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Nach Charttechnik und Inflationsproblem: Visa-Streit mit USA bringt weitere Abwertung für die türkische Lira

Die türkische Lira steht schon seit Tagen unter Druck, in aller erster Linie gegen den Euro. Dort gab es aus charttechnischer Sicht letzte Woche einen Durchbruch des Euro gegen die Lira, womit er weiter...

FMW-Redaktion

Die türkische Lira steht schon seit Tagen unter Druck, in aller erster Linie gegen den Euro. Dort gab es aus charttechnischer Sicht letzte Woche einen Durchbruch des Euro gegen die Lira, womit er weiter nach oben laufen kann (weitere Abwertung der Lira). Verstärkt wurde dieser Trend neben rein charttechnischen Faktoren vor allem auch durch die hohe Inflation in der Türkei (aktuell 11,2%). Präsident Erdogan glaubt eine hohe Inflation mit Zinssenkungen bekämpfen zu können, obwohl der Mechanismus genau andersrum funktioniert. Das wäre ungefähr so, als würde man einen Brand mit zusätzlicher Sauerstoffzufuhr bekämpfen wollen…

Aber jetzt weitet sich die Spekulation gegen die türkische Lira über das Wochenende sprunghaft aus. Denn gestern wurde ein türkischer Staatsbürger, der für das US-Konsulat in Ankara tätig ist, von der türkischen Polizei verhaftet. Wie immer der Standard-Vorwurf, er sei Gülen-Anhänger. Ob er das ist, und ob Gülen nun wirklich hinter dem Putsch steckt, wollen wir hier gar nicht bewerten. Fakt ist aber, dass die USA umgehend reagiert haben mit der Einstellung der Bearbeitung sämtlicher Visa-Anträge für Türken.

Umgehend hat die Türkei für US-Bürger exakt das selbe beschlossen, mit exakt dem selben Wortlaut, nämlich aufgrund von „jüngsten Ereignissen“. Also ein Machtpoker. Ob die Verhaftung ein Signal der Stärke gegen die USA sein sollte? Oder wussten die Polizisten vielleicht gar nicht, dass diese Person in der US-Botschaft arbeitet? Das ist alles noch unklar. Man könnte auch vermuten, dass diese Verhaftung ein Signal Richtung USA sein soll, dass man doch nun endlich Fethullah Gülen ausliefern soll, der ja in den USA lebt. Aber eines muss man schon sagen. Die USA zeigen sofort klare Kante. Die EU oder Deutschland hätten wohl erstmal versucht zu reden oder den Botschafter in Berlin einbestellt.

Der Devisenmarkt reagiert sofort. Denn möglich sind ja nun weitere Maßnahmen, wenn man sich gegenseitig hochschaukelt. Auf jeden Fall erhöht dieser Vorfall die Sichtweise des Auslands, dass die Türkei als Standort möglicherweise (!) immer weniger zuverlässig ist. Daher stieg der US-Dollar gestern gegen die Lira von 3,65 auf 3,78 (jetzt wieder bei 3,70). Gegen den Euro ist die Abschwächung der Lira deutlicher, weil das Chartbild hier klarer ist (Allzeithoch des Euro).

Er stieg von 4,27 auf 4,40, und notiert jetzt bei 4,33. Der Chart zeigt den Durchbruch auf ein neues Allzeithoch letzte Woche über die 4,22. Mit diesem aktuellen Anstieg bedingt durch dieses Sonderereignis ist es gut möglich (wenn auch nicht sicher), dass der Kurs sich über der 4,22 festigt, und die Möglichkeit hat weiter nach oben zu stoßen. Auch wenn er erstmal Luft holen könnte nach diesem abrupten Anstieg, ist das Chartbild nun klarer!


Euro gegen die türkische Lira seit März.



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1 Kommentar

  1. Also ich glaube das Lira dieses Jahr noch die 4,50 sieht gegenüber dem Euro und zwar aufgrund wirtschaftliche Probleme. In der türkische Presse wird selten darüber berichtet.

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