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Ölpreis rutscht ab – aktuelle Daten verstärken Rezessions-Szenario

Der Ölpreis rutscht ab. Der Ölmarkt schaut derzeit vor allem auf Rezessionsängste. Aktuelle US-Daten verstärken diese Sichtweise.

Öl-Pumpen
Öl-Pumpen. Foto: User20103355-Freepik.com

Der Ölpreis zeigt Schwäche. Das Szenario der Nachfrageschwäche wegen zunehmenden Rezessionssorgen in wichtigen Verbrauchsregionen wie China, USA und Europa nimmt zu, und schiebt nun schon die ganze Woche den Fakt bei Seite, dass Saudi-Arabien und Russland weiterhin ihre Fördermengen gesenkt halten. Amerikanisches WTI-Öl fällt vom Hoch am Dienstag bis jetzt um gut 6 Dollar. Alleine in den letzten zwei Stunden fällt der WTI-Ölpreis um mehr als zwei Dollar auf unter 74 Dollar. Schauen wir uns das genauer an.

Ölpreis rutscht – aktuelle US-Daten

Um 14:30 Uhr wurden in den USA auf Wochenbasis mehr Anträge auf Arbeitslosenhilfe gemeldet, auch der PhillyFed-Index war schwach. Dann um 15:15 Uhr wurden Daten zur US-Industrieproduktion gemeldet. Streiks wurden bereits berücksichtig, trotzdem fielen die Daten noch schwächer aus als erwartet mit -0,6 % im Monatsvergleich. Das bedeutet für den Ölpreis: Es geht bergab, weil man damit nämlich eine sinkende Nachfrage nach Öl in den USA vermuten dürfte. Wenn Industrie und Verbraucher weniger tanken, wird weniger Rohöl bei den Produzenten nachfragt, der Ölpreis kann fallen. Dies wird jetzt in Windeseile in den Preisen am Terminmarkt eingearbeitet.

In der folgende Bloomberg-Grafik sehen wir auf 6-Monatssicht, wie sich die Lagerbestände in den USA in negativer Korrelation zum Ölpreis bewegen. Zuletzt stiegen die Lagerbestände, was auf weniger Nachfrage, zu viel Angebot an Öl, oder beides gleichzeitig schließen lässt.

Verlauf im WTI-Ölpreis im letzten halben Jahr im Vergleich zu Lagerbeständen

Analystenkommentar

Die Saxo Bank hat heute früh zum Ölmarkt geschrieben: Rohöl wird niedriger gehandelt, nachdem der Ölpreis zu Beginn der Woche keinen sicheren Boden erreicht hatten und neue spekulative Verkäufe einsetzten. Auslöser war ein zweiwöchiger Anstieg der US-Rohölvorräte um 17,5 Mio. Barrel, der zum Teil auf die geringe Nachfrage der Raffinerien während der jetzt zu Ende gehenden Wartungsarbeiten zurückzuführen ist. In der Zwischenzeit wurden Daten aus China veröffentlicht, wonach der Durchsatz der Ölraffinerien des Landes im Oktober gegenüber dem Höchststand des Vormonats nachgelassen hat, was auf eine schwächere Brennstoffnachfrage der Industrie und sinkende Raffineriemargen zurückzuführen ist.

Einordnung

Der Ölpreis sank, nachdem ein Anstieg der US-Lagerbestände die Stimmung am Markt angesichts der schwächeren Nachfrage und des konstanten Angebots noch verstärkt hatte, so schrieb es Bloomberg heute Vormittag. Weiter heißt es: Die Daten der US Energy Information Administration (EIA) bestätigten am Mittwoch, dass die Rohölvorräte auf den höchsten Stand seit August gestiegen sind, einschließlich eines Anstiegs am wichtigen Umschlagplatz in Cushing, Oklahoma.

Der Rohölhandel wurde von widersprüchlichen Signalen beeinflusst, wobei der Ölpreis letzte Woche auf ein Dreimonatstief fiel, bevor er sich leicht erholte. Die Internationale Energieagentur erklärte am Dienstag, dass das Produktionswachstum bedeutet, dass die Märkte in diesem Quartal nicht so eng sein werden, wie erwartet worden war. Und während die OPEC am Montag auf robuste Nachfragetrends hinwies, gehen Händler davon aus, dass der größte Produzent der Gruppe, Saudi-Arabien, eine Angebotskürzung verlängern wird.

Die US-Daten zeigten eine gewisse Unklarheit, wobei ein Rückgang der Produktvorräte auf eine stärkere Nachfrage nach Benzin, Diesel und Düsentreibstoff hindeutet, was auch den Rohölverbrauch ankurbeln würde. Darüber hinaus stieg der implizite Benzinverbrauch, obwohl er weiterhin unter dem saisonalen Fünfjahresdurchschnitt liegt.

Der Energiesicherheitsberater von Präsident Joe Biden, Amos Hochstein erklärte, dass die USA angesichts des Nahostkonflikts Sanktionen gegen mehr als 1 Million Barrel Ölexporte aus dem Iran pro Tag verhängen werden. Ein Wiederanstieg der Ölströme aus Venezuela nach der Lockerung der US-Sanktionen könnte dazu beitragen, etwaige Angebotsverluste auszugleichen, da die Vitol-Gruppe einen Supertanker gemietet hat, um Öl aus dem lateinamerikanischen Land zu laden.

FMW/Bloomberg/Saxo Bank



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1 Kommentar

  1. Apropos widersprüchliche Daten für die Ölindustrie: Dazu zählt die stümperhafte Ölpolitik des 46. US-Präsidenten Joe Biden. Zum einen sein politischer Eiertanz gegenüber dem OPEC+-Mitgliedsland Bolivarische Republik Venezuela. Und nach den aktuellen Luftangriffen gegen die Iranische Revolutionsgarde, die teils auf seinen Befehl hin erfolgten, sanktioniert er nunmehr auch noch die Ölindustrie des OPEC+-Mitgliedslandes Islamische Republik Iran entsprechend. Die Auswirkungen auf die Straße von Hormus bleiben abzuwarten. Die für Rohstoffsicherungsgeschäfte unverzichtbaren Hedgefonds haben ebenfalls einen Anteil an der aktuellen Entwicklung des Ölpreises.

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