Märkte

Ölpreis im Aufwind – Bullen-Nachrichten feuern an

Der Ölpreis ist weiter im Aufwind. Nach den jüngsten Meldungen aus Saudi-Arabien kürzt nun Russland noch seine Diesel-Ausfuhren.

Verknappung lautet das Stichwort. Will man einen Preis hochtreiben, muss man bei gleich bleibender Nachfrage nur das Angebot verknappen. Dies tun Saudi-Arabien und Russland seit einigen Monaten. Und erst in dieser Woche hat Saudi-Arabien seine 1 Mio-Barrel-pro-Tag-Verknappung beim Öl bis Jahresende verlängert. Dies wirkt seit Wochen, der Ölpreis steigt deutlich. Jetzt gibt es weitere gute Nachrichten für die Öl-Bullen.

Ölpreis steigt kräftig – Lagerbestände sinken

Im TradingView Chart sehen wir den Verlauf der globalen Referenzsorgte. Brent-Öl klettert seit inzwischen 9 Wochen von 73 Dollar auf aktuell 90,47 Dollar, und die Grundtendenz scheint weiter aufwärts gerichtet zu sein. Dass die Angebotsverknappung wirkt, scheinen die staatlichen Daten aus den USA zu belegen: Vier Wochen in Folge sind die Rohöl-Lagerbestände dort nämlich kräftig gesunken.

Kursentwicklung im Brent-Ölpreis seit Jahresanfang

Russland reduziert Export von Diesel

Aktuell hilft den Bullen, die auf einen noch höheren Ölpreis wetten, diese Meldung: Russland plant laut Bloomberg die Dieselausfuhren aus seinen wichtigsten westlichen Häfen in diesem Monat aufgrund von saisonalen Wartungsarbeiten bei Raffinerien um ein Viertel zu reduzieren, und wird mehr Vorräte im eigenen Land halten. Der Anstieg bei den Diesel-Futures übertraf daher jüngst die Gewinne bei Rohöl.

Expertenaussagen

Trotz der aktuellen Bullen-Rally im Ölpreis bleiben einige Banken vorsichtig. Die Analysten von JPMorgan, darunter Natasha Kaneva, halten es für unwahrscheinlich, dass der Ölpreis in diesem Jahr die Marke von 100 Dollar pro Barrel erreicht, da die Nachfrageaussichten schwierig sind. Nachdem die Entscheidungen der OPEC+ nun bekannt sind, wird sich der Blick darauf richten, wie die Zentralbanken die Inflation weiterhin bekämpfen werden.

„Der Ölpreis steigt weiter und trotzt der negativen Risikostimmung und dem starken US-Dollar“, sagte Jens Pedersen, Direktor für Öl- und Rohstoffforschung bei der Danske Bank. „Das knappe Angebot wird ein wichtiger Faktor bleiben, aber ab nächster Woche werden die großen Zinsentscheidungen der EZB und der Fed wahrscheinlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

Saxobank-Kommentar

Hier die Aussagen der Strategen der Saxobank zum Ölmarkt, ins Deutsche übersetzt: Die wichtigste Rohstoffmeldung der Woche war die Entscheidung Saudi-Arabiens und Russlands, die derzeitigen freiwilligen Produktions- und Exportkürzungen bis zum Jahresende zu verlängern. Eine Verlängerung war zwar erwartet worden, doch die Tatsache, dass sie für drei Monate statt wie üblich für jeweils einen Monat gilt, überraschte den Markt, und die politisch motivierte Entscheidung führte zu einem Anstieg der Rohöl- und Kraftstoffpreise, da Händler auf der Suche nach weiteren Aufwärtsimpulsen neue Käufe tätigten. Diese künstlich geschaffene Knappheit – man beachte, dass die OPEC-Reservekapazität auf über sechs Millionen Barrel gestiegen ist, den höchsten Stand seit 2015 – wird sich wahrscheinlich noch verschärfen, bevor sie sich ab Oktober abschwächt, wenn die Nachfrage nach Rohöl in den Raffinerien aufgrund von Wartungsarbeiten zurückgeht.

Darüber hinaus ist die angespannte Lage auf dem Markt für raffinierte Produkte weiterhin spürbar. Höhere Preise könnten die Inflation in den kommenden Monaten in die Höhe treiben und damit eine längerfristige Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank unterstützen, was wiederum das Risiko für Wachstum und Nachfrage bis 2024 erhöht. Am Freitag stiegen die US-amerikanischen und nicht zuletzt auch die europäischen Diesel-Futures stark an und unterstützten den Wiederanstieg im Brent-Ölpreis über die 90 $-Marke, nachdem Russland angekündigt hatte, die Diesel-Exporte aus seinen wichtigsten westlichen Häfen in diesem Monat im Zuge der erwähnten saisonalen Wartungsarbeiten an den Raffinerien um ein Viertel zu reduzieren, um mehr Treibstoff im Inland zu halten und so die ansonsten steigenden Preise zu dämpfen. Der in Europa gehandelte ICE Gasoil-Future erreichte mit 131 $ pro Barrel ein Achtmonatshoch, während der New Yorker Ultra-light Sulphur Diesel-Kontrakt über 138 $ pro Barrel gehandelt wurde.

Aus technischer Sicht befindet sich der Brent-Ölpreis seit Juli in einem Aufwärtstrend und muss die Unterstützung bei 89 $ halten, da ein Bruch dieser Marke die Auflösung von Longpositionen in Richtung 87,5 $ durch Händler auslösen könnte, die die Nachricht von der Verlängerung der Produktionskürzung gekauft haben. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist jedoch nach wie vor fest und die Trendlinie bei 85 $ könnte den Boden einer neuen, höheren Handelsspanne bilden, die durch das aktive Angebotsmanagement der OPEC unterstützt wird. Wir schließen uns nicht den Anhängern der 100 Dollar pro Barrel im Ölpreis an, wollen aber nicht ausschließen, dass Brent in einem relativ kurzen Zeitraum über 90 Dollar gehandelt werden könnte.

Öl-Lager in Japan
Öl-Lager in Japan. Photographer: Toru Hanai/Bloomberg

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Dem Bericht kann man entnehmen, daß Hedgefonds auf einen noch höheren Ölpreis wetten. Angesichts der aktuellen Berichterstattung über die Ölindustrie kein Wunder. Somit sind Hedgefonds gleichzeitig für Rohstoffsicherungsgeschäfte unverzichtbar.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage