebensversicherungen also noch? Die Zinssicherheit in Zeiten niedriger Erlöse könnte hier einige zum Umdenken bewegen. Fünf Kriterien sollten beim Anbieter-Vergleich beachtet werden.

Laufzeit-Gestaltung bei Lebensversicherungen

Versicherungsverträge binden den Kunden für eine gewisse Zeit und bilden damit einen krassen Gegensatz zu sporadischen Trades, die man in seinem Depot vornehmen kann, wann immer einem der Sinn danach steht. Ist man jung, zielt man bei Lebensversicherungen meist auf eine Altersvorsorge ab und dementsprechend ist der Anlage-Horizont größer, als bei kurzfristig gesetzten Anlage- oder Sparplänen. Man wählt oftmals Sparphasen von zwei oder drei Jahrzehnten und kann sich frei entscheiden, wie man einzahlt: Monatlich oder doch per Einmaleinzahlung, wenn man einen hohen Betrag zu Verfügung hat. Der Zinseszinseffekt kann dann wirken und belegt an dieser Stelle, dass sich frühes, verbindliches Sparen bezahlt macht. Oftmals sind 10 Jahre verpflichtend, um aus seinem Startkapital eine Rente überhaupt erst beziehen zu können. Die steuerliche Verwendung ist immer im Hinterkopf zu behalten: Nach 12 Jahren Vertragslaufzeit wird die Ertragssteuer nur zu 50% erhoben, wenn anstatt monatlicher Rentenleistungen eine Einmalauszahlung vereinbart wurde. Auch der sogenannte Rückkaufwert, also die Verteuerung der vorzeitigen Vertragsauflösung muss in die Überlegungen zur Laufzeit- Gestaltung mit einfließen. Jeder Versicherer ist durch das Produktinformationsblatt (PIB) und das Tarif-Angebot dazu verpflichtet eine tabellarische Darstellung über etwaige Rückkaufwerte vor Vertragsbeginn offen zu legen.

Anlage-Entwicklung

Je nachdem was für ein Produkt man wählt, entscheidet man sich für die Partizipation an einer Wertentwicklung. Dies kann zum Beispiel ein Aktienindex sein. Man kann auch fondsgebundene Lebensversicherungen abschließen und sich für Sparten entscheiden die einem zusagen, wie Rentenpapiere oder Anleihen aus dem Immobiliensektor (die Immobilienpreise explodieren übrigens in Deutschland derzeit immer weiter). Wichtig ist auch hier, dass man sich als interessierter Anleger einen Tarif aussucht, der mehrere Indizes anbietet, auf die man seinen Anlagewert streuen kann oder man auf einen Anbieter zurückgreift, der eine Vielzahl an verschieden typisierter Fonds zur Auswahl hat. Außerdem lohnt es sich einen Versicherer zu finden, der neben einer breiten Streuung auch die Gewichtung der einzelnen Index-Partizipationen oder Fonds- Beteiligungen dem Kunden überlässt. Auch ein Anteil an sicherer Verzinsung ist hier empfehlenswert, denn letztlich trägt man hier ebenso -wenn auch nur bedingt- das Risiko in einem Abschwung Kapital zu vernichten. Zu diesem Punkt sei angemerkt: Der sichere Zinssatz in hoch dotierten Verträgen bei Lebensversicherungen ist weitaus höher als auf jedem Giro- oder Tagesgeld-Konto. Wenngleich der Versicherer entscheidet, wie viele Jahre er die sichere Verzinsung im Voraus garantiert und hier ein kritischer Blick auf das vorgelegte Angebot angebracht ist.

Oftmals werden die Zins-Zusagen nämlich jährlich getroffen und die zu Beginn schön anmutende jährliche Rendite trotz der Volatilität an den Kapitalmärkten, wird im zweiten Vertragsjahr bereits jeglicher Grundlage entzogen. Diese Informations-Asymmetrie ist ohnehin einer der größten Schwachpunkte: Das Konzept der Verwendung von Überschussanteilen bei Lebensversicherungen ist für den Laien ohnehin schwer nachvollziehbar. Denn der Überschussberechnung liegt neben der externen Parameter, wie z.B. der Fonds- oder Index-Entwicklung auch das interne Kostenkalkül des Versicherungsunternehmens zu Grunde. Die Spar-, Kosten- und Risiko-Anteile der Gesamtheit der im Hause verwalteten Lebensversicherungen veranlasst die Versicherung festzulegen, wie hoch die Kunden an den Überschüssen grundsätzlich beteiligt werden können. Eine Umrechnung auf den einzelnen Vertrag erfolgt dann gemäß der Wert-Partizipation und der inbegriffenen Zusatz-Leistungen.

Beitragssicherheit

Lebensversicherungen können bei Indexrenten und weiteren Altersvorsorge-Produkten das anbieten, wovon so manch ein Privatanleger träumen mag: Eine Beitragsgarantie. Die Beiträge, die man eingezahlt hat, sind in diesem Fall sicher. Dass dies einschließt, dass diese Anlageform verhältnismäßig risikoavers ist und in punkto Rendite nicht mit einer stark performenden Aktie mithalten kann, erübrigt sich zu erwähnen. Dennoch möchte auch der ein oder andere Börsianer beim Thema Altersvorsorge lieber kein Risiko eingehen und das ist verständlich. Die Gewinne werden durch die Finanzmarkt- Entwicklung anteilig mitgenommen und dafür werden die Talfahrten weggelacht. Hier sollte bei den Policen immer auf die Höchstgrenzen der Gewinnbeteiligungen (Caps) geachtet werden. Die Caps werden in der Regel zu einem jährlichen Stichtag bekannt gegeben und bei entsprechend niedriger Marktprosperität dann nach unten angepasst. Stellt sich nach Jahren des Abschwungs urplötzlich ein energischer Aufschwung ein, kann es passieren, dass die Versicherungsgesellschaften mit ihrer anteiligen Höchstverzinsung zu zaghaft waren. Dem Kunden bleibt dann nur hinzunehmen, dass die Aktien-, Zertifikate- und Anleihemärkte explodieren während Monat für Monat lediglich einige wenige Prozente der Indexrente zu Gute geschrieben werden. Lebensversicherungen ist eben nicht so reaktionsschnell wie man das als geübter Anleger gewohnt ist.

Zum Thema Sicherheit fragt sich der selbstbestimmte Privatanleger natürlich schnell: Was passiert wenn mein Versicherer Pleite geht? Glücklicherweise kommt dieser Fall selten vor, was aber nicht heißen soll, dass man gegen jedwede Gefahr gefeit sei. Versicherungen können wie Privatpersonen (bei der Abtretung) Ihre LV-Verträge als Grantieeinlagen zum Beispiel bei Zedenten, oftmals sind das Kreditinstitute, hinterlegen sofern Solvenzprobleme bestehen sollten und die BaFin diesen Schritt absegnet. So etwas ist vor einigen Jahren mit LV-Verträgen der Generali Versicherung geschehen. Die Kunden mussten sich alsbald mit dem Abwicklungsunternehmen herumschlagen, was sicherlich das Vertrauen in das Versicherungsgeschäft nicht gestärkt hat. Ähnlich ist das im Fall von Rückversicherern gelagert: Um sich selbst abzusichern, schließen Versicherungen Verträge mit diesen Gesellschaften. Der Kunde hat bei einer Insolvenz das Problem, dass zwischen Erst- und Zweitversicherer vertraglich vorher festgelegte Zinserträge nicht überschritten werden können und LV-Verträge, die ordentlich Rendite gemacht haben also wieder unter Wert heraus gegeben werden. Da die Versicherungsbranche zu den reguliertesten Sparten überhaupt gehört, ist eine vollständige Abschreibung auf seine über Jahrzehnte aufgebaute Altersvorsorge sehr unwahrscheinlich, dennoch sollte man niemals nie sagen.

Ein- und Auszahlungskonditionen

Vor allem Wirtschaftsinteressierte sollten einen Tarif wählen, der ihnen den Umgang mit ihrem Kapital auf die Art und Weise ermöglicht, die sie gewohnt sind. Wenn man flexibel auf sein Geld zugreifen und turnusmäßig darüber verfügen möchte, muss man sich eine flexible Versicherung suchen. Hier sind keine Kompromisse zu machen! Die heutigen Tarife ermöglichen es dem Kunden einen Beitrag festzulegen, den man regelmäßig einzahlt und dies sogar relativ unbürokratisch wieder ändern zu können. Gleichzeitig kann man Dynamiken festlegen, die subtil den Anlagewert erhöhen oder solche Optionen festlegen, die später bei der Auszahlungsleistung die Rente kontinuierlich erhöhen. Was jedoch auch dazugehören sollte, ist die Möglichkeit Beträge unentgeltlich in den Vertrag hinzuschießen zu können oder es sogar gebührenfrei wieder entnehmen zu können. Bei der Tarifgestaltung sollte man unabhängig der steuerlichen Berücksichtigung darauf achten, dass man sein angespartes Kapital am Ende der Laufzeit vielseitig auszahlen lassen kann. Mittlerweile ist es gesetzlich bei privaten kapitalgebundenen Lebensversicherungen sogar festgeschrieben, dass man sie komplett auszahlen, teil-auszahlen oder (anteilig) verrenten lassen kann. Das eröffnet viel Gestaltungsspielraum, wenn sich der Kunde als Privatier aus seinem Job zurückzieht. So kann er sich einen Betrag X für Urlaubszwecke auszahlen lassen und vom übrigen Kapitalwert eine Monatsrente beziehen, die lebenslang läuft.

Umwandlungsmöglichkeiten

Anders als der Anleger, der beim Wertpapier-Handel einen monetären Nominalbetrag sieht, den er gewonnen oder verloren hat und sein Investment von Zahlen getrieben ist, kann eine Versicherung den Blick aus einer anderen Perspektive öffnen. Immer mehr Tarife erlauben nämlich den Kapitalwert, den man sich fleißig angsepart hat in andere Versicherungsleistungen zu überführen und dabei sogar noch ein besseres Geschäft zu machen. Viele denken dabei an Riester: Ein Altersvorsorge-Vertrag, der steuerlich begünstigt die Eigenheim-Finanzierung („Riester-Wohnen“) übernehmen kann. Dass eine Umwandlung aber nicht förderschädlich sein muss, beweisen die neuesten Verträge für Lebensversicherungen an dieser Stelle. So kann man eine Berufsunfähigkeits- Zusatzversicherung in den Vertrag mit einschließen, die Rentenbeiträge einstellt, sollte ein Schicksalsschlag geschehen. Dasselbe lässt sich mit Hinterbliebenen-Renten vereinbaren oder Zahlungen für eine Wiedereigliederungshilfe nach einem schweren Unfall vertraglich mit einbeziehen.

In Zeiten vor dem prognostizierten „Pflege-Notstand“ in denen wir uns befinden, ist auch die Umwandlung der Rente in eine Pflege-Leistung ein wunderbares Tool um vorzusorgen. Oftmals werden die Rentenleistungen sogar erhöht, wenn man dieses Umwandlungsrecht in Anspruch nimmt. Ob allerdings der nun abgesicherte Versicherungsfall später eintritt oder ob man mit einer Kapitalauszahlung und der Neuanschaffung eines heiß ersehnten Konsumgutes dabei besser abgeschnitten hätte, bleibt ein Fall für die Glaskugel. Worauf letztlich die Wahl fällt, ist jedem Kunden selbst überlassen. Wie das Depot des Privatanlegers, muss auch die Lebensversicherung zum Versicherten passen. Die Rendite sollte dabei keinesfalls aus den Augen verloren werden. Diese 5 Kriterien können bei einer sorgfältigen Auswahl unter vielen Marktangeboten ihren Beitrag zu einer Wunsch-Absicherung leisten. Versicherungsleistungen werden nicht zu Unrecht auch in Zukunft eine Rolle in der Finanzplanung der Menschen spielen.



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