Der Ölpreis steigt aktuell auf ein 10-Monats-Hoch und setzt damit eine kräftige Rally fort, die die Inflation wieder anheizen könnte. Die Angebotskürzungen der OPEC+ verknappen den Markt, und der saudi-arabische Energieminister scheint vor einer Kursänderung zurückzuschrecken. Die globale Öl-Referenzsorte Brent übersteigt heute zum ersten Mal seit November 2022 die Marke von 95 Dollar pro Barrel, nachdem Saudi-Arabien und Russland ihre Produktion gedrosselt hatten. Anfang des Monats noch bei 87 Dollar, so sehen wir Tag für Tag immer weitere Anstiege. Die Verknappung des Marktes hat laut Bloomberg eine Reihe von Vorhersagen ausgelöst, wonach die 100-Dollar-Marke für den Ölpreis bald wieder erreicht werden könnte. Das hört man zum Beispiel vom Chevron CEO Mike Wirth (siehe folgendes Video) wie auch von traditionellen Bären bei der Citigroup.
Ölpreis-Anstieg: Stark vergrößerte Time Spreads
Der jüngste Aufschwung war durch erhebliche Bewegungen bei den Time Spreads gekennzeichnet, einer der am meisten verfolgten Messgrößen des Marktes. Der Dreimonatsspread im Brent-Ölpreis hat sich in der Backwardation, einem Aufwärtsmuster, auf mehr als 4 Dollar pro Barrel aufgebläht. Zum Vergleich: Vor etwa einem Monat lag die Differenz noch bei 1,26 Dollar pro Öl-Barrel.
Seit Mitte Juni ist der Rohölpreis um etwa ein Drittel gestiegen, da Riad und Moskau gemeinsam versuchen, die Ausfuhren zu drosseln, um die Lagerbestände zu verringern und den Ölpreis wieder anzukurbeln. Eine Verbesserung der Aussichten in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt – den USA und China – hat den Anstieg ebenfalls unterstützt. Der unaufhaltsame Anstieg des Ölpreises war eines der herausragenden Merkmale der Rohstoffmärkte im dritten Quartal.
Expertenaussagen
„Das Risiko eines kurzfristigen Anstiegs auf 100 im Ölpreis mag mit der aktuellen Dynamik zunehmen, aber wir sind nicht davon überzeugt, dass dies nachhaltig wäre“, sagte Charu Chanana, Marktstratege bei Saxo Capital Markets Pte. „Eine höhere Inflation könnte eine straffere Geldpolitik bedeuten, und die OPEC+ kann die Nachfrageseite nicht kontrollieren.
Am Montag erklärte der saudi-arabische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman auf einer Konferenz in Kanada, dass die OPEC daran arbeite, die Öl-Märkte stabil zu halten und die Energiesicherheit zu verbessern, ohne einen bestimmten Ölpreis anzustreben. Die Produktionspläne werden jeden Monat überprüft, sagte er.
Inflationsdruck
Der Anstieg der Energiekosten dürfte den Inflationsdruck verstärken und damit die Aufgabe der führenden Zentralbanker erschweren, von denen viele gerade eine Reihe von Zinserhöhungen vorgenommen haben, um den Preisanstieg zu dämpfen. Es wird eine wichtige Woche für geldpolitische Entscheidungen sein, mit einer Reihe von Sitzungen, einschließlich einer bei der Federal Reserve.
Der sprunghafte Anstieg im Ölpreis in den letzten Wochen stellt auch eine Herausforderung für die Regierung von Joe Biden im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen dar, da teureres Rohöl zu teurerem Benzin führt, was für einige US-Wähler ein wichtiges Thema ist. Die durchschnittlichen Einzelhandelspreise für den wichtigsten Treibstoff haben bereits einen saisonalen Rekord erreicht.
Dennoch gibt es zahlreiche Anzeichen dafür, dass die rasante Rallye im Ölpreis kurzfristig übertrieben sein könnte: Der 14-Tage-Index für die relative Stärke von Rohöl hat den höchsten Stand seit März letzten Jahres erreicht. In den vergangenen zwei Wochen lag er meist über 70 – ein Wert, der darauf hindeutet, dass die Futures überkauft sein könnten.
FMW/Bloomberg
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Dem obigen Bericht kann man ja entnehmen, daß es der Öl-Allianz OPEC+ primär um eine stabile Ölindustrie, unabhängig von der Situation der Weltwirtschaft und der Höhe des Ölpreises geht. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß die Öl-Allianz OPEC+ im Rahmen der US-Wahl 2024 bezichtigt wird, primär einen bestimmten Ölpreis anzustreben.