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Negativzinsen für Privatkunden: Die dreisteste Bank kommt aus dem Saarland

Man erinnert sich noch ein paar Jahre zurück. Was war die Aufregung groß, als die ersten Banken für reiche Privatkunden und ihre Millionen-Guthaben Negativzinsen einführten. Schnell wurde dann aber von vielen Seiten aus beschwichtigt: Liebe Leute, habt doch keine Angst, nur ganz wenige Kunden mit ganz großen Guthaben werden von Negativzinsen betroffen sein. Aber dank des Gewöhnungseffekts und jahrelang in kleinen Schritten vollzogenen Anpassungen sind die Negativzinsen längst bei der breiten Masse der Bankkunden angekommen. Der große Aufstand der Millionen von Kleinsparern in Deutschland ist aber ausgeblieben. Man erhöht einfach das Sparvolumen, um die fehlenden Zinsen auszugleichen. Dies zeigen aktuelle Daten (mehr dazu hier).

Strafzins der EZB an Kunden weiterreichen

Die EZB bestraft die Banken mit Negativzinsen (dem Strafzins) in Höhe von 0,50 Prozent für denn Fall, dass die Banken dort überschüssige Liquidität hinterlegen. Die EZB will damit seit Jahren erreichen, dass die Banken das überschüssige Geld lieber als Kredit herausreichen. Daher versuchen die Banken alles, damit die Privatkunden bei ihnen keine all zu hohen Guthaben auf Girokonten, Tagesgeld, Termingeld etc anhäufen. Denn je höher diese Summen werden, und je weniger es den Banken möglich ist diese Guthaben wieder als Kredit herauszureichen, desto mehr überschüssige Guthaben landen bei der EZB – und desto mehr Negatzvinsen müssen sie an die EZB entrichten (angeblich profitieren die Banken sogar vom Negativzinsumfeld – mehr zu dieser Behauptung der EZB hier).

Dieses Niveau der EZB für die Negativzinsen liegt wie gesagt bei -0,50 Prozent. Sachlogisch ist es daher, wenn Banken ihren Kunden ebenfalls 0,50 Prozent Negativzinsen androhen für zu hohe Guthaben – damit die Banken letztlich nicht draufzahlen. Wie schnell sich der Strafzins im Privatkundensektor ausbreitet, zeigen Zahlen des Portals Biallo. Demnach verlangen inzwischen 280 Geldhäuser von einem Teil ihrer Kunden Negativzinsen, 190 Institute davon langen auch im Privatkundenbereich zu. Das ist das Ergebnis unserer aktuellen Untersuchung von fast 1.300 Banken und Sparkassen. Bei der ersten großen Umfrage von Biallo im Juli 2019 waren es lediglich 30 Geldhäuser, die hohe Einlagen auf privaten Giro- und Tagesgeldkonten mit Negativzinsen bestraften.

0,75 Prozent Negativzinsen bei Volksbank

Oft liegen die Freibeträge, unter denen man noch Guthaben ohne Negativzinsen halten kann, nur noch bei 10.000 Euro, manchmal aber noch bei 100.000 Euro. Der dreisteste Fall ist jetzt im Saarland zu finden. Die zur Gruppe der Volksbanken gehörende „Bank 1 Saar“ aus Saarbrücken belastet laut „Biallo“ ihre Kunden mit einem Strafzins (Banken bezeichnen sowas oft als „Verwahrentgelt“) von -0,75 Prozent. Das ist dreist! Denn so kassiert die Bank sozusagen noch eine Gewinnmarge auf den Original-Strafzins der EZB oben drauf in Höhe von 0,25 Prozent. Und diese Bank setzt tief an. Denn diese Negativzinsen gelten ab jeweils 10.000 Euro auf dem privaten Tagesgeld- und Girokonto (außer „Junge-Leute-Konto“), wenn die Konten nach dem 27. März 2020 eröffnet wurden. Für vor dem 27. März eröffnete Konten beträgt der Strafzins 0,50 Prozent bei einem Freibetrag von 250.000 Euro je Konto.

Dieser Trend dürft sich weiter ausbreiten. Denn eine Zinswende ist in keinster Weise in Sicht. Immer mehr Banken dürften Negativzinsen einführen, und dazu vor allem die Freigrenze weiter absenken, so unsere Meinung. Hätte man vor fünf Jahren davon gesprochen, dass eine Volksbank in Deutschland Negativzinsen in Höhe von 0,75 Prozent von ihren Privatkunden verlangt, wenn die mehr als 10.000 Euro deponieren….. sie wissen schon.

Beratung in Bankfiliale - Negativzinsen betreffen immer mehr Menschen
Beispielbild für Beratung in einer Volksbank-Filiale. Foto: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken



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9 Kommentare

  1. Pingback: Meldungen und Nachrichten vom 3.10.2020 | das-bewegt-die-welt.de

  2. Alles Geld abziehen und Konto kündigen! Was sonst? Ein Exempel statuieren nennt sich das. Und zwar durch den Kunden. Wenn genügend so vorgehen war es das mit dieser „Bank“.

    Man muss sich ja zudem fragen, ob die in der EZB über ein funktionierendes Hirn verfügen. Wenn die Verschuldungsfähigen ausgehen (niemand mehr mit Sicherheiten aufzutreiben), dann nützen auch 50% Negativzins nichts!

    1. Logo. An jedem 1. Ab zur banca und den gazen Ramsch runter. In Bar und unters Kopfkissen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich damit set 5 Jahren hervorragend schlafe. Nichts vertraue ich irgendeiner Bank an. Was die können kann ich schon lange.

  3. Da frage ich mich für was die EZB da einen Negativzins nimmt für Nullen und Einsen?
    Lassen die Banken jeden Tag die Gelder zur EZB fahre? Oder wofür müssen die Banken zahlen??
    Früher gab es eine Lohntüte und alles musste überwiesen werden da war noch Bargeld im Spiel.
    Heute wird alles per Nullen und Einsen „bezahlt“ hat die Bank dann die Festplatte voll und muss die Datei an die EZB senden? Und dafür Minus-Zinsen bezahlen?

    1. lustig ist ja, dass die Banken mit einem Klick vom Fachberater das Geld ja selbst ; „erstellen“ ; das war mir lange Zeit gar nicht bewusst. Es gibt hier gar keine Gegenbuchung oder ähnliches.

  4. „Das ist dreist! “
    Wieso ist das dreist? Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass selbst Marktwirtschaftler Markt nicht verstehen. Ein Preis für eine Leistung ist nie „dreist“. Preise sind nie „zu hoch“ oder „zu niedrig“, sondern immer richtig.
    Entscheidend ist nur das sich keine Monopole bilden, dmait der Lieferant gewechselt werden kann. Wer den Preis akzeptiert, der findet ihn in Ordnung. Nicht in Ordnung drückt sich nicht durch Geschrei, sondern außschließlich durch Wechsel des „Lieferanten“ aus.

    Ich würde als Bank so lange alle Preise hochdrücken bis der Kundenstamm zu bröckeln beginnt. Und zwar nur der Kundenstamm an dem ich was verdienen kann.
    Merke: Es gibt Kunden, die braucht kein Mensch.

    1. und die EZB hat da kein Monopol aufs Geld in EUropa ?

  5. @ Kummerfeld,
    um Kredite zu vergeben, benötigen die meisten Banken kaum das Geld ihrer Sparer. Sie buchen sich eine Forderung gegenüber dem Kunden auf der Aktivseite und eine Verbindlichkeit gegenüber dem Kunden auf der Passivseite ein. Überweist der/die Kunde/n Gelder auf andere Banken, so wird ein Tagessaldo errechnet und lediglich ein kleiner Betrag gegenüber den insgesamt errechneten Überweisungsbetrag verlässt die Bank (Clearing/Netting).
    Insofern haben gerade deutsche Banken (Targetsaldo) ein Problem mit den bei Ihnen geparkten Geldern.
    Wegen des Minuszinssatzes bei der Zentralbank bitte ich Sie, auch folgendem Hinweis nachzugehen
    https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/geldpolitik/ueberschussreserven/zweistufiges-system-fuer-die-verzinsung-von-ueberschussreserven–811892

  6. Wenn die Krall‘schen Szenarien, wie Bankenpleiten und Hyperinflation, eintreffen, wen bitte regt dann noch die Dreistigkeit einer Hausbank auf? Diese und das Geld sind dann sowieso weg.

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